Anne Thomas

 4 Sterne bei 1 Bewertungen

Lebenslauf

Anne Thomas, 1988 in Karl-Marx-Stadt/Chemnitz geboren, ist seit 2013 als freiberufliche literarische Übersetzerin tätig (u.a. Yves Gaudin, Colin Niel, Éric Plamondon). Sie lebt hauptsächlich in Paris. Regelmäßige Arbeitsaufenthalte in Berlin und London.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Lamaleicht Lesen Pferde (ISBN: 9783867517850)

Lamaleicht Lesen Pferde

Neu erschienen am 01.11.2024 als Geheftet bei LAMA.
Cover des Buches Der Freund (ISBN: 9783039250400)

Der Freund

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Neu erschienen am 08.10.2024 als Gebundenes Buch bei Lenos.

Alle Bücher von Anne Thomas

Cover des Buches Bambini Elefanten (ISBN: 9783867512145)

Bambini Elefanten

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Erschienen am 01.01.2010
Cover des Buches Bambini Pferde (ISBN: 9783867512428)

Bambini Pferde

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Erschienen am 01.07.2022
Cover des Buches Lamaleicht Lesen Pferde (ISBN: 9783867517850)

Lamaleicht Lesen Pferde

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Erschienen am 01.11.2024

Neue Rezensionen zu Anne Thomas

Cover des Buches Der Freund (ISBN: 9783039250400)
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Rezension zu "Der Freund" von Tiffany Tavernier

Der Freund
Lust_auf_literaturvor einem Monat

Ich habe Lust auf Literatur und möchte auch gerne beim Lesen unterhalten werden und bin deshalb immer auf der Suche nach außergewöhnlichen Bücher, die diese beiden Interessen miteinander verbinden.

Mit den Büchern des unabhängigen Schweizer Lenos Verlag fühle ich mich dabei meistens wunderbar aufgehoben.


So auch mit dem gerade dort erschienenen „Der Freund“, dem neuesten Roman der renommierten und erfahrenen französischen Schrifststellerin Tiffany Tavernier. Es ist ihr erster ins Deutsche übersetzte Roman, soweit ich das recherchieren konnte.


Seine Ausgangslage ist so ungewöhnlich wie spannend: Als die Polizei das Nachbarhaus stürmt, muss das ältere Ehepaar Lisa und Thierry schmerzhaft erfahren, dass ihr Nachbar und Freund eine lang gesuchter Mörder von Kindern und Jugendlichen ist. Guy, den sie als netten und liebenswerteren Mann kennen und schätzen gelernt hatten, ist eigentlich ein Vergewaltiger und Kinderquäler. Ein sadistisches Monster?

Thierry ist natürlich geschockt und unterstütz die Ermittlungen. Nach und nach kommen immer mehr grausame Details ans Licht und wie weit das doppelte Spiel des vermeintlichen Freunds getäuscht hatte.


Tavernier schreibt aus der Ich-Perspektive von Thierry, einem Mann, der schon länger innerlich erstarrt ist und seine Gefühle abgespalten hat. Er lebt, als wäre er gar nicht wirklich da.

Jetzt kann ich die faszinierende Eruption seiner emotionalen Schutzmauern beobachten. Irgendwann lassen sich die Trauer um seinen falsch eingeschätzten Freund, die Schuldgefühle angesichts seiner Ahnungslosigkeit und die schon länger schwellenden Konflikte in seiner Ehe nicht mehr unterdrücken.


Und da lauert noch mehr in den Tiefen seiner Psyche und seiner Vergangenheit…


Tavernier schreibt kompakt und ausdrucksstark. Manche Szenen vermitteln ein Gefühl von atemloser Rasanz. Ich spüre die Dringlichkeit von Thierrys Gedankenkarussel und erlebe live sein inneres Aufbrechen. Diese Art von Taverniers Ausarbeitung hat mir sehr gut gefallen. 

Vielleicht drückt Tavernier gegen Ende fast zu heftig aufs Gaspedal und ist haarscharf dabei mit dem Plot aus der Kurve zu fliegen, um dann allerdings in einer überraschenden und ungewöhnlichen Katharsis zu münden.


Wunderbar virtuose und spannende Literatur aus Frankreich!

Cover des Buches Bittere Sonne (ISBN: 9783039250356)
A

Rezension zu "Bittere Sonne" von Lilia Hassaine

Eine Familienaufstellung
Almut_Scheller_Mahmoudvor 8 Monaten

                                                        

Lilia Hassaine schaffte es mit diesem Roman in die Vorauswahl des renommierten Prix Goncourt. Sie gibt einen neuen Blick frei in die Parallelgesellschaft der eingewanderten Algerier und ihr Leben in den berüchtigten Banlieus, die man auch als Ghettos bezeichnen könnte.
Der Roman besteht aus mannigfaltigen Zutaten wie dem Generationenkonflikt in der ursprünglich patriarchalischen Gesellschaft, den der erhofften Aufstiegschancen und der Sehnsucht nach Anerkennung, der Ambivalenz nur „geduldet“ zu sein, der Einsicht des Scheiterns.

                       

Er ist zudem ein gut ausgeleuchtetes Psychogramm einer typischen algerischen Familie, die jedoch eine Besonderheit aufweist: die Präsenz des zwei-eiigen Zwillingspaars Amir und Daniel, die durch die Entscheidung des Vaters getrennt und in unterschiedlichen Welten aufwachsen.

                       

Der Vater Saíd lebt in einem typischen Banlieu-Milieu mit seiner Frau Nadscha und seinen drei Töchtern Maryama, Sonia und Nour. Seinen Bruder Kader hat es durch die Heirat mit der Französin Ève in eine ganz anderes Umfeld verschlagen: in ein eigenes Haus mit Garten, mit vielen Büchern und statt wie Saíd sich in einer Fabrik stumpf und kaputt zu arbeiten, ist er für seinen Schwiegervater in dessen Schokoladenfabrik tätig.

                       

Auch wenn Amir und Daniel die Hauptdarsteller in diesem kleinen Familiendrama sind, werden auch die Schicksale der Töchter angerissen: Maryama, die nach Algerien verheiratet wird, Sonia, die von ihrem „importierten“ algerischen Mann nach seiner Ankunft im „Gelobten Land“ verlassen wird und Nour, die Rebellische, die sich gegen ihr Frausein mit Brustbandagen und Hunger wehrt. Die von ihrem Vater „Kleiner Mann“ genannt wird. Die mit 18 Jahren das Haus verlässt, um frei zu sein von der Verachtung dem Vater gegenüber, der sich immer duckt, um bloß nicht aufzufallen, frei von der Unterwürfigkeit der Mutter.
Da Ève und Kader keine Kinder bekommen können, sollen sie das Baby, das Nadscha erwartet, adoptieren. Doch aus einem Baby werden zwei, nämlich Amir und Daniel.
Amir bleibt bei den Eltern, während Daniel seine Lebensreise bei Ève und Kader antritt. Im Laufe des Romans zeigen sich nicht nur die unterschiedlichen Außenhüllen ihres Lebens, sondern auch die unterschiedlichen Charaktere der Zwillinge. Amir ist ein introvertiertes stilles Kind, das mit vier Jahren immer noch nicht spricht, Daniel ist ein forderndes Kind, aufrecht und stolz. Und doch sind sich die beiden Cousins, die nicht wissen, dass sie Brüder sind, tief und innig und unzertrennlich wie durch eine gemeinsame Nabelschnur verbunden.

                       

Lilia Hassaine gelingt es meisterlich, die Schicksalsfäden zu verbinden, zu verknoten, so dass man sich bei der Lektüre eingebunden fühlt und die Empfindungswelten aller Personen nachvollziehen kann. Das Ende ist tragisch. Und doch fast erwartbar.

                       

Mit dem Besuch Daniels und seiner kleinen Familie in Algerien (Orte sind Sprache der Erinnerung, auch wenn man nie dort war) schließt sich der Kreis und es gelingt ihm endlich, seinen Zorn und seine Schuldgefühle loszulassen.

                       

So lösen sich die Knoten der Schicksalsfäden. Und so ist das Schicksal dieser zweiFamilien auch ein Pars pro toto: ein Gleichnis für die Zerrissenheit von Immigranten, nicht von hier und nicht von dort. Von Woanders. Aus einem Zwischenreich.

                                               

       


    

Cover des Buches Taqawan (ISBN: 9783857878237)
M

Rezension zu "Taqawan" von Éric Plamondon

Nervenzehrend
misspidervor 9 Monaten

Eine Mischung aus Krimi und Geschichtsstunde über das Leben und Schicksal der Mi'gmaq, die durch Kolonisation in Reservate getrieben und durch Gesetze ihrer Lebensgrundlage beraubt wurden.
Obwohl mich beide Teile dieses Buches, die in wechselnden Kapiteln erzählt wurden, sehr gefesselt haben, wirkten viele Episoden zusammenhanglos und hätten für meinen Geschmack noch viel weiter ausgeführt werden können. Trotz des umfangreichen Glossars am Ende des Buches hatte ich das Gefühl, mir fehlten immer noch zu viele Informationen um die hier erzählte Geschichte der Ureinwohner besser verstehen zu können. Der Krimiteil war brutal, gnadenlos und ungeschönt und machte mich mehr als betroffen. Fazit: ein eindringlicher Roman, der ein weiteres dunkles Kapitel der Menschheitsgeschichte auf ungewöhnliche Weise beleuchtet.

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