Rezension
Jeder verbindet einen Gegenstand, ein Lied, eine Situation oder was auch immer mit einigen Erinnerungen. Im Roman „Der Walnussbaum“ von Anna Radovani ist ein Walnussbaum enorm wichtig für die Protagonistin, mit diesem läuft alles zusammen.
Die junge Kroatin Nella lernt 1980 den sympathischen Nik kennen und verliebt sich auch sogleich in ihn. Gleichzeitig herrscht hier aber der Krieg – schafft es ihre Liebe diesen zu überstehen? Auch Ereignisse aus der Vergangenheit machen ihr hier zu schaffen und Nella muss sich entscheiden: Für den Kampf für Freiheit oder für die Liebe ihres Lebens.
Anfangs ist einem nicht gleich klar, was es mit dem Baum auf sich hat. Nach einigen Seiten wird aber schnell klar, dass dieser ein großes Lebensereignis von Nella darstellt. Ihm erzählt sie ihre Träume, Wünsche und vertraut sich ihm ganz an. Zudem erinnert er sie an ihren Großvater, der verstorben ist. Dieser hat den Baum einmal gepflanzt. So nimmt die Geschichte ihren Lauf, dass Nella Nik kennenlernt. Ab diesem Zeitpunkt beginnt eine wunderbare Liebe, die fast greifbar durch die Zeilen erscheint – man fühlt fast selbst die Schmetterlinge im Bauch.
Nella ist eine sympathische junge Dame, die sich viel vom Leben erhofft und nicht gern zurückblickt. Keiner kann es ihr verübeln – war ihre Kindheit ja nicht so leicht, denn ihre Eltern haben für die Freiheit gekämpft, waren im Gefängnis und sind dann irgendwann ausgewandert, ohne sie. Ab diesem Zeitpunkt wuchs Nella bei ihrer Oma auf, die zwei verbindet ein inniges Verhältnis.
Nik ist erst undurchschaubar, scheint aber ein sehr netter Kerl zu sein. Die zwei scheinen zusammenzupassen wie die Faust aufs Auge und man wünscht ihnen nur das Beste. Wie er Nella seine Liebe bekundet könnte fast aus einem unserer geheimsten Träume sein.
Überhaupt alle Personen in diesem Roman sind zum Greifen nahe gezeichnet, man sieht sie fast vor sich, denn durch die wunderbare Erzählweise der Autorin ist man wirklich mittendrin. Der Schreibstil ist locker gehalten und auch durch die leichten Kapitel ist das Lesen an sich selbst schnell voranbringend. Zwischendurch wird es leider etwas langatmig, da nichts zu passieren scheint und die Geschichte stellenweise vor sich hinplätschert. Es geht aber wieder bergauf und zieht den Leser von Neuem in den Sog hinein.
Wer nicht glaubt, dass selbst eine Liebesgeschichte mitreissend sein kann, der muss sich das Buch vornehmen und es von Anfang bis zu Ende lesen, auch Tränen bleiben hier nicht fern, könnte sogar ein ganzer Bach werden.
Empfehlenswert an alle Leser, die gerne bei der Geschichte dabei sind und das nicht nur als ferne Zuschauer, sondern mittendrin. Für diejenigen unter uns, die Liebesgeschichten mit geschichtlichem Hintergrund zusagen, ist es ein gefundenes Lesefutter!