Diese Rezension ist zuerst auf der christlichen Webseite www.erf.de erschienen. Alle Rechte daran liegen bei ERF - Der Sinnsender.
Wie schaffe ich es, mich freier zu fühlen? Diese Frage habe ich mir schon oft gestellt. Zwar wohne ich in einem demokratischen Land und habe dank einer guten Schul- und Berufsausbildung viele Möglichkeiten, mein Leben zu gestalten. Dennoch empfinde ich mich oft gar nicht als so frei, wie ich es gerne wäre. Ob nun im Alltag, in meinen Beziehungen oder auch in meinem Glaubensleben.
Daher griff ich bereitwillig zu, als ich bei einer Leserunde auf Lovely Books zu dem Buch „frei. geliebt leben“ von Nelli Bangert mitmachen konnte. Der Klappentext versprach mir Tipps, um „in der von Gott verheißenen Freiheit zu leben“ und das schön gestaltete Cover mit goldener Schrift und einer offenen Tür sprach meinen Wunsch an, endlich die Schwelle zu mehr Freiheit in meinem Leben zu überschreiten.
Ansprechendes Design in einer klaren Struktur
Der Anfang des Buches ist mit Vorwort, Prolog und einer Definition von Freiheit noch etwas behäbig, ab Seite 19 geht es aber mit der ersten Praxisaufgabe direkt in die Vollen. In einer Übersicht konnte ich bewerten, wie frei ich mich in verschiedenen Lebensbereichen fühle. Mein Fazit fiel eher ernüchternd aus. Ein guter Grund, zügig weiterzulesen.
Das Buch ist so aufgebaut, dass sich kurze Impulse mit schön gestalteten Kreativseiten zum Weiterarbeiten und Ausfüllen abwechseln. Meist beziehen sich die Kreativseiten direkt auf die Themen der Andachten, hinter denen sie stehen, zum Teil stehen sie aber auch für sich.
Die einzelnen Andachten enthalten selbst immer schon eine Frage oder einen kleinen Handlungsimpuls, den die Autorin passend zum Thema des Buches „Frei-Moment“ nennt. Die Andachten sind in sieben größere thematische Abschnitte eingeteilt.
So weiß ich als Leserin immer, wo ich mich gerade befinde, und kann einen größeren Themenkomplex an mehreren Tagen hintereinander aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten.
Knackig-kurze Andachten mit Impulsen zur Weiterarbeit
Die Andachtstexte sind persönlich, aber kurz und knackig geschrieben und bieten eine ideale Länge, um sie morgens oder abends in der Stillen Zeit zu lesen. Da ich wenig Zeit im Alltag für geistliche Impulse habe, war das für mich perfekt.
Allerdings brachten mich die wunderschön gestalteten Kreativseiten in eine Zwickmühle. Denn um auch die Aufgaben zum Weiterdenken zu machen, braucht es etwas Muße. Wer das Buch also nicht nur lesen, sondern auch durcharbeiten möchte, sollte etwas mehr Zeit einplanen.
Das bietet für den Leser aber auch die Möglichkeit, ein Thema kurz oder lang zu betrachten – und das finde ich aus Lesersicht wiederum gut. Ich habe mir vorgenommen, manche Themen noch einmal mit mehr Abstand durchzuarbeiten und dann auch die Kreativseiten dazu auszufüllen.
Kreativseiten zum Ausfüllen – eine Geschmackssache
Insgesamt hatte ich persönlich aber mit diesen Kreativseiten zunächst meine Probleme. Denn sie sind zum einen so wunderschön gestaltet, dass ich sie mit meiner krakeligen Handschrift nicht verschandeln wollte, zum anderen werfen sie so persönliche Fragen auf, dass man das Buch nicht mehr verleihen kann, wenn man sie einmal ausgefüllt hat.
Ich hätte sie daher lieber in einem kleinen Beiheft bearbeitet statt im Buch selbst. Ich denke aber, dies ist eindeutig Geschmackssache, und es gibt sicherlich viele Leserinnen, die es anspricht, direkt zu den Impulsen ihre eigenen Gedanken festhalten zu können.
In jedem Fall spürt man aber die Arbeit und Liebe, die in diese Seiten geflossen sind. Die Illustratorin Anne Herbst beherrscht eindeutig ihr Handwerk und die Autorin Nelli Bangert greift inhaltlich genau die Punkte aus ihren Andachten auf, wo sich genaueres Hinsehen lohnt.
Erwartungen werden vollends erfüllt
Nun zum Inhalt. Da ich die Autorin persönlich kenne, hatte ich schon im Vorfeld bestimmte Erwartungen und kann sagen, diese wurden vollends erfüllt. Natürlich haben mich nicht alle der sieben Themenbereiche gleichermaßen angesprochen, aber in jedem gab es Impulse, die mich ins Nachdenken brachten und hängengeblieben sind.
Im ersten Abschnitt geht es unter der Überschrift „Frei im Heute“ um viele allgemeine Themen, die uns Freiheit verleihen oder nehmen: Loslassen, Ruhepausen im Alltag, Entscheidungen treffen etc.
Diese greift die Autorin alltagsnah und persönlich auf. Dabei erfindet sie das Rad nicht neu, aber sie präsentiert ihre Tipps so, dass ich mich als Leserin persönlich angesprochen fühlte und einige Themen ausmachen konnte, wo ich selbst noch mal neu hinschauen sollte.
QR-Codes in Büchern? Ja, gerne!
Im zweiten Abschnitt „Frei in mir selbst“ geht es dann darum, wie unsere Identität mit unserem Leben als Christ verknüpft ist. Hier führt die Überschrift meines Erachtens leicht in die Irre, ich persönlich hätte hier noch mehr psychologische Themen erwartet. Die Impulse, die Nelli Bangert gibt, sind aber ungeachtet dessen durchweg gut und werden ansprechend präsentiert.
Des Weiteren begeistern mich in diesem Abschnitt die ergänzenden Hör- und Video-Impulse, die der Leser per QR-Code aufrufen kann. Das ist definitiv etwas, was ich öfter in Büchern sehen möchte.
Am besten finde ich ganz klar den Abschnitt „Frei im Alltag“. Die Themen, die Nelli Bangert hier anspricht (Minimalismus, FOMO, Social Media-Konsum) trafen bei mir voll ins Schwarze. Auch die Kreativseiten in diesem Abschnitt haben einen ganz klaren Alltagsbezug und waren dadurch sehr hilfreich. In diesem Themenbereich hätte ich mir sogar noch weitere Andachten gewünscht.
Wie lebe ich freie Beziehungen?
Auch die weiteren Abschnitte sprechen wichtige Lebensbereiche an. In „Frei im Lieben“ finde ich viele Impulse dazu, wie ich meine Beziehungen zu anderen offener und freier, aber dennoch vertrauens- und liebevoll gestalten kann.
Durch alle Andachten in diesem Abschnitt schwingt der Grundton: Ich kann offen für den anderen sein und dennoch meine eigenen Grenzen wahren. Mega wertvoll, wenn man das nicht nur erkennen, sondern auch umsetzen kann. Dazu gibt dieser Abschnitt wichtige Tipps.
Abschluss: Die Perspektive Ewigkeit
Die beiden Abschnitte „Frei im Glauben“ und „Frei im Dienen“ geben Impulse dazu, wie Freiheit in meinem Glaubensleben, aber auch in meinem Dienst für Gott und andere aussehen kann. Ehrlich vor Gott werden, mit Erwartung beten, aber auch Gaben entdecken und aus der Kraft Gottes leben sind hier wichtige und wertvolle Themen.
Ganz besonders angesprochen hat mich dann noch mal der Abschnitt „Frei im Morgen“. Auch das war wieder ein Bereich, wo ich gut und gerne noch etliche weitere Andachten gelesen hätte. Hier geht es um die Erwartung, mit der wir in die Zukunft blicken, aber auch darum, mutig Neuland zu betreten.
Eine gute Abrundung zum Ende des Buches bietet der Impuls „Himmlisch: 100 % frei!“, der die Perspektive Ewigkeit in den Blick rückt.
Fazit
Insgesamt ein sehr ansprechendes, flüssig geschriebenes Andachtsbuch mit vielen wertvollen Impulsen zum Thema Freiheit. Aufmachung, Sprachstil und Themenwahl richten sich klar an christliche Frauen zwischen 20 und 50 Jahren.
Gleichzeitig sprechen die allermeisten Andachten Themen an, die ungeachtet des Geschlechts relevant für jeden Christen sind, und können zielgruppen-unabhängig gelesen werden.
Ob man die Kreativseiten nutzt oder nicht, ist Geschmackssache. Sie geben dem Buch in jedem Fall einen hochwertigen Look und bieten den Leserinnen die Möglichkeit, die jeweiligen Themen weiter zu vertiefen.
Das Buch eignet sich durch seine schöne Aufmachung gut zum Verschenken und die Andachten sind aufgrund ihrer Kürze auch zum Vorlesen, zum Beispiel im Jugend- oder Frauenkreis, geeignet. Alles in allem ein lohnenswertes Leseerlebnis für alle, die auf der Suche nach alltagsnahen Kurzimpulsen sind.
© ERF - Der Sinnsender 2023, Erstveröffentlichung am 19.10.2023 unter folgendem Link: https://www.erf.de/lesen/themen/leben/frei-geliebt-leben/6866-542-7576. Alle Rechte an dieser Rezension liegen bei ERF - Der Sinnsender und der Rezensentin.