Cover des Buches So bin ich nicht (ISBN: 9783351036287)
Rezension zu So bin ich nicht von Anneliese Mackintosh

Ein bemerkenswertes Debüt, das sicherlich nicht jedermanns Sache ist

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 8 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 8 Jahren
Eigentlich fasse ich die Handlung eines gelesenen Buches gerne mit meinen eigenen Worten zusammen, da ich mit so manchem Klappentext nicht ganz glücklich bin. Dieses Mal mache ich das nicht, denn die Inhaltsangabe des Verlages hat mich sofort angefixt:

"Greta will nur Liebe, Glück, Mittag essen mit Margaret Atwood und endlich einen echten Orgasmus. Aber vor allem möchte sie ihren Vater zurück, mit dem Trinken aufhören und einmal mit der gutaussehenden Frau mithalten, die immer neben ihr auf dem Laufband läuft und T-Shirts trägt mit Schriftzügen wie »Gut ist das Gegenteil von Großartig«. Sie wünscht sich ein normales Verhältnis zu ihrer Mutter und dass ihre Schwester aufhört zu versuchen, sich umzubringen. Sie würde am liebsten nie mehr Kleidung tragen, nie wieder Fleisch essen oder Milch trinken und für radikale politische Ideen kämpfen. Sie würde gern mehr sie selbst sein. Sie würde gern weniger wollen. Denn immer wenn sie etwas erreicht, wird ihr etwas anderes genommen."

Klingt gut? Genau, so ging es mir auch!

Greta wäre gerne normal. Einfach so, wie sie sich eben fühlt, nicht so, wie sie wohl wahrgenommen wird. Greta hat keine einfache Zeit hinter sich: ihre Schwester ist psychisch sehr krank, ihr geliebter Vater verstorben. Spätestens danach ist Greta auf der Suche nach sich selbst und geht einen ungewöhnlichen Weg, denn er führt über Alkohol, Drogen, sexuelle Eskapaden zu teilweise seltsamen Versuchen, ihr Leben zu strukturieren. Kann sie Freundschaft und Liebe finden? Schafft sie es, irgendwann mit ihrer Trauer umzugehen?

Die in Deutschland geborene Autorin Anneliese Macintosh, die in Cornwall aufwuchs und auch heute wieder im Südwesten Großbritanniens lebt, sagt von ihrer Hauptfigur Greta, dass sie zu 68% aus ihr persönlich besteht - der Rest sei frei erfunden. Wow, das gibt zu denken, denn bei der Lektüre fragt man sich unweigerlich, welcher Part nun wahr sein könnte und welcher nicht. Zudem sagt sie, dass es sich um eine Sammlung von Erzählungen handelt (Greta's Stories), aber ich habe das Buch nicht wirklich als Erzählband wahrgenommen, wenngleich es auch kein stringent erzählter Roman ist.

Der Stil der Autorin ist schonungslos, stellenweise drastisch, aber immer offen und ehrlich - auch wenn man das an der ein oder anderen Stelle vielleicht gar nicht will (ich sage nur "too much information"). Einige Sequenzen, vor allem die, die Gretas Trauer beschreiben, haben schon fast etwas lyrisches, andere Szenen sind wiederum unanständig bis vulgär. Tja, hier schont sich weder Greta noch die Autorin ihre LeserInnen. In meinen Augen ist der Balanceakt der Autorin geglückt: Greta, die in Wirklichkeit auf der Suche nach Erfolgserlebnissen und Liebe ist; eine lebendige Erzählweise, die brutal ehrlich wirkt und dabei heftige Einsichten in alltägliche menschliche Tragödien zulässt; jede Menge Schmerz und dennoch Humor - all das hat Anneliese Mackintosh gepackt.
Ein Buch, das einen innerhalb kürzester Zeit sowohl zum Weinen als auch zum Lachen bringen kann.

Fazit: Anders, bemerkenswert, schockierend und überraschend ehrlich. Für mich ein Volltreffer.
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