Cover des Buches Engel der Themse (ISBN: 9783940855664)
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Rezension zu Engel der Themse von Anne Breckenridge

NIcht nur optisch gelungen!

von danielamariaursula vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Nichts für Zartbesaitete, aber spannend und rätselhaft! Downtown Abbey trifft Lizzie Martin.

Rezension

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danielamariaursulavor 8 Jahren

Der Klappentext ist ein wenig irreführend, vermittelt er doch das Gefühl, 2 junge arme Frauen würden gemeinsam ermitteln. Dies ist nicht wirklich so.

Der Prolog beginnt 1864 mit dem Verschwinden kleiner Babies während eine leise Stimme ein Wiegenlied singt. In den Armenvierteln Londons verschwinden eine Menge Babies der Ärmsten. Es heißt der Schatten habe sie genommen. Aber die Polizei kümmert sich nicht darum!

1865 muß die 16 jährige grünäugige Emma, deren Mutter der erfahrenen Hebamme Mrs. Westwood hilft, mal wieder als Küchenmädchen in einen aristrokratischen Haushalt gehen. Die letzte derartige Stelle verlor sie, als sie sich vom Herrn des Hauses nicht an die Wäsche gehen lassen wollte. Dieses Problem hat sie bei Lord Coolingwood nicht, aber es ist harte Arbeit, sie kommt kaum vor die Tür und sie träumt doch davon in einem Laden arbeiten zu dürfen. Immerhin kann sie lesen! Sie teilt sich ihre Kammer unterm Dach mit dem französischen Kindermädchen Louise, die mit der 2. Heirat des Lords bei der neuen Lady Belinda in Ungnade gefallen ist. Sie bevorzugt ganz klar die neue Governess Miss Tornell. Als dann plötzlich im Park der kleine Sir, der Stammhalter des Lords Sohn dessen im Kindbett verstorbenen 1. Frau verschwindet steht ganz London Kopf. Die Schuld wird schnell dem Kindermädchen zu geschoben, die fortan im Armenviertel Seven Dials vor sich hin darbt. Da weder Kind noch Leiche gefunden werden, steht das Anwesen fortan unter Polizeibewachung, sämtliche Dienstboten sind verdächtig. Emma geht der kleine Kerl nicht aus dem Kopf.

Die 16 jährige Gladys könnte von Emmas Schicksal nur träumen! Ihre Mutter, eine Säuferin, läßt sich von jedem Typen schwängern, der ihr ein warmes Bett bietet und Gladys und ihr jüngerer Bruder Tom sollen sehen wo sie bleiben, aber sich dann auch noch um die Babies kümmern. Eines Tages, während Gladys unter Einsatz ihres Körpers versucht Pennies für die nächste Mahlzeit zu erwirtschaften, wird ein Matrose grob. Tom will ihr zu Hilfe eilen und während seiner kurzen Abwesenheit holt der Schatten das Baby. Gladys, Tom und ihre Mutter landen im Arbeitshaus, weil die betrunkene Mutter zu viel Lärm macht. Gladys wird nach einigen Monaten freigekauft. Der Haushalt in dem sie landet, ist fast noch schlimmer. Aber das Baby geht ihr nicht aus dem Kopf. Während ihres Überlebenskampfes vergisst sie es nie.

Was passiert nur mit all diesen Kindern?

Dieser viktorianische Krimi ist nicht wirklich ein romantischer Chick-lit Kostüm Schinken. Es ist so ein bißchen Downtown-Abbey-trifft Charles Dickens David Copperfield- trifft Lizzie Martin.

Am Anfang mußte ich schon ein paar Mal schlucken. Wer ganz unten war hatte nichts zu lachen! Meistens fehlten ihm auch eine Menge Zähne, so daß ein Lächeln eher nicht empfehlenswert war. Die Schilderung, wie Gladys sich und ihre Geschwister versucht durchzubringen und dann noch in Holborn im Arbeitshaus landen, ist nicht romantisch. Es ist grausam und ungerecht.

Doch ist es auch interessant. Man fragt sich immer wieder, was Emma und Gladys denn eigentlich verbindet, wann werden sich ihre Wege kreuzen? Können sie einander helfen? Was ist denn nun mit dem kleinen Sir geschehen? Kein Erpresserschreiben, keine Leiche, das ist schon mehr als merkwürdig! Sergeant Kelly, kreuzt den Weg beider Mädchen und beide sind beeindruckt, daß es ausgerechnet ein Polizist ist, der mal ein nettes Wort, eine nette Geste in dieser harten Zeit für sie übrig hat.

Mir hat sehr gut die Beschreibung des viktorianischen Londons und seiner Lebensumstände vor allem der unteren Schichten gefallen. Auch daß es auch ganz unten nicht nur Abschaum gab. Jede Schicht hatte seine faulen Stellen…

Nachdem ich zu Beginn des Buches wegen Gladys heftigem Schicksal ein paar Mal kräftig schlucken mußte, fand ich sehr gut in das Buch hinein. Es ist wirklich sehr angenehm geschrieben, man wird Teil der Geschichte, die mich auch wirklich beschäftigt hat. Immer wieder begann ich über die mögliche Täter und Tatabläufe zu grübeln. Auch wenn ich auf der richtigen Spur war, konnte ich mir dennoch nicht sicher sein, so daß es weiterhin spannend blieb. Tja und das Ende? Das hielt eine kleine Überraschung bereit, die ich so nicht habe kommen sehen.

Ein wirklich toller viktorianischer Krimi, dem ein Stadtplan gutgetan hätte, aber da hilft das Internet gerne weiter!

Eine klare Leseempfehlung mit 5 von 5 Sternen!

Ich danke der Bloggerrunde des Dryas-Verlages für diese spannende und optisch äußerst ansprechende Leseexemplar!

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