Rezension zu Haus der Schildkröten von Annette Pehnt
Rezension zu "Haus der Schildkröten" von Annette Pehnt
von BeateW
Rezension
BeateWvor 14 Jahren
In Haus Ulmen, einem renommierten Altersheim, scheint die Zeit stillzustehen. Nur sonntags erwacht das Haus zum Leben und die in der Eingangshalle sitzenden "Immergleichen", die auf niemanden warten, beobachten neugierig und ein wenig neidvoll die regelmäßig einströmenden Besucher. Nach zwei Stunden, so lange sollte man anstandshalber bleiben, wird es wieder ruhig. Mit entspannten Gesichtern und erleichtert, den Pflichtbesuch für diese Woche hinter sich zu haben, verlassen die Angehörigen das Altersheim. Die Immergleichen verfallen wieder in Lethargie und starren auf den sich leerenden Parkplatz. Nur Frau Kanter und der Professor erhalten am Dienstag Besuch. Sie von ihrer Tochter Renate und er von seinem Sohn Ernst. Die beiden begegnen sich und entdecken hier, umgeben von Krankheit, Siechtum und Tod, ihre Liebe. Die sensiblen Beschreibungen der Charaktere aller Beteiligten, sowie die realistische Schilderung der Lebensumstände in einem Altersheim lassen auf eine gute Beobachtungsgabe der erst 39 Jahre alten Autorin schließen. Pointiert, ohne Sentimentalität und dennoch einfühlsam berichtet Annette Pehnt über die kleinen Freuden, Sorgen, Probleme und zwischenmenschlichen Beziehungen von Bewohnern, Angehörigen und Personal. Ein wenig geschmälert wird das Lesevergnügen dadurch, dass Frau Pehnt bis auf Punkte und Kommas keinerlei Satzzeichen verwendet. Das macht das Lesen zwar anstrengend, ändert aber nichts an meinem Gesamturteil: Ein lesenswertes Buch!