Cover des Buches Aus hartem Holz (ISBN: 9783630872490)
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Rezension zu Aus hartem Holz von Annie Proulx

Spannend & informativ - eine Liebeserklärung an die Natur und ebenso mahnend wie unterhaltsam!

von DieBuchkolumnistin vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Spannender Generationenroman über drei Jahrhunderte - ebenso informativ wie unterhaltsam!

Rezension

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DieBuchkolumnistinvor 7 Jahren
René Sel und Charles Duquet sind zwei von hunderten Siedlern, die im 17. Jahrhunderten voller Neugier und ohne viel Wissen Neufrankreich betreten. Die Beschäftigten des Monsieur Trépagny folgten ihm aus den Elendsvierteln in Paris über den Atlantischen Ozean. Wie so viele hatten sie kaum eine Wahl, dafür kräftige Hände und den Willen für eigenes Land zu arbeiten, sowie Hoffnung auf eine bessere Zukunft auf dem ihnen so fremden Kontinent. Beide finden inmitten der grünen und zu dieser Zeit noch von wenigen Lichtungen erhellten Wälder ein neues Zuhause, alles von da ab Kommende für sie und ihre Familien wird sich um das Holz drehen, alles Leben dort entstehen, alles Sterben dort sein Ende finden.

Während Sel sich fügt, unterwürfig und sanft einen Platz sucht und an der Seite der dortigen Ureinwohner, den Indianern, finden wird, ist Duquet von anderer Natur. Er sieht in den Bäumen, den Tieren, dem Lebensraum das Geld, die Möglichkeiten auf schnellen Reichtum und seine Chance – er benennt sich in Duke um, studiert die Handelswege und lernt deren Sprache, bedient sich dabei jedes nötigen Mittels und baut die noch für Generationen ebenso zerstörerische wie erfolgreiche Company „Duke & Sons“ auf. Doch die Folgen beider Männer sowie all ihrer europäischen Nachreisenden, das nahezu komplette Auslöschen der ursprünglichen Völker, Pflanzen und Tiere werden nur von wenigen und viel zu spät erkannt …

Die Autorin Annie Proulx lebte selbst für viele Jahre in der amerikanischen Natur und zog erst aufgrund ihres Alters zurück in die Stadt. Die Liebe dazu ist auf jeder Seite zu lesen, eben so wie der Vorwurf an ihre eigenen Vorfahren sowie indirekt auch an den Leser, wie wir in der Vergangenheit als auch heute damit umgehen. Gerade zu prächtig und satt beschreibt sie immer wieder die Farben, die Gerüche, aber auch die Gewalt des Waldes sowie die darin lebenden Menschen. Ganz nach dem Motto „Kill your darlings“ lässt sie hunderte Holzarbeiter und tausende Indianer an den Neuerungen zugrunde gehen, bringt die Cholera und weitere tödliche Krankheiten nach Neufrankreich und mordet durch die Gier und Dummheit ihrer Charaktere Seite über Seite in diversen Völkern. Mitleid kennt Proulx nur mit den gefällten, verbrannten, platt gefahrenen Bäumen, den zugeschütteten Seen, der Natur, die sich viele Jahrhunderte später durch den Klimawandel und weitere Auswirkungen am kurzsichtigen Menschen rächen wird. Spannend und detailreich erzählt sie die nordamerikanische Geschichte, lässt aber teilweise die emotionale Wucht anderer Romane wie z.B. der „Schiffsmeldungen“ vermissen und kann den Leser deswegen an nur wenige der Charaktere binden.

„Aus hartem Holz“ sind 896 lesenswerte Seiten, die abseits von „Landlust“-Kitsch ähnlich wie „Die Geschichte der Bienen“ ebenso unterhalten wie informieren und mahnen.
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