Mittlerweile ist Anne Holt ein echter Star unter den skandinavischen Krimi-AutorInnen. Deshalb war ich neugierig auf ihre Anfänge als Schriftstellerin und habe „Blinde Göttin“, das Debüt der Autorin aus dem Jahr 1993, gelesen.
Mit den Protagonisten des Buches – Ermittlerin Hanne Wilhelmsen und Polizeijurist Hakon Sand – teilt die Autorin biographische Gemeinsamkeiten. Es ist daher anzunehmen, dass die Beschreibungen des Osloer Polizeipräsidiums und der dortigen Arbeitsabläufe zutreffend sind.
Zum Fall: Ein grausam zugerichteter Toter wird in Oslos Straßen aufgefunden – ausgerechnet von einer Rechtsanwältin und Studienkollegin von Hakon Sand. Ein geständiger Tatverdächtiger ist alsbald verhaftet – er äußert sich allerdings nur sparsam und öffnet sich lediglich gegenüber seiner Finderin. Die zähen Ermittlungen führen schließlich bis in die Justizkreise. Alle Beteiligten sehen sich dabei großen Gefahren ausgesetzt – für einige mit tödlichem Ende.
Der Fall ist recht komplex aufgebaut und fordert volle Konzentration, um allen Personen und Wendungen zu folgen . Die Auflösung ist beklemmend realistisch für die 1990er Jahre.
Im Sprachstil erzählt Anne Holt zwar sehr detailreich, aber auch flüssig. Ihre späteren Werke wirken jedoch deutlich routinierter. Die Lektüre war für mich zwar interessant, es war jedoch ebenso deutlich erkennbar, dass inzwischen dreißig Jahre vergangen sind.
In Zukunft werde ich mich auf die aktuellen Werke der Autorin konzentrieren.
Drei Sterne für solide Literatur, die nicht mehr ganz up to date ist.