"Ich bin David" ist ein Buch, das ich im Verlauf meines Lebens schon viele Male gelesen habe, und jedes Mal war der Protagonist für mich eine andere Person.
David, der in einem Lager aufgewachsen ist und nicht nur von seiner Familie getrennt wurde, sondern auch noch seinen besten Freund verloren hat, ist auf der Flucht. Die Welt ist für ihn fremd und gefährlich, oft sieht er in ganz gewöhnlichen Dingen Gefahren, manchmal ist er wiederum völlig naiv gegenüber den Absichten anderer Menschen.
Er ist ein seltsamer Junge, auch wenn ihn diese Beschreibung vermutlich irritieren würde. Die Welt sieht er in schwarz und weiß, in gut und böse, und wenn er sich zu etwas eine Meinung gebildet hat, revidiert er diese nur selten. Auf seiner Reise nach Dänemark begegnet er vielen verschiedenen Menschen, manche von ihnen helfen ihm, andere sind gefährlich.
Wenn David beschreibt, was ihm in der Welt begegnet tut er dies oft mit der großäugigen Bewunderung eines unschuldigen Kindes, er genießt das Schöne und verabscheut das Hässliche. Als Kind war seine Art für mich zwar etwas komisch, aber absolut nachvollziehbar. Je älter ich wurde, desto seltsamer erschien er mir dann doch. Sein Umgang mit anderen Menschen ist häufig geprägt von Misstrauen und manchmal auch schnellen Vorurteilen, so wurde mir beispielsweise sein tiefer Hass gegen Carlo unverständlicher, je älter ich wurde. Als Erwachsener habe ich schließlich wieder mehr verstanden, wie David sich in dieser Welt fühlen muss und ihn umso mehr dafür bewundert, wie er sich zurecht findet.
Das ist auch meienr Ansicht nach eine der größten Stärken des Buches: Eindrücke aus den Augen eines anderen Menschen zu vermitteln, der von ganz anderen, tief verstörenden Erlebnissen geprägt ist und dessen Weltbild von diesen Erfahrungen zutiefst geprägt ist. Insofern ist es auch fast für jedes Alter geeignet.