"Beim Gedanken an den Tod wurde ihr übel. Sie öffnete das Fenster und hielt ihr Gesicht in den Regen. Die feuchte Luft kühlte ihre Wangen, sie schloss die Augen und atmete den Fahrtwind tief ein, als könnte er sie von ihrer Angst befreien. Sie hoffte, er würde gleich ihren Schmerz wegwehen."
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Anouk hat seit dem Tod ihrer Mutter, die in ihrer Kindheit viel zu früh verstarb, eine gute Beziehung zu ihrem Vater. Jeden zweiten Mittwoch treffen sich die Beiden zum Essen. Anouk genießt die gemeinsamen Treffen mit ihm und die Zeit, die sie miteinander verbringen, bis er schließlich an einem Mittwoch einen Unfall hat und die dabei entstandene, schwere Gehirnerschütterung nicht überlebt.
Für Anouk bricht eine Welt zusammen. Nun wurde ihr alles genommen, was sie liebte. Mit wem soll sie jetzt sprechen? Wem kann sie sich anvertrauen? Zwar versucht ihre beste Freundin Claire, der jungen Frau beizustehen, doch sie ist schließlich keinen Ersatz für ihren Vater, der ihr doch so wichtig war. Während der Trauerfeier entdeckt sie das Handy ihres Vaters im Sarg. Mit dem letzten Funken Hoffnung, dass er doch nicht tot ist und vielleicht wieder aufwachen könnte, schaltet sie das Gerät an. Was dann passiert, sprengt die Grenze des Denkbaren. Anouk erhält tatsächlich einen Anruf.
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Die Autorin Anne Borel schuf mit "Ruf mich an, wenn du tot bist" ein Werk, das seine Leser zum Nachdenken anregen wird. Denn hier werden existentielle Fragen beschrieben, denen sich jeder früher oder später stellen muss. Liebe, Tod, Verlust, Angst!
Es ist interessant zu sehen, wie Anouk mit eben diesen umgeht und wie die junge Frau auf unvorhersehbare Situation reagiert. Durch die Anrufe aus dem Jenseits sieht sie sich zusätzlich gezwungen, sich mit ihrem eigenen Glauben zu beschäftigen.
Der Text ist angenehm lesbar und hält so manche Überraschung bereit.
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Fazit: Eine spannende Geschichte, die fast schon zu schnell zu Ende gelesen ist.
Rezension zu "Ruf mich an, wenn du tot bist!" von Anne Borel