Cover des Buches Die Tänzerin von Paris (ISBN: 9783746633169)
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Rezension zu Die Tänzerin von Paris von Annabel Abbs

Bedrückende Geschichte über Lucia Joyce

von LuluCookBakeBook vor 7 Jahren

Rezension

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LuluCookBakeBookvor 7 Jahren
„Tragisches Schicksal“ – ja, so kann man das nennen. Hätte ich vorher gewusst, was mich bei diesem Buch erwartet, hätte ich es vielleicht nicht gelesen. Lucia, die Tochter von James Joyce, ist eine talentierte Tänzerin, wird jedoch von ihrer Familie stark eingeschränkt und geht daran zugrunde.

Die Gestaltung des Buches finde ich sehr gelungen. Es wird gut erkennbar, dass es sich um einen historischen Roman handelt und das Cover fügt sich schön in die Reihe der anderen „Mutigen Frauen zwischen Liebe und Kunst“ ein. Der Eiffelturm ist natürlich Pflicht, wenn die Geschichte in Paris spielt.

„Ja, Tanz war meine Antwort. Was immer das Leben mir abverlangte, ich musste weitertanzen.“ (S. 40)

Annabel Abbs‘ Schreibstil fand ich für einen historischen Roman typisch und passend. Zum Teil eher umständliche Sätze und viele ausschweifende Gedanken der Protagonistin. Nach dem ersten Kapiteln hatte ich mich gut eingelesen und verfolgte gespannt das Geschehen.

Die Autorin erzählt die Geschichte in zwei Zeitebenen: Zum einen befindet sich Lucia 1934 in Zürich bei einem Arzt. Dort erleben wir die gemeinsamen Sitzungen der beiden. Deutlich ausführlicher gibt es Einblicke in Lucias Leben von 1928-1932, hauptsächlich in Paris. Man weiß also von Beginn an, dass sich Lucia am Ende in psychologischer Behandlung befinden wird und erlebt in der zweiten Ebene, wie es dazu kommt.

Lucia ist ein schwieriger Charakter. Ihre Liebe zum Tanzen spürt man deutlich. Von ihrer Familie bekommt sie jedoch keine Unterstützung dafür. Sie ist die Muse für ihren Vater, der es jedoch lieber hätte, sie würde nur für ihn tanzen. Ihre Mutter begegnet ihr mit viel Verachtung, was ich überhaupt nicht verstehen konnte. In Bezug auf Männer wirkte Lucia sehr naiv auf mich. Stets erträumt sie sich nach wenigen Begegnungen sofort eine glückliche Ehe, in der sie endlich auf eigenen Beinen stehen und dem Tanzen nachgehen kann. Dass sie immer wieder abgewiesen wird, belastet sie natürlich.

„Sie sollten mehr aus dem Haus gehen. Alle sind hier in Paris, um frei zu sein und sich zu amüsieren, und Sie leben wie eine Nonne im Kloster.“ (S. 313)

Annabel Abbs hat eine Geschichte über Lucia Joyce geschrieben, die von einer jungen lebensfrohen Frau erzählt, die immer mehr in einen psychischen Abgrund stürzt. Das ist sehr bedrückend und erzeugt viel Mitgefühl. Wäre es eine fiktive Figur gewesen, hätte die Autorin sicherlich einiges anders gemacht und alles zu einem besseren Ende geführt. Was passiert ist, ist aber eben leider passiert. Insgesamt wirkten die Hintergründe und Fakten gut recherchiert.

Fazit
Lucia Joyce hatte kein einfaches Leben, was „Die Tänzerin von Paris“ zu einer recht bedrückenden Geschichte macht. Annabel Abbs ist ein guter historischer Roman gelungen, der sicher nicht für jeden etwas ist. Auf diese Geschichte muss man sich mit ein bisschen Zeit einlassen.
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