Cover des Buches Ausgetanzt (ISBN: 9783839211014)
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Rezension zu Ausgetanzt von Anni Bürkl

Rezension zu "Ausgetanzt" von Anni Bürkl

von VeroG vor 13 Jahren

Rezension

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VeroGvor 13 Jahren
Abseits von der Qualität des Krimis eine Vorbemerkung zur Bindung des Buches: Die ist absolut schlecht. Das Buch ist so zusammengeleimt, dass man kaum normal lesen kann. Man braucht beide Hände, dass man es so weit aufbringt, dass man den inneren Rand der Zeilen auch noch entziffern kann. Wer irgendwann, so wie ich, die Geduld verliert und die Seiten einfach mal auseinander drückt, hat plötzlich jede Menge fliegende Blätter in der Hand. Das muss wirklich nicht sein! Zum Inhalt: Berenike Roithners zweiter Fall rund um das Ableben der Tanzlehrerin Caro macht es mir schwer, in die Geschichte hineinzukommen. Allerdings bin ich zugegebenermaßen kein Fan von „Frauenkrimis“ im allgemeinen und leicht bis schwer hysterischen Frauenfiguren im besonderen. Die Protagonistinnen sind nämlich durchwegs mit den gängigen Stereotypen besetzt: die Kampflesbe, die das Frauenhaus leitet, das Hascherl, das sich schlagen lässt und noch danke sagt, die Emanze, die mit jedem ins Bett springt, die ewig Unentschlossene, die nie weiß, was sie wirklich will und bei der nein vielleicht heißt und vielleicht meistens ja, usw. Und das esoterische Getue geht mir im realen Leben ebenso auf die Socken wie in diesem Roman. Da entwickelt man für manch gewalttätigen Mann solcher Frauen einen Hauch von Verständnis. Abseits davon erzählt Anni Bürkl eine durchaus spannende Geschichte. Ihr Schreibstil ist flüssig, sie spielt gekonnt mit der Sprache, der Spannungsbogen bleibt bis zum Schluss erhalten. Ganz nebenbei führt sie die Leserinnen auch noch ein in die hohe Kunst der Teezubereitung und in die Besonderheiten vieler Sorten. Und dass Gewalt in der Familie ein durchaus aktuelles und ernst zu nehmendes Thema ist, kann jeder von uns jeden Tag aus den Tageszeitungen entnehmen. Dazu noch die Kulisse von Altausse mit den Bergen, oft regenverhangen, aber wenn es mal schön ist, dann überirdisch. Auch das Flair dieses wunderbaren Ambientes fängt sie gekonnt ein. Was meiner Meinung nach fehlt, ist wenigstens eine glaubwürdig sympathische Männerfigur. Der Polizist Jonas hätte schon ganz gute Ansätze dazu, aber genau so oft handelt er lieblos und zumindest für Berenike unverständlich. Ohne die positive Männerfigur entsteht nämlich ein wenig der Eindruck, das sei die Geschichte einer vom Leben enttäuschten, nicht mehr ganz jungen Frustbustel für ihre verbitterten Leidensgenossinnen. Falls das gewollt war, ist es jedenfalls gut rübergekommen. Und bevor jetzt noch jemand auf die Idee kommt, mit dem letzten Satz würde ich die Autorin meinen: Mitnichten, ich meine damit Berenike, die hier ihre innere Verfassung darlegt und in ihrem ganzen Umfeld keinen Mann findet, der ihr vermitteln kann, dass nicht alle Männer so negativ sind, wie Berenike sie wahrnimmt.
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