Rezension zu "Nicht ich" von Zeruya Shalev
**** Worum geht es? ****
Die Autorin berichtet von ihrem Leben, den Anfängen und dem emotionalen Chaos in dem sie nun steckt, ihrem Leben als Mutter und Ehefrau. Sie berichtet von ihrer Unzufriedenheit und dem wankelmütigen Entschluss sich scheiden zu lassen. Sie wird begleitet von Verlustängsten, dem Gefühl langsam vor sich hin zu sterben und den zertrümmerten Erwartungen in der Kindheit.
**** Mein Eindruck ****
Eine Erzählung die polarisiert und ich kann tatsächlich beide Pole nachvollziehen. Ist die Erzählung verwirrend? Ja, mir war häufig nicht mehr bewusst wo oben und unten ist, wo ich anfange und aufhöre. Ich denke aber auch, dass es genau das ist, was die Autorin auslösen möchte. Ich konnte mit ihr mitfühlen, dies ermöglichte mir ihr bildlicher Schreibstil ohne Wenn und Aber. Ist die Erzählung ein literarisches Kunstwerk? Ja, ich habe eine Vielzahl fantastischer Sätze markiert, die für sich ein ganzes Buch darstellen. Ist es Zeit für die 30 Jahre alte Geschichte? Ja, denn die Autorin war ihrer Zeit damals mehr als voraus und spiegelt mit ihrer Wortwahl und der Thematik ein Gefühl wieder, dass auch heute noch viele Menschen begleitet und bewegt. Lässt sich diese Thematik einfach von der Hand lesen? Nein, und ich glaube genau da fängt ein Kunstwerk an Lesende abzuschrecken oder eben auch zu begeistern. Mich konnte der Stil abholen und ins Staunen versetzen, allerdings bleiben für mich auch einige Szenen ungeklärt. Hierfür hätte ich mir ein klar formuliertes Nachwort fürs Verständnis gewünscht.
**** Empfehlung? ****
Wem empfehle ich das Buch? Einer offenen Leserschaft, die sich mit einem Buch auf der Metaebene befassen möchte. Lesende, die die Botschaft in der Verwirrung erkennen und literarische Kunst zu schätzen wissen. Das ist kein einfaches Werk, jemand der ein Buch rein genießen möchte, sollte hier wohl die Finger von lassen.