Anne Berest

 4,1 Sterne bei 245 Bewertungen
Autorin von How To Be Parisian wherever you are, Die Postkarte und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Anne Berest, geboren 1979, ist Theaterregisseurin. „Traurig bin ich schon lange nicht mehr“ ist ihr erster Roman. Er wurde von der französischen Kritik begeistert begrüßt und für den „Prix Goncourt Premier Roman“ nominiert.

Alle Bücher von Anne Berest

Cover des Buches How To Be Parisian wherever you are (ISBN: 9783442719839)

How To Be Parisian wherever you are

(113)
Erschienen am 14.10.2019
Cover des Buches Die Postkarte (ISBN: 9783492321051)

Die Postkarte

(63)
Erschienen am 24.10.2024
Cover des Buches Traurig bin ich schon lange nicht mehr (ISBN: 9783442745760)

Traurig bin ich schon lange nicht mehr

(13)
Erschienen am 13.05.2013
Cover des Buches Ein Leben für die Avantgarde (ISBN: 9783351038557)

Ein Leben für die Avantgarde

(1)
Erschienen am 20.09.2021
Cover des Buches Die Postkarte (ISBN: 9783869525846)

Die Postkarte

(37)
Erschienen am 01.06.2023
Cover des Buches Sagan, Paris 1954 (ISBN: 9781908313898)

Sagan, Paris 1954

(1)
Erschienen am 15.06.2015

Neue Rezensionen zu Anne Berest

Cover des Buches Die Postkarte (ISBN: 9783492321051)
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Rezension zu "Die Postkarte" von Anne Berest

lillywunder
Ganz außergewöhnlich

Es ist Januar 2003 als die Mutter der Autorin Anne Berest eine Postkarte ohne Absender im Briefkasten findet. Darauf: nichts als die vier Vornamen der jüdischen Familienmitglieder, die Jahrzehnte zuvor in Auschwitz ermordet wurden.

EphraÏm

Emma

Noémie

Jacques

Als Anne Berests Tochter in der Schule Antisemitismus erfährt, beginnt sie eine aufwändige Spurensuche nach dem Absender und eine Rekonstruktion ihrer Familiengeschichte. Und sie, Enkeltochter einer Überlebenden, schreibt dieses Buch.

Mehr als ein Roman ist "Die Postkarte" eine autofiktionale Recherche, eine gelungene Verbindung von jüdischer Familiengeschichte und historischen Fakten. Anne Berest hätte unzählige Möglichkeiten gehabt, die verschiedenen Zeitebenen miteinander zu verbinden und hat sich - finde ich - für die bestmögliche Art und Weise entschieden, diese Geschichte zu erzählen. Der Spannungsaufbau funktioniert bis zum Schluss. 

Es gibt eine Geschichte vor Auschwitz, diese erzählt vom besetzten Frankreich, von Kollaboration und Denunziation, von Deportationsszenen, die ins Mark treffen, aber auch von der Résistance. Die Geschichte nach Ausschwitz erzählt von den verlassenen Häusern der Deportierten und von der Rückkehr der Überlebenden, die zu den schmerzhaftesten, eindrücklichsten Szenen des Buchs gehört. Jedes Mal ist es die unverdiente Hoffnung, das Unvermögen sich das Ausmaß der Grausamkeiten vorzustellen, das mich am meisten trifft. Doch Anne Berest verzichtet auf Pathos, ihr Ton bewahrt den Stil einer Reportage, sie nähert sich von verschiedenen Seiten, öffnet sich der Komplexität, stellt Fragen, an sich und andere. Wie ein Stein im Wasser Kreise zieht, spürt man, was dieses Buch in seinem Umkreis auslöst, wie es das Schweigen durchbricht. Dieses Buch ist erschütternd, es ist schön und äußerst klug, es ist außergewöhnlich und wertvoll. Ein Buch, das man gar nicht ins Regal stellen mag, lieber direkt in weitere Hände drücken.

Cover des Buches Die Postkarte (ISBN: 9783492321051)
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Rezension zu "Die Postkarte" von Anne Berest

xxholidayxx
Die Postkarte: Ein literarisches Mahnmal gegen das Vergessen

Das Besondere dieser Katastrophe beruht auf dem Paradox ihres zugleich schleichenden und plötzlichen Eintretens. Man blickt zurück und fragt sich, warum man nicht früher reagiert hat, als man noch alle Zeit der Welt besaß.  - Buchzitat, S. 102/103
Ich darf sie nicht vergessen, sonst gibt es niemanden mehr, der sich daran erinnert, dass sie gelebt haben. - Buchzitat, S. 536

"Die Postkarte" von Anne Berest ist eine eindringliche Familiengeschichte, die den Holocaust, Antisemitismus und Identitätssuche thematisiert. Die französische Autorin, bekannt für Werke wie "Traurig bin ich schon lange nicht mehr" und "How to be a Parisian", verbindet hier persönliche Recherche und literarische Erzählkunst. Ihr Roman wurde nicht nur ein Bestseller in Frankreich, sondern steht auch auf der Shortlist zahlreicher Literaturpreise.

Worum geht’s genau?

Im Januar 2003 findet die Mutter von Anne Berest eine Postkarte mit vier Namen – denjenigen von Angehörigen, die in Auschwitz ermordet wurden. Dieses verstörende Dokument weckt Annes Interesse an der Vergangenheit ihrer Familie, den Rabinovitchs, und den Wurzeln ihres jüdischen Erbes. Ihre intensive Recherche beginnt, als ihre eigene Tochter in der Schule Antisemitismus erfährt. Der Roman erzählt sowohl die tragische Geschichte der Familie im Holocaust als auch Annes Spurensuche in der Gegenwart. Er zeigt eindrücklich, wie die Schrecken der Vergangenheit und die Fragen nach Identität und Normalität bis heute nachwirken.

Meine Meinung

Ursprünglich hätte ich dieses Buch, vor allem wegen des Klappentextes und seines Umfangs von über 500 Seiten, nicht gelesen. Doch eine Empfehlung in einem Buchcafé hat mich neugierig gemacht – und ich wurde nicht enttäuscht. Es ist ein Werk, das durch seine Aktualität besticht: In einer Zeit, in der Antisemitismus und Rechtspopulismus wieder auf dem Vormarsch sind, ist "Die Postkarte" nicht nur literarisch, sondern auch gesellschaftlich bedeutsam.

Das Buch teilt sich in vier Abschnitte, die in ihrer Länge variieren, was ich im Aufbau manchmal nicht nachvollziehbar fand, da die Längen der einzelnen Abschnitte stark variierten. Besonders aber die erste Hälfte des gesamten Buches hat mich begeistert: Die eindrucksvolle Schilderung der Lebenssituation der Rabinovitchs vor und während des Holocausts ist packend und emotional tiefgehend. Anne Berest gelingt es, die Zuspitzung der familiären und politischen Lage beklemmend darzustellen. Der zweite Teil, in dem sie ihre eigene Spurensuche beschreibt, war anfangs spannend, verlor für mich jedoch gegen Ende an Zugkraft.

Die Mischung aus autobiografischen und fiktiven Elementen bleibt für die Leser:innen unklar, was mich persönlich nicht gestört hat – im Gegenteil, es unterstreicht die komplexe Verbindung von Geschichte und persönlichem Erleben. Die wechselnden Zeitebenen zwischen Vergangenheit und Gegenwart sind geschickt verwoben und machen deutlich, wie Antisemitismus bis heute nachwirkt. Gerade die Passagen, die Annes Gegenwart beschreiben, mahnen, dass wir unsere Augen vor der Realität nicht verschließen dürfen.

Stilistisch war "Die Postkarte" genau nach meinem Geschmack. Anne Berests Sprache ist lebendig und bildhaft, ihre Erzählweise eine gelungene Mischung aus journalistischer Präzision und literarischem Feingefühl. Gegen Ende des Buches hatte ich fast die Befürchtung, dass wir nicht mehr erfahren, wer die Postkarte geschickt hat - aber keine Angst - das Geheimnis wird gelüftet 

Fazit

"Die Postkarte" ist ein eindrucksvoller Roman, der Geschichte und Gegenwart miteinander verknüpft und wichtige Themen wie Antisemitismus und Identität behandelt. Obwohl der zweite Teil an Dynamik verliert, bleibt das Buch insgesamt ein fesselndes und relevantes Werk. 4,5 von 5 Sternen.

Cover des Buches Die Postkarte (ISBN: 9783869525846)
Magdas avatar

Rezension zu "Die Postkarte" von Anne Berest

Magda
Um nicht zu vergessen

Die tragische Geschichte ihrer Familie erzählt Anne Berest in ihrem bewegenden Roman „Die Postkarte“. 

Es war die anonyme Postkarte, die ihre Mutter Lélia im Januar 2003 in ihrem Briefkasten fand und welche Anne neugierig auf die Familiengeschichte machte. Denn auf der Postkarte standen nur die Namen der vier Familienmitglieder, die in Auschwitz ermordet wurden. Nach und nach erzählt Lélia ihrer Tochter den Teil der tragischen Familiengeschichte, den sie bisher in eigener Recherche rekonstruieren konnte. 

Wenig später wird Anne selbst mit dem Problem des Antisemitismus konfrontiert und da sie sich deswegen Sorgen um ihre kleine Tochter macht, setzt sie die unterbrochenen Nachforschungen ihrer Mutter fort. Sie musste den anonymen Verfasser der mysteriösen Postkarte unbedingt finden. Sie musste unbedingt alles über das Schicksal ihrer jüdischen Vorfahren erfahren. 

So ist ein imposantes literarisches Werk entstanden, das nicht nur den Schicksalsweg der jüdischen Familie Rabinovitch aufzeichnet. Der ergreifende Roman, auf wahren Begebenheiten basierend, ist gleichzeitig ein Dokument der jüdischen Geschichte während des Zweiten Weltkrieges. Die Autorin berichtet auch ausführlich über Antisemitismus in der heutigen Zeit. Ein brisantes Thema, aktueller denn je.

Bei diesem Buch habe ich das Hörbuch mit der Sprecherin Simone Kabst gewählt. Die Schauspielerin ließ mich mit ihrer warmen, ruhigen Stimme in die Geschichte eintauchen. Störend fand ich jedoch, dass ich die beiden Protagonistinnen Lélia und Anne nicht immer heraushören konnte; zu ähnlich klangen für mich ihre Stimmen.

Das Hörbuch ist im Verlag Hörbuch Hamburg erschienen.

Ich habe das Hörbuch gerne gehört. Es bewegt und stimmt nachdenklich. 

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Community-Statistik

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