Rezension zu "Liebesreise nach Irland" von Anne Hampson
Dass ich in einem Groschenroman keine literarischen Höhenflüge und keinen intellektuellen Anspruch erwarten kann, dürfte klar sein. Vielleicht gerade deshalb lese ich aber manchmal einen: schlicht, leicht, süß, die rosarote Zuckerwatte der Belletristik, sozusagen. Das ist nicht immer Genuss ohne Reue, aber es schmeckt für den Moment. Allerdings gibt es meist nicht allzu viel über diese Büchlein zu sagen, und eine ausführliche Rezension bietet sich einfach nicht an. Im besten Fall „Nette Geschichte, okay“, ansonsten muss man kein Wort verlieren.
Im Fall des „Romans“ „Vagabund des Herzens“, den ich aus einem Bücherschrank mitnahm, weil die irische Landschaft auf dem Umschlag mich ansprach, kann ich mir jedoch ein paar Anmerkungen nicht verkneifen: Diese Geschichte, von einer Frau geschrieben, in erster Linie wohl auch für Frauen, erzählt von einer jungen Frau, die von einem Mann entführt und eingesperrt wird, der sie gegen ihren Willen „heiratet“ und sie zur Haushaltsarbeit und zum Tragen bestimmter Kleidungsstücke zwingt. Er erlaubt keinerlei Außenkontakt und erzeugt eine Atmosphäre der Angst, um sie zu unterwerfen. Was passiert? Die junge Frau findet diesen Mann sexuell anziehend, und schließlich verliebt sie sich auch in ihn, ja kann sich ein Leben ohne ihn nicht vorstellen.
Es handelt sich bei dieser Frau nicht um eine devote Frau, die SM-Spielchen liebt und/oder sich eine 24/7-Beziehung zu einem dominanten Mann wünscht. Das wäre eine anderes Genre, und wenn solche Dinge im Einvernehmen stattfinden, wäre auch nichts dagegen einzuwenden. Aber nein, diese junge Frau, Lynn heißt sie, wünscht sich ja gerade von diesem Mann eine „normale“ Beziehung und ist immer glücklich, wenn er sich von seiner sanften Seite zeigt. Kurz gesagt: sie entschuldigt das misogyne Verhalten, findet es auf eine Art sogar erregend, hofft aber, dass er seine brave Seite zeigt und ein guter Ehemann wird.
Was eigentlich ein Fall für das Strafrecht und / oder einen Psychologen darstellt, firmiert hier unter „Liebesträume“. Die Geschichte erschien 1979. Verlegt wurde sie aber erneut 2007. Wollen Frauen sowas wirklich? Nein heißt eben doch nicht nein, sondern „unterwirf“ mich, dann gehör ich dir? Und welches Muster wird hier romantisiert? Ich finde meine Erfüllung, wenn ich das Gute in dem Mann sehe, der mich entmündigt und bestraft? Wenn ich mich überwinde und „lerne“, ihn zu lieben, wird alles gut?
Fragen über Fragen. Ich schwanke zwischen Irritation und Verärgerung. Groschenromane dürfen „nur“ unterhalten, aber müssen sie Naivität und Unterordnung als weibliche Tugenden feiern?
Die anderen beide Geschichten habe ich nicht gelesen.