Beim Lesen dieses Buches war ich hin und her gerissen. Sehr gut gefallen haben mir die komplexe, fintenreiche Handlung und die detailliert ausgearbeitete Welt. Eine Karte erleichtert es, den Überblick über all die Orte zu behalten. Außerdem gefiel mir zunächst der Schreibstil ausnehmend gut: mitreißend und actiongeladen. Die Szenen wurden sehr plastisch in mein Kopfkino projiziert. Und es gibt viele interessante Figuren.
Damit bin ich bei meinem ersten Kritikpunkt: Ja, mehrere Perspektivfiguren können die unterschiedlichen Facetten einer Geschichte mitunter besser widerspiegeln als eine einzige. Aber so viele? Nicht nur, dass es zu Beginn verwirrend war, den Überblick zu behalten, wer denn nun eigentlich wer ist und auf wessen Seite er steht. Nein, die Autorin führt immer wieder neue Perspektivfiguren ein. Das machte es für mich unmöglich, mich überhaupt mit einem der Charaktere zu identifizieren. Immerhin wusste ich nie, ob die Figur nochmal in dem Buch auftaucht, oder ihre Perspektive nicht mehr relevant ist. Tatsächlich verläuft dann so mancher Handlungsstrang, so manche Perspektive einfach im Sand. Außerdem lässt die Autorin den Leser wenig ins Innere ihrer Figuren blicken. Richtig mitfühlen konnte ich mit keiner von ihnen.
Ungereimtheiten in der Handlung: Immer wieder treten Logikbrüche auf. Nichts, was den Plot an sich entscheidend beeinflusst, aber ärgerlich. Offenbar wurden die einzelnen Abschnitte getrennt voneinander überarbeitet.
Die plastischen Schilderungen werden im Laufe des Buches zunehmend ungenau. Auch erscheint mir die Gewichtung in den Details mitunter fragwürdig: Eine äußerst brutale Szene wird in allen Einzelheiten beschrieben. Hingegen hatte ich immer wieder Mühe, mir andere Szenen überhaupt vorzustellen: Sind sie jetzt noch im Thronsaal oder doch schon in den Gärten, über die sie die ganze Zeit reden?
Wer sagt eigentlich was? Viel zu oft wurde mir erst im nächsten Absatz klar, welche Figur denn gerade gesprochen hatte. Mitunter wurde ich nie ganz schlau daraus. Eine Eigenheit, die sich leider durch das ganze Buch zieht.
Vor allem gegen Ende hin wurden mir die Grausamkeiten und die nicht enden wollenden Kampfszenen zu viel. Hier wäre weniger definitv mehr gewesen.
Dennoch vergebe ich vier Sterne, da die Geschichte an sich viel Potenzial hat und ich trotz allem gespannt bin, wie es weitergeht.