Cover des Buches Schwarztee (ISBN: 9783839210239)
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Rezension zu Schwarztee von Anni Bürkl

Rezension zu "Schwarztee" von Anni Bürkl

von ::Nina:: vor 14 Jahren

Rezension

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::Nina::vor 14 Jahren
Um ihr altes, von ihrer Karriere beherrschtes Leben in Wien zu vergessen, wagt Berenike Roither einen Neuanfang in Altaussee im Salzkammergut, wo sie einen kleinen, stilvollen Teesalon eröffnet, in dem es neben gutem Tee auch anspruchsvolle Literatur gibt. Als bei einer dort veranstalteten Lesung des umstrittenen Autors Sieghard Lahn ein Journalist ermordet wird, ist es mit Berenikes – durch Tee und einen ausgeprägten Hang zur Esoterik – neu gewonnener Ruhe aber erstmal vorbei. Schließlich wurde Robert Rabenstein heimtückisch vergiftet. In ihrem Salon! So gerät Berenike nicht nur ins Visier der Polizei, sondern setzt bei ihren eigenmächtigen Ermittlungen auch ihr Leben aufs Spiel… Anni Bürkls Erstlingswerk, dessen Kapitel allesamt nach verschiedenen Teesorten benannt sind, ist ungewöhnlich. Schon aufgrund des ganz eigenen Stils der Autorin, die häufig kurze Sätze, knackige Sätze gebraucht und an allen möglichen wie unmöglichen Stellen Anglizismen einstreut. Auf den ersten Blick wirkt das eigenartig, aber nach wenigen Seiten hat man sich bereits damit angefreundet und denkt sich So what?! Englisch und Tee, das passt doch. Und irgendwie spiegelt der etwas sperrige, aber trotzdem angenehme Stil ja auch Berenikes Charakter wider, der zu Beginn sehr schwer zu fassen ist. Ja, Berenike glaubt an Qi und murmelt gerne mal das eine oder andere Mantra vor sich her, aber so richtig nimmt man ihr ihren Esoterikfimmel nicht ab. Viel zu sehr hat man das Gefühl, dass sie sich bloß in eine andere Existenz flüchtet, um ihre Vergangenheit komplett hinter sich zu lassen. Denn dass dort irgendetwas liegen muss, das sie belastet, wird fast schon zu offensichtlich angedeutet. Die Auflösung allerdings entschuldigt Berenikes sprödes Auftreten, erklärt, warum es ihr beim Anblick gut aussehender Männer sehr schnell im Schoß zieht und macht sie zu einer interessanten, ganz besonderen Figur. Vertieft wird dies noch durch ihre schwierige Kindheit mit jüdischen Vorfahren und das angespannte Verhältnis zu ihren Eltern, das ebenfalls angerissen wird. Auf gerade mal etwas über 300 Seiten hat die österreichische Autorin also einiges untergebracht, etwa auch ein Teebrevier, politische und historische Aspekte sowie ein paar weitere Leichen. Dabei geht der Kriminalfall aber fast schon etwas unter, denn auch wenn die Motive für die Morde nachvollziehbar und gut durchdacht sind, kommen die Opfer etwas unglaubwürdig ums Leben und auch die Polizei macht bei ihren Ermittlungsarbeiten keinen guten Eindruck. Das alles ändert aber nichts daran, dass ich mich jetzt schon auf Berenikes 2. Fall freue, der im Herbst dieses Jahres unter dem Titel »Ausgetanzt« erscheinen wird. FAZIT: Ein etwas anderer, atmosphärischer und intelligenter Krimi – nicht nur für Teeliebhaber.
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