Cover des Buches Mein bester Freund ist Unsichtbär (ISBN: 9783401710525)
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Rezension zu Mein bester Freund ist Unsichtbär von Annette Herzog

Eine Mutmachgeschichte mit tollen Bildern

von Kinderbuchkiste vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Eine Mutmachgeschichte mit tollen Bildern

Rezension

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Kinderbuchkistevor 6 Jahren
Thema Mut
Unsichtbarer Freund
Neuanfang
ein Geschwisterchen kommt
Gefühle
für Kinder ab 3 Jahren


Es ist schon manchmal sehr viel was auf eine kleine Kinderseele zukommt.
Silas, der kleine Protagonist unserer Geschichte muss sich nicht nur plötzlich in einer neuen Umgebung zurecht finden, sondern kommt auch noch in einen neuen Kindergarten und Familienzuwachs hat sich auch noch angesagt.
Wie es ihm mit alle dem ergeht und was er erlebt davon handelt diese wundervolle Geschichte von Annette Herzog mit sehr ausdrucksstarken Bildern von Christine Kugler.
Schon das Cover lässt vermuten, dass es aufregend wird.
Einfühlsam erzählt Annette Herzog von Silas der mit seiner Familie in ein neues Haus, eine neue Umgebung zieht. Auf einmal erscheint ihm alles furchtbar groß, das Haus, der Garten, ja sogar sein neues Bett. Vielleicht ist es aber auch so, dass die Angst vor dem Neuen, verbunden mit viel Ungewissheit ihm Angst macht und diese Angst ihn sich noch kleiner fühlen lässt als er ist.
Aus der Kiste in der sein Bett ankam baut sich Silas ein Haus, sicherlich kennen das viele Kinder, doch was nicht bei jedem Kind passiert ist, dass plötzlich eines Morgens ein Bär darin liegt und schnarcht und obwohl der Bär auch groß ist hat Silas vor ihm überhaupt keine Angst. Es ist ja auch toll wenn ein Bär mit großen runden Kulleraugen gemütlich in seinem mit Decken und Kissen gefüllten Haus liegt. Ein groooßer Freund, der noch dazu weich und kuschelig ist, ist eine großartige Sache. So ein Freund, auch wenn er für andere unsichtbar ist, gibt Mut, Kraft und Schutz. Viele Erwachsenen machen sich Sorgen wenn sie mitbekommen, dass ihre Kinder unsichtbare Freunde haben, doch es kommt immer auf das Maß an. Erwachsene sollten nicht gleich Panik haben und denken ihr Kind sei nicht "normal" es gehört zum Entwicklungsprozess eines Kindes dazu, was nicht heißen muss, das jedes Kind irgendwann einen imaginären Freund hat.
Silas und Bär machten lange Zeit alles gemeinsam. Sie malen zusammen Bilder, lesen Bücher, manchmal schlafen sie sogar eng aneinander gekuschelt ein. Lauter tolle Dinge doch Bär ist nicht nur ein Freund sondern auch ideal um sich selbst unsichtbar zu machen, zu verstecken wenn man unsicher ist und er kann auch Ruhepol in einer viel zu hektischen Alltagswelt sein in der es alle eilig haben. Eindrucksvoll illustriert Christine Kugler all diese Situationen und lässt uns so auch Silas Gefühle deutlich erkennen. Auch als es der Vater plötzlich sehr eilig hat weil das Baby angekommen ist.
Für einen Moment vergisst sogar Silas alles und wenn ich alles sagen, dann wirklich alles. Als er bemerkt, dass es Bär vergessen hat fühlt er sich wieder furchtbar. Wie hat er nur seinen Freund vergessen können? Und jetzt, jetzt ist Bär weg, einfach weg nicht zu finden. Egal wo Silas sucht Bär ist nicht zu finden. Dafür trifft er auf das Nachbarmädchen die er zunächst gar nicht so nett fand. Als er ihr erzählt, dass sein Freund weg ist berichtet sie von ihrer Giraffe, die auch verschwunden ist. Ob die beiden gemeinsam unterwegs sind? Über die Suche werden Silas und das Mädchen Freunde und plötzlich hat Silas seinen Platz in der neuen Welt gefunden, die gar nicht mehr groß und fremd ist.
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Es ist eine schöne Geschichte, deren Inhalt viel über die Bilder erzählt wird und in denen es viel zu entdecken gibt. Die Mimik und Gestik sind so klar und deutlich visualisiert, dass Kinder sie sofort deuten können.
Viele kleine schöne und witzige Elemente lockern das Gesamtbild auf, erzählen von Zeit zu Zeit sogar kleine weitere Geschichten.
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Der Text selbst ist recht einfach gehalten immer auf den Punkt gebracht ohne viel Ausschmückungen, denn das wird von den Bildern übernommen.
Ich lese grundsätzlich alle Bücher mehrmals laut für mich bevor ich sie mit Kindern lese. Hier ist mir gleich beim ersten Mal eine unbestimmte Leere aufgefallen. Irgendwie war der Übergang von einer zur anderen Seite im Text zu abrupt, nicht so fließend. Wenn ich weiter laß hatte ich das Gefühl auf der vorherigen Seite nicht richtig gelesen zu haben oder eine Seite ausgelassen. Dem war aber nicht so.
Es scheint als würde die Autorin bewusst nur wenig über den Text erzählen und mehr noch die Bilder sprechen lassen, was ich für sehr gut empfinde und auch den Kindern entgegen kommt. Man muss dieses beim Vorlesen nur berücksichtigen und dementsprechend die Bilder bewusst mit einbinden, in Interaktion mit den Kindern treten, gemeinsam die Bilder und deren Erzählung / Botschaft entdecken.
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Die Geschichte vereint sehr viele Themenbereiche, die Kinder in ähnlicher Form erleben können oder schon erlebt haben. Ein Umzug, ein Neuanfang in einer fremden Umgebung, ein neuer Kindergarten, Eltern, die umzugsbedingt so viel zu tun haben, das dass Familienleben etwas unruhig ist und dann auch noch das Baby, das erwartet wird. Sicherlich werden nicht alle Kinder so viel neue Situationen auf einmal erleben wie Silas aber mit Sicherheit die ein oder andere.
Hier kann das Buch den Kindern das Gefühl geben, dass es ihnen nicht allein so geht. Das es sogar Geschichten in einem Bilderbuch gibt, die die Thematik behandeln empfinden sie als Stärkung, das ergaben die Gespräche mit unseren Lesekindern im Alter zwischen 4 und 7 Jahren.
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Die im Text erzählte Geschichte überzeugte mich nicht ganz das machten die fantastischen Bilder jedoch wieder wett.
Die Illustrationen sind einfühlsam und bedürfen eigentlich keiner Worte.
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Mein Rat, das Buch ist absolut empfehlenswert nur sollte man es mehr erzählen und mit den Kindern entdecken, als vorlesen.


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