Rezension zu Verlorene Stunden von Anne Tyler
Rezension zu "Verlorene Stunden" von Anne Tyler
von Solitude
Rezension
Solitudevor 13 Jahren
Sehr schöne aber für mich auch melancholische Geschichte. Liam ist 60, hat gerade seinen Job verloren und ist in eine kleinere Wohnung umgezogen. Eigentlich hat er sich darauf eingerichtet, jetzt den "Rest" seines Lebens im Schaukelstuhl zu verbringen und scheint mit dieser Aussicht auch recht zufrieden zu sein. Dann wird er in der ersten Nacht in der neuen Wohnung überfallen und niedergeschlagen. An den Überfall selber erinnert er sich nicht und das, was andere vermutlich als einen Segen bezeichnen würden, macht ihm sehr zu schaffen. Er hat Stunden seines Lebens verloren und das macht ihm insgesamt nach und nach bewusst, wieviele Erinnerungen im Laufe eines Lebens verloren gehen. Beim Neurologen lernt er Eunice kennen, die als Assistentin eines reichen Geschäftsmanns arbeitet. Eigentlich ist sie nur offiziell sowas wie eine Assistentin. Genauer betrachtet ist es ihre vermutlich unlösbare Aufgabe, sein Gedächtnis und seine Erinnerung zu sein. Liam setzt alles daran, Eunice kennen zu lernen und erhofft sich, dass sie ihm mit ihrer Übung in Sachen Gedächtniss helfen kann, seine eigenen verlorenen Stunden wiederzufinden. Es entwickelt sich eine Liebesgeschichte und Eunice hilft ihm tatsächlich. Er findet zwar nicht die Nacht des Überfalls wieder, aber eine ganze Menge mehr und letztendlich eigentlich sein eigenes Leben. Das Buch hat mir sehr gut gefallen, allerdings bin ich mit dem Ende nicht ganz einig. Daher auch ein Stern Abzug von mir. Mehr ins Detail gehen kann ich dazu natürlich nicht, dann wäre zu viel verraten. Seit ihrem Bestseller "Atemübungen" habe ich nichts mehr von Anne Tyler gelesen und freue mich sehr, dass sie ihr wunderbaren Stil behalten hat. Besonders die Dialoge sind wunderbar, man könnte oft gleichzeitig weinen und lachen.