Kaise Dshihan von Uynei führt ein machtgieriges und grausames Regime. Sein ältester Sohn Navid soll, um selbst Kaiser zu werden, den mächtigen Drachenkönig töten. Navid schaffte es jedoch nur diesen zu verwundet. Nun soll Yamal, der Zweitälteste, vollbringen, was der Erstgeborene nicht geschaft hat.
Zina, die ein sklavenähnliches Dasein führt möchte den Drachenkönig auch finden. Sein Blut kann sie reich und frei machen. Plattenmeister Daniel begleitet sie. Azad, der jüngste Sohn des Kaisers, entdeckt sie, will mit. Jeder hat seine speziellen Gründe.
Drei Charaktere, die auf den ersten Blick völlig unterschiedlich sind und die im Laufe der Handlung immer mehr verbinden wird, begeben sich auf eine Reise ins Ungewisse.
Zina möchte einfach frei sein, aber das System, in welches sie geboren wurde, lässt dafür keine Möglichkeit. Sie hat nichts zu verlieren und entsprechen mutig und waghalsig geht sie voran.
Daniel ist dem Palast auf Lebenszeit verpflichtet und steckt voller Geheimnisse. Sein eigentliches Ziel enthüllt sich erst im Laufe der Handlung.
Azad stolpert durch einen Zufall über Daniel und Zina und schließt sich den beiden kurzentschlossen an. Als jüngster Sohn blieb er von seinem Vater bisher relativ unbehelligt, aber dafür hat er auch nur wenig Perspektiven.
Im Auge der Gefahr wachsen die drei Reisegefährten schnell zu einer Einheit zusammen und werden zu engen Freunden. Jeder von ihnen will sein vorgegebenes Schicksal ändern und sucht nach seiner Bestimmung.
Die Autorin hat die Entwicklung der Charaktere und ihre Dynamik untereinander sehr schön beschrieben. Für meinen Geschmack hätte sie sich dafür noch ein wenig mehr Zeit lassen, den Figuren noch mehr Tiefe geben können. Der Sprung von anfänglicher Abneigung hin zu Vertrauen und Liebe geschieht zu rasch und ist daher nicht allzu glaubwürdig. Hier hätten ein paar Seiten mehr gutgetan.
Die Welt voller Magie, die die Autorin erschaffen hat, erinnert an orientalische Märchen aus Tausendundeiner Nacht.
Der Leser wird in eine Welt voller Magie und vor allem voller Drachen entführt. Dazu kommen Intrigen, Geheimnisse, Vorurteile, Klassenunterschiede und Machtspiele.
Die Idee des Settings innerhalb eines Kanalsystems finde ich erfrischend, da es etwas ganz anderes ist als die Wege, die die Helden normalerweise bestreiten muss.
Nur ein Teil der Kaiserstadt befindet sich unter freiem Himmel, der größte Bereich liegt unterirdisch. Hier verlaufen die Arme eines Flusses, in dem die gefährlichen Flussfresser leben. Wesen, die im ersten Moment an Krokodile erinnern, aber doch so viel mehr sind.
Die Suche nach einem verborgenen Weg in diesem unübersichtlichen und unterirdischen Flußdelta ist gefährlich. Die Reisenden kämpfen mit Palastwachen, Konkurrenten, treffen auf verstümmelte Magier, fliegende Flöße, Baumsiedler, Verlorene Prinzen
Ihr gefährlichster Gegner ist Prinz Yamal, skrupellos und heimtückisch. An seiner Seite, ein starker Magier, der ihm treu ergeben dient.
Anne Buchberger hat eine spannende und emotionale Geschichte geschrieben, die sich unterhaltsam liest. Gern geht man mit auf die Reise und begleitet Prinzen, Magier und mutige Frauen auf ihrem Abenteuer.
Die Geschichte ist überraschenderweise recht anspruchsvoll und teilweise recht düster, was mir sehr gut gefallen hat. Mit der Heldenreise handelt es sich um ein recht klassisches Element der High Fantasy, das die Autorin sehr spannend und mit vielen guten Ideen umgesetzt hat. Der bildhafte und detailreiche Schreibstil lässt die fantasievollen Welten und Kreaturen lebendig werden, so dass wir sie beim Lesen direkt vor Augen haben. Überraschende Wendungen, eine gute Prise Humor und einige Spannungsmomente zeichnen die Geschichte aus. Hätte die Autorin das Thema noch ein wenig vertieft, wäre es ein fantastisches Werk geworden. Was bleibt, ist eine nette Drachengeschichte für Zwischendurch.