Annika Blanke kommt eigentlich aus dem sprechenden Milieu. Dem Poetry Slam. Dort ist sie die gefürchtetste Schnellsprecherin auf deutschen Bühnen und bekannt für ihre humorvollen und doch tiefgehenden Texte.
Deshalb war ich sehr gespannt auf ihr Romandebüt, das 2012 im Lektora Verlag erschienen ist.
Skurriles und anrührendes habe ich erwartet, aber meine Erwartungen wurden definitiv übertroffen! Alleine so eine skurrile Personenkonstellation muss einem erstmal einfallen.
Da wären Theo Willing, Briefträger mit Hang zum Schreiben, Lena Ahlberg, die schöne Frau aus dem Café, Siebzig, die Skurrilität in Person und Esmeralda, die
Kakteendame, die wirklich gute Tipps gibt.
Theo und Lena treffen sich in einem Café und schließen einen Pakt: jede Woche gibt einer von ihnen dem anderen ein Thema vor und dann hat der eine Woche Zeit, darüber etwas zu schreiben. Wer jetzt aber denkt, es gehe um banale Themen, über die jeder etwas schreiben könnte, liegt weit daneben. Es geht um die großen Fragen des Lebens. Was ist Mut? Kann man einen ehrlichen Roman schreiben?
Kann Lena überhaupt einen Roman schreiben oder lernt sie besser für ihr Jura Studium mit den 22 Semestern? Sollte Theo sich nicht einfach weiter Geschichten über die Leute ausdenken, deren Briefe er bringt? Immerhin erfährt man so eine Menge über die Leute und Theo weiß sehr genau Bescheid!
Nebenbei lernen die Hauptpersonen nicht nur etwas über sich, sondern auch viel über den anderen und auch viel über das Leben. Daneben gibt es einen Haufen Anspielungen auf gute Musik, die man gar nicht so genau beschreiben könnte, weil sie wie Farbsprenkel über das ganze Buch verteilt sind und einem immer mal wieder Sternstunden bescheren.
Und dem Ende des Romans wohnt ein Anfang inne. Welcher? Das muss dann jeder selbst lesen. Was aber zu bemerken bleibt: das Ende ist toll! Und nur ein ganz kleines bisschen vorhersehbar, aber das ist egal, egal, egal! Es ist toll!
Die knapp 190 Seiten lassen sich locker durchlesen, ich habe keine drei Stunden gebraucht. Und trotzdem glaube ich, dass die Autorin sie mir auch in 1,5 Stunden hätte vorlesen können.