Rezension zu Das glückliche Tal von Annemarie Schwarzenbach
Rezension zu "Das glückliche Tal" von Annemarie Schwarzenbach
von Liisa
Rezension
Liisavor 17 Jahren
Rund 200 mit großer Schrift bedruckte und mit Illustrationen von Eugen Früh aufgelockerte Seiten enthält dieses Buch. 200 Seiten die teils wie ein schöner Traum, teils wie ein Albtraum wirken. Annemarie Schwarzenbach, eine faszinierende und verstörende Persönlichkeit, erinnert sich darin an ihre Reisen durch Persien und die Türkei und verarbeitet zugleich eine unglückliche Liebe. Das klingt wenig faszinierend doch wie Annemarie Schwarzenbach hier schreibt, das zieht unweigerlich in den Bann. Namen von Städten und Gegenden ziehen vorüber wie die Kamele der Karawanen und wecken auch beim Leser Reiselust, verführen zum Träumen. Doch Annemarie von Schwarzenbach verklärt das Reisen keineswegs, sie schreibt genauso über die Einsamkeit, die Entbehrungen, das Entwurzeltsein, die Suche nach einer Heimat und die Rastlosigkeit, die sie doch immer wieder weitertreiben. Bei manchen Absätzen habe ich gedacht, sie könnten fast wie eine Art prophetische Warnung an uns heutige gedeutet werden, andere Absätze sind ein einziger Gedankenanstoß zur Selbstreflexion. »Das glückliche Tal« macht deutlich, was für eine faszinierende aber auch zerrissene Persönlichkeit Annemarie von Schwarzenbach gewesen sein muss. Man kann nur immer wieder dem Lenos Verlag danken, dass er die Schriften von Annemarie von Schwarzenbach neu publiziert und sie so vor dem Vergessen bewahrt hat. Hilfreich - vielleicht sogar notwendig - ist es, Annemarie von Schwarzenbachs Lebensgeschichte zu kennen, denn erst so erschließen sich weite Teile dieses Buches. Leider fehlt ein biographisches Nachwort, wie es andere frühere Ausgaben dieses Buches enthielten und das solchen Lesern, die bisher nichts über Annemarie von Schwarzenbach und ihr Leben wissen, sicher hilfreich gewesen wäre. Wer aber gerne von fremden Ländern träumt oder reist der dürfte auch so seine Freude an diesem kleinen Büchlein haben.