Auf faszinierende Weise wie aus der Zeit gefallen
von Marie-Enters
Kurzmeinung: Ein bemerkenswertes, ganz ruhiges und sprachlich wunderbares Debüt
Rezension
Im englischen Original heißt das Buch „Meet me at the Museum“ – Anders ist nämlich Kurator in einem Museum und Tinas erster Brief richtet sich nicht an ihn, sondern ist an einen früher dort tätigen, längst verstorbenen Professor adressiert. Eigentlich aber hat sie den Brief für sich selbst geschrieben – und um den Tod ihrer besten Freundin zu verarbeiten, mit der sie das Museum seit Kinderzeiten wegen der dort ausgestellten Moor-Leiche – dem Tollund-Mann – besuchen wollte. Sie rechnet daher mit keiner Antwort, erhält aber eine – von Anders, der in seiner ihm eigenen, sehr akribischen Art auf Tinas (Lebens-)Fragen eingeht. Daraus entwickelt sich, ganz langsam und vorsichtig, eine Brieffreundschaft, die schließlich so innig und gefühlvoll wird, dass es zwei Liebende sein könnten, die sich schreiben und ihre grundverschiedenen Lebensgeschichten anvertrauen.
Obwohl sie sich nie gesehen, nie berührt haben, obwohl die Liebe nie ein Thema in ihren Briefen ist, ist eine Intimität zu spüren, die über das nur Freundschaftliche hinausgeht – bis sich in Tinas Leben etwas ereignet, das alles verändert und sie sowohl an ihrer Ehe als auch an der Brieffreundschaft mit Anders zweifeln lässt.
Anne Youngsson , selbst bereits 70 Jahre, ist mit diesem Roman ein bemerkenswertes, ganz ruhiges und sprachlich wunderbares Debüt gelungen, das auf faszinierende Weise wie aus der Zeit gefallen scheint. Ein Buch, das Mut macht, auch – oder sogar gerade – in reiferen Jahren Sinnfragen zu stellen und sowohl Bilanz zu ziehen als auch nach vorne zu blicken und die Zukunft zu gestalten.
Ich danke NetGalleyDE und dem Harper Collins Verlag für die das digitale Vorab-Leseexemplar des Debütromans von Anne Youngsson. Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.
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