Anne Birkenhauer

 4,4 Sterne bei 27 Bewertungen
Autor*in von Nachts zogen die Zigeuner fort, Offen Verschlossen Offen und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Anne Birkenhauer, geboren 1961 in Essen, aufgewachsen in Tübingen, studierte in Berlin Judaistik und Germanistik und lebt seit 1989 als literarische Übersetzerin in Jerusalem. Sie wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet; 2018 erhielt sie den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Anne Birkenhauer

Cover des Buches Nachts zogen die Zigeuner fort (ISBN: 9783446192607)

Nachts zogen die Zigeuner fort

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Erschienen am 16.02.1998
Cover des Buches Bianka der Geist (ISBN: 9783446203358)

Bianka der Geist

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Erschienen am 25.08.2003
Cover des Buches Offen Verschlossen Offen (ISBN: 9783633542970)

Offen Verschlossen Offen

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Erschienen am 14.06.2020

Neue Rezensionen zu Anne Birkenhauer

Cover des Buches Nicht ich (ISBN: 9783827014764)
ancla_books4lifes avatar

Rezension zu "Nicht ich" von Zeruya Shalev

Eine verworrene und kreative Erzählung. Es bleibt eine Vielzahl an Fragen!
ancla_books4lifevor 5 Monaten

**** Worum geht es? ****

Die Autorin berichtet von ihrem Leben, den Anfängen und dem emotionalen Chaos in dem sie nun steckt, ihrem Leben als Mutter und Ehefrau. Sie berichtet von ihrer Unzufriedenheit und dem wankelmütigen Entschluss sich scheiden zu lassen. Sie wird begleitet von Verlustängsten, dem Gefühl langsam vor sich hin zu sterben und den zertrümmerten Erwartungen in der Kindheit.


**** Mein Eindruck ****

Eine Erzählung die polarisiert und ich kann tatsächlich beide Pole nachvollziehen. Ist die Erzählung verwirrend? Ja, mir war häufig nicht mehr bewusst wo oben und unten ist, wo ich anfange und aufhöre. Ich denke aber auch, dass es genau das ist, was die Autorin auslösen möchte. Ich konnte mit ihr mitfühlen, dies ermöglichte mir ihr bildlicher Schreibstil ohne Wenn und Aber. Ist die Erzählung ein literarisches Kunstwerk? Ja, ich habe eine Vielzahl fantastischer Sätze markiert, die für sich ein ganzes Buch darstellen. Ist es Zeit für die 30 Jahre alte Geschichte? Ja, denn die Autorin war ihrer Zeit damals mehr als voraus und spiegelt mit ihrer Wortwahl und der Thematik ein Gefühl wieder, dass auch heute noch viele Menschen begleitet und bewegt. Lässt sich diese Thematik einfach von der Hand lesen? Nein, und ich glaube genau da fängt ein Kunstwerk an Lesende abzuschrecken oder eben auch zu begeistern. Mich konnte der Stil abholen und ins Staunen versetzen, allerdings bleiben für mich auch einige Szenen ungeklärt. Hierfür hätte ich mir ein klar formuliertes Nachwort fürs Verständnis gewünscht.


**** Empfehlung? ****

Wem empfehle ich das Buch? Einer offenen Leserschaft, die sich mit einem Buch auf der Metaebene befassen möchte. Lesende, die die Botschaft in der Verwirrung erkennen und literarische Kunst zu schätzen wissen. Das ist kein einfaches Werk, jemand der ein Buch rein genießen möchte, sollte hier wohl die Finger von lassen.

Cover des Buches Frieden ist die einzige Option (ISBN: 9783446281561)
mabuereles avatar

Rezension zu "Frieden ist die einzige Option" von David Grossman

Für politisch Interessierte sehr lesenswert
mabuerelevor 7 Monaten

„...Wir brauchen Ihre Hilfe. Wir, die Israelis und die Palästinenser, die in Frieden leben wollen, die gegen Besatzung und Terror sind, die Gewalt jeder Art verabscheuen...“


Diese Zeilen stammen aus der Rede des Autors zur Münchner Sicherheitskonferenz im Jahre 2017. Mittlerweile sind sieben Jahre vergangen.

Das Büchlein enthält weitere Reden des Autors. Dazu gehört auch die Trauerrede für die Opfer es Terrors 2023.

Zuvor aber hat der Autor die Lage in seinem Land kritisch beleuchtet. Er zeigt auf, welche Entwicklung Israel genommen hat. Er legt die Finger in Wunden, die andere nicht einmal wagen anzusprechen. So sagt er 2021 nach schweren kriegerischen Auseinandersetzungen:


„...Ihr, die Kinder, seid diejenigen, in deren Köpfe dieser Schrecken eingebrannt wurde, und ich verspüre das Bedürfnis, mich bei euch zu entschuldigen, dass wir es nicht vermochten, eine bessere, eine lebensfreundliche Umwelt zu schaffen...“


Grossmann schildert, wie vielschichtig die israelische Gesellschaft ist. Das betrifft nicht in erster Linie das Zusammenleben unterschiedlicher Völker, sondern auch die Widersprüche im israelischen Volk selbst. So gut aufgeschlüsselt habe ich das bisher nirgendwo gelesen.

Er hinterfragt nicht nur die Demokratie in seinem Land, sondern auch das Verhältnis zur Religion. Ist sie nur das Feigenblatt?


„...Meine Frage lautet. Wie kann jemand, der an die Gottebenbildlichkeit glaubt, sein Ebenbild mit Füßen treten?...“


Es gibt im Buch zwei Artikel, die der Autor nach dem Terror der Hamas veröffentlicht hat. Darin klingt Trauer und Wut an, auch Wut auf die eigene Regierung, aber nicht zulässt strahlen die Worte Hoffnung aus, Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben.

Das Buch hat mich sehr bewegt. Hier spricht einer, der selbst Israeli ist und die Probleme hautnah kennt. Mit seiner, in meinen Augen wichtigsten Frage, die er auch auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2017 gestellt hat, möchte ich diese Rezension beenden:


„...Wie viel Blut muss noch vergossen werden, bis wir einsehen, dass der Frieden unsere einzige Option ist?...


Cover des Buches Nicht ich (ISBN: 9783827014764)
KataRafs avatar

Rezension zu "Nicht ich" von Zeruya Shalev

Radikales Debüt
KataRafvor 7 Monaten

»Am nächsten Tag lag ich mit geschlossenen Augen im Bett... Manchmal liege ich bis zum Abend so da, manchmal bis zum nächsten Morgen. Ich habe nicht die Kraft, die Augen aufzumachen.« |30

Mit geschlossen Augen verfängt sich eine Frau in Traumsequenzen, die den Wunsch umkreisen auszubrechen. Oder ist sie schon gefallen? Befreit? Sie hat ihren Mann und ihre Tochter für eine neue Liebe verlassen. Oder ist die Tochter entführt? Eine Puppe? Hat sie eine neue Mama, selbst gewählt? Wartet die Tochter auf die Frau oder dreht sich »Nicht ich« um verschobene regressive Versorgungswünsche der Frau selbst? Liebhaber eins ist auch verlassen, nun gibt es einen neuen, ihre Haare fallen aus, sie pflanzt Teddybären, der Heiler verstummt nach seinem Rat, ihre Gebärmutter in den Exmann zu operieren, der wird vielleicht schwanger, auf jeden Fall dick, die Eltern versperren den Weg in die Regression, der Tod flirtet mit ihr, der Geheimdienst bleibt kühl und alles scheint darauf zu warten, dass die Figur wieder rund läuft oder reifen wird, zurück zur Tochter kehrt, ihre Haare und die Lächerlichkeit der Liebe erkennt.

Klingt schräg? Ist es. Vor dreißig Jahren debütierte die inzwischen etablierte israelische Autorin Shalev mit »Nicht ich«, einem assoziativen, Symbolgeladenen, strömenden Text, der im Titel auch mit den Worten Dazwischen, Flucht oder Übergänge hätte spielen können. Entgegen der konventionellen Form ihrer nachfolgenden Romane, steckt »Nicht ich« im Übergang von surrealer Lyrik in Prosa, flieht durch Gedankenstöme und Szenen und zerfällt immer wieder. Die brennende Intensität ihrer Figuren, die immer etwas an Anna Karenina erinnern, aber weder romantischem Kitsch noch Unterwerfung verfallen oder tragisch sterben, ist in »Nicht ich« pur, wenn auch fragmentiert. Die im Verlauf ihres Werkes immer expliziter ins Textbewusstsein drängenden Andeutungen auf eine permanente Bedrohung in Israel, bleibt im Debüt fast verborgen.
Träume und traumartig strömende Texte überwinden Zensur in Unschärfen. »Nicht ich« fließt durch sexuell explizite, komische, provokante Szenen, driftet in eine Biederkeit und unterwandert dann wieder gesellschaftliche Erwartungen und Regeln. Der dargebotene Bewusstseinsstrom bietet viel Stoff für psychoanalytisch und religionsgeschichtlich interessierte Leser:innen, auch liest sich »Nicht ich« anschlussfähig an aktuelle Diskurse zu Frauenbildern und Mutterschaft. Ist es nicht auch heute ein Tabubruch, dass einer Mutter der Kontakt zu ihrer Tochter abhanden kommt, dass sie ihren Mann betrügt, sich in Liebhaber stürzt, weitertreibt, ihre Eltern anklagt, und eins der Symbole der Weiblichkeit, ihre Haare, verliert?
.
Dennoch ist »Nicht Ich« ein unvollkommener Text, der trotz der erneuten Überarbeitung für die Neuerscheinung und Übersetzung unfertig erscheint. Er ist nur 200 Seiten lang, schafft es aber trotzdem, den Faden zu verlieren in seiner Mitte, um sich dann wieder zu fangen und den Bogen zu schließen. Dass er bei Ersterscheinung 1993 von der männlich dominierten Literaturkritik Israels gemischt aufgenommen wurde und bisher noch nicht ins Deutsche übertragen wurde, obwohl Shalev Bestsellerautorin ist, hat wahrscheinlich nicht nur mit der Form, der traumartig fragmentierten Erzählart und den provokanten Inhalten zu tun.
Doch gerade diese Unvollkommenheit verbunden mit bestechlicher Intensität und Humor macht »Nicht ich« lesenswert.

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