Rezension zu "Kalte Pfoten" von Anna Ringberg
Das Cover mit dem süßen Hundebild täuscht, und hat wohl so einige enttäuscht, was äußerst verständlich ist, aber sehr schade. Man bekommt hier keinen zuckersüßen Wohlfühl-Roman, wie es das Cover leider suggeriert, sondern eine Unterschicht-Milieustudie mit Protagonisten, die man nicht leicht ins Herz schließt. Der Ablauf von zwei, drei Tagen im Leben der Hauptfiguren wird mit nordischer Langsamkeit und vielen ehrlichen Details geschildert, und ich brauchte auch eine Weile, mich darauf einzulassen. Es gibt auch Gewalt, und Blut fließt. Belohnt wird man mit einer Erzählung der Innen- und Außenwelten, die in ihrer schonungslosen Genauigkeit fast an Doris Knecht erinnert, und noch dazu mit einer der wohl schönsten und zugleich herzzerreißendsten Sex-Szenen der Literaturgeschichte. Und am Ende stellt man überrascht fest, dass sich die Hauptfiguren ins Herz geschlichen haben, wie ein Whippet durch einen schmalen Spalt.