Cover des Buches Nelli und der Nebelort (ISBN: 9783789147531)
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Rezension zu Nelli und der Nebelort von Annika Scheffel

Nebulös, skurril und voller Andeutungen

von lauchmotte vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Nebulös, skurril und definitiv ungewöhnlich ist "Nelli und der Nebelort" ein Kinderbuch der besonderen Art.

Rezension

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lauchmottevor 8 Jahren
Nelli reist gemeinsam mit ihrer Mama Ava in einem alten Bus durch die Welt, immer auf der Suche nach ihrem verschwundenen Papa. Eines Tages bringt sie ein fliegender Radfahrer von der Straße ab und der Bus rollt in einen seltsam nebligen Ort. Dort sind die Gesetze von Zeit und Raum außer Kraft gesetzt und alles, was danach geschieht, erscheint unwirklich, bedrückend und zugleich spannend und hoffnungsvoll.

Annika Scheffel ist von Haus aus eigentlich Drehbuch- und Prosaautorin. Mit „Nelli und der Nebelort" ist nun ihr erstes Kinderbuch erschienen. Vielleicht lässt sich damit die Komplexität und der Anspruch, den die Erzählung zweifelsohne hat, erklären. Eins sei nämlich gleich vorweg genommen: Wer auf der Suche nach kindgerechter, leichter Kost ist, wird dieses Buch schnell zur Seite legen.

Nelli's zu Hause ist der Bus, in dem sie gemeinsam mit ihrer Mutter von einem Ort zum nächsten fährt und in keinem ausreichend lange verweilt, als dass Freundschaften mit anderen Kindern möglich wären. Angetrieben von der Sehnsucht nach Nelli's verschwundenem Seemannspapa treibt es Ava rastlos durch die Lande. Sie scheint die merkwürdigen, unwirklichen Zeichen nicht zu bemerken, die Nelli verwirren. Als ein fliegender Radfahrer den Bus überraschend von der Straße abbringt und sie in einem seltsam nebligen Ort wieder zum Stehen kommen, dämmert es allmählich auch Ava, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmt. Sie befinden sich da, wo die Landkarte einen weißen Fleck zeigt und sich die Kompassnadel unaufhörlich im Kreise dreht. Die Menschen, die hier leben, benehmen sich äußerst seltsam, befolgen irrsinnige Regeln und wirken verängstigt. Überall stehen Verbotsschilder und der ganze Ort ist in einen trüben, milchigen Nebel getaucht, in dem immer wieder Menschen und so auch Ava mitsamt ihrem Bus spurlos verschwinden. Nelli bleibt allein mit ihrem Hausschwein Jupiter zurück und begibt sich gemeinsam mit Henri, der mit Tieren reden kann und Laura, die alle Regeln kennt und strengstens auf deren Einhaltung achtet, auf die Suche nach ihrer Mutter.

Spannend, traurig, düster, unwirklich, ja skurril zugleich, ist dieses Buch ein wahrhaft außergewöhnliches Kinderbuch. Mit seinem Reichtum an Metaphern, bietet es vielfältige Möglichkeiten zur Interpretation über die dahinterliegenden Aussagen. Ist der Nebel die Sorge und Angst um die eigenen Kinder, die letzlich alle lähmt? Handelt es sich gar um ein gesellschaftskritisches, politisches Buch, das totalitäre Staatssysteme an den Pranger stellt? Es sind erwachsene Leser, die sich derartige Fragen stellen. Die eigentliche Zielgruppe, Kinder ab einem Alter von 10 Jahren, hegen selten derartige Gedanken. Für sie wirkt trotz spannendem Sprachstil so manche Passage düster und unverständlich und wird damit nicht jeden überzeugen können.

Fazit: Ein spannendes, literarisch anspruchsvolles Buch, das möglicherweise die eigentliche Zielgruppe nicht erreichen kann, da Kinder nicht alles verstehen. Für ältere Kinder sind hingegen die Illustrationen teilweise zu kindlich.

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