Meerzahl - Ein gefühlsbetonter Roman der besonderen Art
von petrahillebrand
Kurzmeinung: Ein Buch, das sich von anderen abhebt, nicht nur durch seine Sprache.
Rezension
Zum Glück gibt es sie noch; die Bücher, die anders sind und die einem schon allein deshalb in Erinnerung bleiben, weil sie sich abheben durch ihre lyrische Sprache.
Aber nicht nur deshalb hat "Meerzahl" mich in seinen Bann gezogen. Es ist die Mischung, wie die Autorin Situationen und Dinge beschreibt, die man eigentlich nicht beschreiben kann.
Mir gefällt, wie sie sich auf die Gefühlsebene der Protagonisten einlässt, wodurch sie auch der Schwere des Themas gerecht wird. Gleichzeitig bewahrt sie ihre Leser und Leserinnen davor, sich überrollt zu fühlen, indem sie zum Ausgleich eine Prise Humor in das Denken der Ich-Erzählerin streut, aber auch mit feinen Dialogen unterhält.
Ich könnte mehr über das Buch und dessen Inhalt schreiben, will aber nichts vorwegnehmen oder gar zerreden. Hier eine meiner Lieblingsstellen, die vielleicht mehr aussagen, als ich es je könnte.
"Nach dem Mittagessen setzte ich mich in den Garten und malte die Ansicht unseres Hauses. Der Holunderbusch geriet mir zu groß, die alte Klappliege sah aus, als sei sie in den Rasen eingegraben, das Dach saß schief auf den Mauern und die Schrägfenster im oberen Stock erinnerten an Schießscharten. Das machte nichts. Ich betrachtete mein Bild, und ich wusste, dass in dem Haus aus Aquarellfarbe ein Mädchen lebte, ein Mädchen mit den Haaren ihrer Mutter und den Augen ihres Vaters: ein Mädchen wie ich, nur zufriedener."
Wem diese Stelle gefällt, der wird noch viele andere finden, die ihn ansprechen. So auch ich. Und deshalb werde ich dieses Buch noch einige Male lesen - und sei es auch nur, um als Autorin davon zu lernen.