Rezension zu "Bad Feminist" von Roxane Gay
Ich habe dieses Buch verschlungen. Gay schafft es, mit ihren Essays schlagfertig, witzig und schlau nicht nur persönliche Erfahrungen zu vermitteln, sondern auch Kritik an popkulturellen Machwerken zu üben sowie den aktuellen Stand von Feminismus zu skizzieren. Sie schreibt, warum mit Feminismus besonders streng ins Gericht gegangen wird und warum es ein Fehler ist, das Konzept aufgrund der Fehltritte einiger „Gallionsfiguren“ abzukanzeln (this one goes out to you, Alice S.). Essays darüber, wie über sexuelle Gewalt geschrieben werden sollten, folgt eine Analyse von 50 Shades of Grey (Spoiler: das dort vermittelte Bild von Frauen/Beziehungen ist ziemlich rückschrittlich). Mit spitzer Feder geht die Akademikerin auf The Help, Django, Chris Brown, Tyler Perry und Robin Thicke ein und übt außerdem Kritik an Journalismus sowie am Verlagswesen. Ihre Essays zu Race sind nicht nur bewegend, sondern legen die Double Standards in den USA offen. Gay steht für einen intersektionalen Feminismus ein, der es schafft, Grenzen zu überwinden und Grundlage für Diskussionen zu schaffen. Dabei ist es ihr Ziel, die verschiedensten Fraktionen in einen Diskurs einzubinden - auch solche, die (vermeintliche) Privilegien besitzen. Ich habe noch immer Muskelkater im Nacken von jedem zustimmenden Nicken und kann jedem/r nur empfehlen, dieses Buch zu lesen. Gerade aufgrund der popkulturellen Bezüge ist es auch für Leute geeignet, die einen Einstieg in die verschiedenen Themenbereiche wie Race, Gender, Sexualität und Politik suchen. Immer wieder führt Gay die Themen zusammen und zeigt so, dass es oft mehrere Baustellen gibt, die gleichzeitig bearbeitet werden müssen. Und davon gibt es viele. Aber Gay beschreibt auch, wie diese Baustellen angegangen werden können und bietet konkrete Handlungstipps. Sie gibt zu, dass sie selbst voller Widersprüche ist: Sie kann bei Blurred Lines nicht anders, als mitzusingen und weiß dennoch, wie misogyn der Songtext ist. Gay schließt den Band mit den Worten „I would rather be a Bad Feminist than no feminist at all.“