Eigentlich herrscht im Dicken Dickicht Ruhe und Ordnung. Die Waldtiere leben in Frieden zusammen und es gibt nicht viel für die Waldpolizei zu tun. Bis eines Abends ein schreckliches Verbrechen geschieht. Anstatt sich auf den Winterschlaf und wohlverdienten Ruhestand zu freuen, heißt es für Dachs - den Chef der Waldpolizei - und seinen Kollegen Dachskatz, den Mord an Hase aufzuklären. Das Cover ist kindgerecht und sehr ansprechend. Die Schrift ist groß genug für Leseanfänger und durch tolle Illustrationen werden die kurzen und überschaubaren Kapitel aufgelockert. Die süße, kindgerechte und bestimmt nicht gruselige Geschichte lässt sich gut vorlesen, ist aber auch einfach zu lesen und nicht sehr anspruchsvoll. Es geht um Mord, Diebstahl, Vorurteile und Ausnutzung eines Sozialgesetzes. Auf dem Weg zum überraschenden Ende fiebert und sucht man selbst mit nach dem Täter. Durch menschliche Eigenschaften und Charakterzüge bei den Tieren lässt sich leicht eine Parallele zu uns Menschen ziehen. Die tierischen Schwächen, wie Dachskatz Unfähigkeit, den Mäuseschwänzen zu widerstehen, obwohl er doch ein Dachs und keine Katze ist, lassen einen immer wieder schmunzeln. Mir hat es gefallen, dass der Chefpolizist Dachs sich trotz beginnender Müdigkeit und der Verlockung des baldigen Winterschlafs immer wieder durchringt, den wahren Täter oder Täterin zu suchen, damit am Ende die Gerechtigkeit siegt. Ich bin gespannt, welche Fälle Dachs und sein Kollege noch alles aufklären werden.
Anna Starobinets
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Anna Starobinets
Dachs im Dickicht – Hasenhunger
The Living
Neue Rezensionen zu Anna Starobinets
Selten kommen mir Kinderbücher aus dem russischen übersetzt in die Hände und dann noch von einer Autorin die als russische Antwort auf Stephan King gehandelt wird! Das macht neugierig oder? Die Autorin Anna Starobinets hat eine neue Kinderbuchserie erfunden die sich „Dachs im Dickicht“ nennt und der Auftaktwaldkrimi heißt: Hasenhunger. Sehr treffend, denn es geht in der Tat um einen gefressenen Hasen und wer es wohl war. Der weise Dachs-Kommissar untersucht alle Spuren und Indizien genau und lässt sich nicht von populistisch schnellen Anschuldigungen in die Irre führen.
Ein sehr gelungener Mitratekrimi für Kinder in denen ausschließlich Tiere vorkommen, die aber das menschliche Leben amüsierend abbilden. Bilder gibt es nur wenige und der Text ist auch recht umfangreich und anspruchsvoll, denn hier wird in der Tat a la Sherlock Holmes ermittelt. Sprich, nicht nur sollte man einigermaßen lesen könne, sondern muss auch die verschiedenen Indizien und Aspekte des Falls im Hinterkopf behalten. Der dünn wirkende Band hat 150 Seiten und ist aus meiner Sicht ab der 3./4. Klasse zum Selbstlesen geeignet. Davor eher was zum gemeinsamen Vorlesen in Klasse 1 & 2. Band 2 wird voraussichtlich im Herbst 2021 erscheinen mit dem Titel „Das letzte Huhn“.
Tierkrimis für Kinder haben wir mittlerweile einige gelesen. Darum wollten wir den ersten Band der Reihe von „Dachs im Dickicht“ auch gleich lesen.
Und wir hatten in 3 Generationen durchaus Spaß, denn mein Sohn und ich haben dieses Buch mal wieder übers iPad meiner Mutter vorgelesen. Besonders gefallen haben uns die liebevollen und witzigen Illustrationen von Stefanie Jeschke. Die Mimik der Tiere gelingt Jeschke einfach grandios.
Aber manchmal war es dann doch sehr düster: So sehr ich ironische Wendungen und Assoziationen für Erwachsene mag, hier fand ich es manchmal für die Kindersicht doch schon ganz schön ums Eck gedacht. Und so zündeten dann einige Jokes bei meinem Sohn und meiner Mutter nicht.
Das liegt vielleicht auch daran, weil hier eine Erwachsenenwelt in Tierform erzählt wird, und mir immer wieder die kindliche Sicht auf die Dinge fehlte. Das fängt schon damit an, dass hier in einem echten Mordfall ermittelt wird (auch wenn, es dabei später einen Twist geben wird). Keine Angst, das ist jetzt nicht blutig oder gruselig, sondern sehr reduziert erzählt, aber die Kinder sollten schon einen Faible für ironische Brechung haben.
Viele Witze zündeten bei uns dann auch, also z.B. die welche lustigen Handwerker es unter den Tieren alle vorhanden sind und dass es im Wald Fußbodenheizungen gibt. Auf alle Fälle war der weitgehend vegetarische Lebensstil aller Tiere sehr gelungen. Dazu setzt die Gesellschaft im dicken Dickicht setzt sehr auf Gleichberechtigung der Tiere und Gerechtigkeit. Nun ja, Vorurteile wie gegen den Wolf sind aber dennoch vorhanden und kochen nach dem Mordfall schnell wieder hoch.
Irgendwie bin ich mir aber nicht ganz sicher, ob einige Assoziationen ganz zu Ende gedacht wurden. Das Findelkind des Kommissars lebt als Katze. Ich fand sehr schon an seinem Charakter, dass hier die Frage gestellt wird: Wer möchte ich sein! Und die Frage nach Selbstbestimmung ist so wichtig. Aber für meine Assoziation hin zu trans Personen ist es mir dann zu viel „Deadnaming“ (Benutzen der abgelegten Namen in Form von „Dachskatz“) und zu viel Thematisierung in Form eines „Otherings“ (Betonung des Anderssein) im Buch.
Mein Sohn (9) und seine Oma (78) haben sehr gerne mitgelesen und auch oft gelacht und wollten beide 3 bis 4 Sterne vergeben. Beide haben Abstriche gesehen, waren aber etwas ratlos, worin die genau gelegen haben. Und irgendwie blieb uns das Buch dann auch nicht so nachhaltig im Gedächtnis.
Ein witziger Krimi, der aber auch einige düstere Seiten hat und manchmal nicht ganz zu Ende gedacht ist. Wir vergeben sehr gute 3,4 von 5 Sternen.
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