Cover des Buches Die hässlichste Tanne der Welt (ISBN: 9783499227752)
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Rezension zu Die hässlichste Tanne der Welt von Annette Bluhm

Wenn der Ehemann den falschen Baum kauft…

von Igelmanu66 vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Nette Weihnachtsgeschichte, flott zu lesen und ideal zu Punsch (alternativ Tee) und Plätzchen.

Rezension

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Igelmanu66vor 9 Jahren

„Und der…“ Sie zeigt mit spitzen Fingern auf das arme Bäumchen. „Ist erstens viel zu klein, denn ein richtiger Christbaum reicht bis zur Decke. Und zweitens lasse ich keine Nordmanntannen in mein Wohnzimmer! So einen Allerweltsbaum, den jeder hat.“ Sie redet sich in Rage. „Mit etwas gutem Willen lasse ich die Krücke als Edelfichte durchgehen. Der Verkäufer hatte keinen blassen Schimmer von Weihnachtsbäumen. Coloradotannen sind etwas ganz Besonderes. Sie wachsen pyramidenförmig, haben lange silberne Nadeln und duften nach Zitrone. Im Übrigen hast du mir immer noch nicht verraten, welches Schlitzohr dir dieses … dieses Dingsda aufgeschwatzt hat.“

„Unten, auf der Theresienwiese“, antwortet Bernd grummelnd, während er uns zurück ins Zimmer schiebt und die Balkontür wieder schließt. „Aber ich kapiere nicht, was du für einen Bohei machst. Die Dinger sehen doch alle gleich aus. Wir hängen einfach eine Überdosis Kugeln und den andern Schmuck dran, und gut is.“

Katja ignoriert seine Argumente. „Nicht wo, sondern wer ihn dir verkauft hat, würde ich gern wissen. War es vielleicht ein arabischer Wüstenprinz, der unsere Bräuche nicht kennt und natürlich auch keine Ahnung hat, wie eine Coloradotanne aussieht? Dann rede ich mit ihm, vielleicht tauscht er den Baum um.“

In diesem Jahr will sich bei Ursel irgendwie keine Weihnachtsstimmung einstellen. Tagsüber schuftet sie als „Packengel“ in einem Kaufhaus, um ihre Rente ein wenig aufzubessern und die Enkel zum Fest beschenken zu können. Und in ihrer Freizeit passt sie auf besagte Enkel auf oder besucht ihren viel zu früh verstorbenen Herrmann auf dem Friedhof. Bei einem dieser Besuche trifft sie einen alten Bekannten wieder. Friedrich, mit dem sie schon früher gut befreundet war, ist mittlerweile ebenfalls Witwer. Die beiden erkennen sich als Schicksalsgenossen und kommen sich beim Glühwein schnell näher. Wie schön wäre es, diesem Weihnachtstrubel zu entfliehen – zum Beispiel gemeinsam nach Paris! Doch ihre Kinder haben ganz andere Pläne zum Fest. Vor allem Ursels Tochter Katja stellt jedes Jahr ein Familienweihnachtsfest auf die Beine, das vor Traditionen nur so strotzt. Und daran wird nicht gerüttelt, das fängt schon bei der Wahl des richtigen Weihnachtsbaums an…

Dies ist eine Weihnachtsgeschichte nach altbekannten Grundmustern. Sie kombiniert den auswelchengründenauchimmer Weihnachtsmuffel mit dem Weihnachtsjunkie und lässt beide Parteien fröhlich aufeinander prallen. Zündstoff gibt es aber so gut wie keinen, denn sowohl Ursel als auch Friedrich sind zwei ausgesprochen sympathische und harmoniebedürftige Menschen, die bereit sind, sich um des lieben Friedens willen und der Familie zuliebe in ihr Schicksal zu fügen. Gut gefiel mir, dass die durchgängige Stimmung in der Geschichte trotzdem sehr fröhlich ist und die große weihnachtliche Sentimentalität geschickt umschifft wird – wie folgendes Zitat zeigt:

„Meine heimliche Angst könnte aber auch die Summe an Erfahrungen sein. Hermanns vorzeitiger Tod, beispielsweise. Er hatte sich so sehr auf einen gemütlichen Lebensabend gefreut. Auch über die Hausmeisterstelle, die unsere Haushaltskasse aufgebessert hat und uns so manchen Luxus ermöglicht hätte. Aber dann … Bei diesen trüben Gedanken erinnere ich mich, dass ich ihm ein neues Grablicht vorbeibringen wollte. Dummerweise muss ich es erst noch im Drogeriemarkt besorgen. Aber das schaffe ich auch noch irgendwie, und Herrmann läuft mir ja nicht weg.“

So kann sich der Leser also entspannt zurücklehnen, sich über Katjas unglaublichen und auf die Spitze getriebenen Weihnachtsstress amüsieren und darauf warten, dass am Ende alles gut und rundum weihnachtlich ist. (Anmerkung: Bei einem solchen Buch betrachte ich den Hinweis auf ein gutes Ende nicht als Spoiler ;-)

Fazit: Nette Weihnachtsgeschichte, flott zu lesen und ideal zu Punsch (alternativ Tee) und Plätzchen.

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