Cover des Buches New York zu verschenken (ISBN: 9783570173978)
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Rezension zu New York zu verschenken von Anna Pfeffer

Ein humorvoller, schlagfertiger und überraschender Chat-Roman über die Liebe

von pantaubooks vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Ein humorvoller, schlagfertiger und überraschender Chat-Roman über die Liebe

Rezension

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pantaubooksvor 6 Jahren

Da in einem Chat- oder Briefroman das Setting nur schwer zu bewerten ist, stehen für mich in dieser Rezension der Plot und die Figuren im Mittelpunkt. Anton, der mit seinem Aufruf, eine Reise verschenken zu wollen, die ganze Geschichte erst ins Rollen bringt, ist mein persönlicher Held der Geschichte. Seine Figur hat mir am meisten gefallen, denn obwohl er zuerst als oberflächlicher Spaßvogel eingeführt wird, ist an ihm am deutlichsten eine Figurenentwicklung zu erkennen. Anton liebt sein Leben, denn er hat alles, was man sich wünschen kann: reiche Eltern, viele Freunde, jede Menge Partys –und vor allem – Spaß am Leben. Für ihn zählt der Spasso, koste es was es wolle.

Anton: Jeder will doch ein perfektes Leben ohne Schmerz, mit viel Kohle und jeder Menge Spaß. Einfach eine geile Zeit erleben. Mach dir nichts vor, Liv, du willst das auch! (S. 24)

Mit dieser Lebenseinstellung könnte Anton nicht weniger mit Liv gemein haben, denn Liv passt häufig für ihre Mutter auf die kleine Schwester auf, bleibt dadurch viel zu Hause und vertieft sich generell an den Wochenenden lieber in ihre Bücher als auf Partys zu gehen. Als Leser kann man sich gut vorstellen, wie viel Zündstoff die Geschichte bieten wird, wenn zwei so unterschiedliche Charaktere aufeinandertreffen. Dementsprechend heiß geht es auch her, als Anton und Liv miteinander schreiben und ihre jeweiligen Lebensphilosophien vehement vertreten. Besonders witzig ist der Schlagabtausch, den sich beide liefern und bei dem sie einander mehr und mehr kennenlernen.

Anton: Hey, jetzt ist gleich wieder der dicke Dr. Einstein da und sieht sich meinen Fuß an. […] Liv: Ich glaube, Dr. Einstein wird dir gleich offenbaren, dass dein Fuß amputiert werden muss. Tschüss, Perfektion! (S.82)

An Antons Figur kann man sehr schön sehen, wie ihm langsam die teils witzigen, teils ernsten Gespräche mit Liv zu gefallen scheinen, denn obwohl ihm die Mädchenherzen reihenweise zufliegen (laut eigener Aussage), konnte er noch mit niemandem so intensive Gespräche führen wie mit Liv. Sie wird ihr Tagebuch, was für Anton eine ganz neue Erfahrung ist. Auch wenn sie nur chatten, merkt man als Leser, wie Antons Macho-Fassade mehr und mehr bröckelt und ein ganz anderer Mensch zum Vorschein kommt. Immer wieder kommen in den Chats die Themen durch, die Anton wirklich bewegen, und über die er normalerweise nicht spricht. Die Anziehungskraft, die beide anscheinend nur über das Schreiben aufeinander auszuüben beginnen, wird in zarten Andeutungen angelegt, die ich romantisch und amüsant fand.

Anton: Vielleicht bist du auch gerade beschäftigt und schreibst bereits an deiner Biografie, von den Höhen und Tiefen deines langen Lebens – dann widmest du mir sicher ein paar Seiten. Oder ein ganzes Kapitel? Hier ein paar Vorschläge für die Kapitelüberschriften: „Der endgeile Typ, mit dem ich New York nie sah“ oder „Anton oder die verpasste Gelegenheit“ […] (S. 59)

Sehr gefallen hat mir, dass der Chat auch mal einseitig ist, wenn entweder Liv oder Anton nicht unmittelbar auf eine Nachricht antworten. Die Spannung der Liebesgeschichte entsteht genau in diesen Momenten (was einen Chat- oder Briefroman ja auch ausmacht), weil man natürlich wissen will, warum sich Liv tagelang nicht meldet, Anton sich aber die Finger wund zu schreiben scheint. So liest man Nachricht um Nachricht, erst witzige, dann immer verzweifeltere und fühlt sich mit den Figuren verbunden. Meiner Meinung nach lebt der Plot der Geschichte von einer Menge urkomischer und ernster Missverständnisse zwischen den beiden Protagonisten, von unausgesprochenen Dingen, von Geheimnissen, von aufkeimenden Gefühlen – und einer Sehnsucht nach einem wirklichen Partner, die jeden umtreibt.

Sprachlich haben die beiden Autorinnen ganze Arbeit geleistet. Sie werden nicht nur der umgangssprachlichen Jugend-, sondern auch der Chatsprache mit all ihren Abkürzungen und Smileys gerecht (einige Abkürzungen sind anscheinend so aktuell, die musste ich sogar googeln). Ihr Schreibstil lässt beide Figuren sehr authentisch wirken und hat es für mich noch leichter gemacht, mich mit ihnen zu identifizieren.

Fazit & Bewertung

New York zu verschenken ist ein humorvolles Jugendbuch in Form eines Chat-Romans, das mir sehr gut gefallen hat. Das Autorinnen-Duo Anna Pfeffer versteht sich ungemein darauf, witzige Charaktere mit Tiefe zu erschaffen, die genügend Konfliktpotenzial mitbringen, um die Spannung innerhalb der Handlung, selbst bei längeren Chat-Passagen, nicht abreißen zu lassen. New York zu verschenken hat mich zum schmunzeln gebracht und mein Herz an genau den richtigen Stellen höher schlagen lassen!

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