Annette Kleen

Ich mag die Romane von Annette Kleen sehr. Es ist keine Massenware und auch sucht man Stereotype bei ihr vergeblich. 

Diesmal hat sie einen sehr bekannten Kriminalfall als Vorlage genutzt und sehr spannend und authentisch umgesetzt. 

Die Figuren sind amüsant, manchmal sehr unsympathisch und manchmal auch lustig. Es sind auch einige kleine Anspielungen eingebaut, aber die müssen Sie selber finden. :)

Für mich persönlich stellt sie die berühmten Ostfrieslandkrimis in den Schatten. Erstens wegen des Verzichts auf Klischees und zweitens, weil sie sich nicht mit ewig langen Beschreibungen der Wolken aufhält, sondern sich auf die Menschen und die Geschichte konzentriert.

Das Buch ist ab den Fall des sogenannten "Rhein-Ruhr-Rippers" angelehnt. Ein Fall, der mit sehr gut bekannt ist. Der Autorin offenbar auch. Der "Werdegang" des Mörders wird durch die Autorin fesselnd geschildert. Man ist hin und her gerissen zwischen Mitleid und Schaudern. 

Dazu gelingt es Frau Kleen auch, die Lebensart der Ostfriesen einzufangen. 

Nein, in Ostfriesland sagt kein Mensch "Das Bier schmeckt dir, nicht wahr?" sondern "Machst wohl Bier".

Plattdeutsche Passagen werden sofort übersetzt, damit der Lesefluss nicht beeinflusst wird.

Überhaupt gefällt mir der Stil und den Kommissar Richter und seine Gang habe ich förmlich ins Herz geschlossen. 

Wer glaubt, dieses Buch könnte nichts mehr bieten, weil man den Kriminalfall, der als Vorbild diente, bereits kennt, ist auf dem Holzweg. Ich kenne bereits die beiden ersten Bücher von Frau Kleen, die schon super waren. Aber hier schafft Annette Kleen neue Figuren. Witzige, skurrile, fiese, lustige. Ohne dabei zu überziehen, oder der Thematik nicht gerecht zu werden. Wie schon zuvor, so führt Kleen sich hier den Leser manches Mal an der Nase herum. Meistens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Beide Daumen nach oben.