Rezension zu "V wie Viktor" von Anna Schwarz
Was sagt es über ein Buch aus, wenn ich das Wort „Ende“ lese und erfreut „Endlich!“ rufe? Nicht viel.
Das Buch fing leider Gottes mit lauter Vorurteilen an. Auf dem Cover sehen wir einen jungen Mann mit extremst ge-photoshop-ten blauen Augen. Ich vermute, dass es Viktor sein soll, unser männlicher Protagonist und Titelgeber. Leider finde ich diesen Mann überhaupt nicht attraktiv.
Dann verwirrte mich das Vorwort, in dem die Autorin schreibt, dass sie viele Vampirbücher gelesen hat und jeder Autor seine Vampire ja etwas individualisiert, sie aber keine extra superkalifragilistikexpialigetischen Fähigkeiten einführt und auch die Erklärung der Herkunft der Vampire als Aliens ablehnt. Aha, was auch immer sie uns damit sagen will?!
Dann geht also die Geschichte los und die Protagonistin heißt Anna, ebenso wie die Autorin. Say what?!
Anna (die Protagonistin, nicht die Autorin!) lernt also unter zufälligen Zufällen Viktor kennen. Eigentlich tut sie so was nie, aber heute macht sie eine Ausnahme und fährt mit Viktor zu ihm nach Hause. Nee, klar. Ich tue so was nie. Aber was kostet die Welt?
Gerade erst im Penthouse (jawohl, reicher Vampir!) angekommen, muss Viktor gehen, aber Anna bleibt halt einfach nackig bei ihm. Tut das nicht jede Frau? Nackig auf den Fremden in seiner Wohnung warten, nachdem er sie da grad erst hingebracht hat? In der Stretchlimo mit Fahrer?
Doch dann taucht eine Frau im Appartement auf, augenscheinlich Viktors Frau. Just in diesem Moment kommt auch Viktor wieder und Anna erzählt ihm nur noch, was er für ein A** ist, dass er seine Frau auch noch in der gemeinsamen Wohnung betrügt.
Am nächsten Tag ruft Viktor Anna an und es kommt, wie es kommen muss: sie gibt nach. Sie geht mit ihm essen (auf seinem Hausboot, welches er zusätzlich zum Penthouse hält) und er erzählt ihr mal eben, dass er ein Vampir ist. Dann trinkt sie einen Tropfen seines Blutes und kann auf einmal seine Gedanken lesen. So zeigt Viktor ihr, wie er zum Vampir wurde und was er seitdem gemacht hat und dass er sie liebt. Die beiden kennen sich zwar erst seit gestern, aber wir wollen ja nicht mit Liebe geizen. Dann landen die beiden erwartungsgemäß im Bett. Anna gibt natürlich auch sofort ihren Job auf, um sich ganz ihrer Liebe zu widmen.
Anna lernt auch Viktors Freund Andrew und dessen Freundin Lin kennen. Lin klingt ja nun entweder nach einer Abkürzung von Linda oder asiatisch. In diesem Fall ist es letzteres. Dafür, dass von fünf näher benannten Vampiren drei aus Russland kommen, einer aus Schottland und einer aus Frankreich, wird die asiatische Lin sehr rassistisch als „Mischling“ bezeichnet. Dieses Buch lebt von Menschen mit Migrationshintergrund, aber Lin ist ein Mischling?
Im Laufe des Gesprächs erfuhren wir, dass sie tatsächlich ein Mischling war, ihre Mutter kam aus Japan, ihr Vater aus Deutschland, aber sie war hier geboren und aufgewachsen. (Seite 62)
Das geht ehrlich gesagt gar nicht. Dann hat Anna Lin andauernd „Liebes“ genannt, was mich persönlich tierisch nerven würde, wenn mich jemand andauernd Liebes nennt. Mir kam Lin dadurch klein, jung, kindisch und naiv vor. So wie man sein vierjähriges Mädchen mit „Liebes“ anspricht. Und nennt eine Frau eine andere Frau Liebes, wenn sie sich erst einen Tag kennen?
Die Dreiecksgeschichte kommt hier dann auch noch vor. Andrew macht mit Lin Schluss, weil er sich offensichtlich in Anna verguckt hat. Dann werden Anna und Lin entführt und nach ihrer Rettung erzählt Anna ihrem „Liebes“, dass Viktor sie (Anna) liebt, genauso wie Andrew sie (Lin) liebt. Lin macht sich natürlich Hoffnungen, aber Andrew steht doch auf Anna. Wieso erzählt Anna dann so einen Quatsch? Dann kommt der Eklat, Anna flüchtet, Andrew findet sie. Eigentlich würde Anna gern mit Andrew, aber sie scheint dann doch noch etwas Anstand neben ihrem Flittchen-Gen zu haben und überlegt kurz. Dann wird sie „glücklicherweise“ von Viktor gerettet, der seinen Chauffeur schickt, um Anna abzuholen.
Angeblich können die Vampire die Gedanken der Menschen lesen und Annas Gedanken sind wohl sehr „laut“. Aber trotzdem merkt Viktor nicht, dass Anna auch auf Andrew steht. Sie ist aber doch genauso doof wie Andrew. Beide hintergehen Viktor, aber der ist nur auf Andrew sauer.
Dann ist die Geschichte auch schon zu Ende und es folgt ein Nachwort:
Ende? (Jaana, Ende!!)
Jetzt? (Zum Glück jetzt! Schade, dass es nicht schon 100 Seiten vorher kam!)
Mittendrin? (Scheißegal, Hauptsache vorbei!)
Es sind noch so viele Baustellen offen! (WTFC? außerdem heißt es wohl "es sind noch vielE Baustellen offen)
[…]
Angeblich weiß die Autorin noch nicht, wie die Geschichte ausgeht, dass hat ihr die Geschichte nämlich noch nicht verraten. Äh, nee ist klar.
Danach kommt noch ein Danke, aber das hab ich mir schon gar nicht mehr angesehen.
Das Buch ist breiter als ein Taschenbuch. Die Zeilen waren entsprechend länger, das Lesen fiel mir schwer. Mir sind verhältnismäßig viele Fehler aufgefallen, da fehlt öfter mal ein Wort im Satz. (Da fehlt öfter mal Wort im Satz)
Alles in allem bin ich sehr enttäuscht, einfach nur genervt von dem ständigen „Liebes“ und geschockt von dem Rassismus gegenüber Halb-Japanerinnen-Deutschen in einem Buch voller Russen, Schotten, Deutscher und Franzosen. Die Geschichte spielt übrigens in und um Berlin. Drei Personen sind Deutsche, es gibt einen „Mischling“ und der Großteil der Belegschaft sind Ausländer. Aber gegen Lin wird gehetzt?