Anselm Oelze

 3,8 Sterne bei 49 Bewertungen
Autor*in von Wallace, Die da oben und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Anselm Oelze, geboren 1986 in Erfurt, studierte Philosophie in Freiburg und Oxford. 2019 erschien sein Roman »Wallace«, mit dem er für den Debütpreis der lit.COLOGNE nominiert war. Für seine literarische Reportage »Die Grenzen des Glücks« erhielt er den Literaturfestpreis Meißen 2021. Er lebt als freier Schriftsteller mit seiner Familie in Leipzig.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Anselm Oelze

Cover des Buches Wallace (ISBN: 9783895611322)

Wallace

(43)
Erschienen am 05.02.2019
Cover des Buches Die da oben (ISBN: 9783835359772)

Die da oben

(3)
Erschienen am 23.07.2025
Cover des Buches Wallace (ISBN: 9783442719648)

Wallace

(1)
Erschienen am 13.04.2021
Cover des Buches Die Grenzen des Glücks (ISBN: 9783895611339)

Die Grenzen des Glücks

(0)
Erschienen am 02.02.2021
Cover des Buches Pandora (ISBN: 9783895611346)

Pandora

(0)
Erschienen am 23.02.2023
Cover des Buches Pandora (ISBN: 9783442774555)

Pandora

(0)
Erscheint am 11.02.2026
Cover des Buches Wallace (ISBN: 9783742410313)

Wallace

(2)
Erschienen am 28.02.2019

Neue Rezensionen zu Anselm Oelze

Cover des Buches Die da oben (ISBN: 9783835359772)
Alriks avatar

Rezension zu "Die da oben" von Anselm Oelze

Alrik
Zwischen Altbau, Absturz und Alltagswahnsinn

Manchmal zieht man in eine Wohnung ein – und bekommt gratis gleich noch die Gesellschaftsstudie des Jahres mitgeliefert. So ungefähr fühlt sich „Die da oben“ an. Drei Frauen, ein Haus, eine Handvoll Ideale und jede Menge unterschwellige Explosionen zwischen Türrahmen und Teekocher. Tess und Moyra wollen einfach nur lieben, leben und nähen – und zack, stehen sie zwischen Verschwörungsdenken, Klassenschmerz und Altbaupolitik.


Was Oelze hier macht, ist ziemlich clever. Er nimmt ein ganz normales Mietshaus in Leipzig, dreht es einmal auf links und zeigt, wie unterschiedlich Menschen auf Druck reagieren. Die alten Mieter, die sich vom System verraten fühlen, treffen auf junge Idealistinnen, die es gut meinen – bis die Realität ihnen die Nähmaschine aus der Hand reißt. Das Ganze liest sich streckenweise wie eine WG-Diskussion auf Speed: mal klug, mal schräg, manchmal einfach nur zum Augenrollen – aber nie langweilig.


Oelze hat ein Händchen für Dialoge, die gleichzeitig wehtun und schmunzeln lassen. Und obwohl ich zwischendurch gern mal in den Seiten geschrien hätte „Jetzt redet doch einfach miteinander!“, liegt genau darin der Reiz. Die Figuren sind so echt, dass man sie am liebsten auf einen Kaffee einladen – oder höflich rausschmeißen – würde.


Ein bisschen mehr Tempo hätte dem Mittelteil gutgetan, aber das emotionale Finale fängt vieles wieder ein. „Die da oben“ ist kein Wohlfühlroman, sondern ein leiser, schlauer Realitätscheck über Nachbarschaft, Überzeugungen und die wackelige Kunst, Mensch zu bleiben. Vier Sterne, weil’s weh tut, nachklingt – und weil ich das Gefühl habe, mein eigenes Treppenhaus jetzt ein bisschen anders sehe.

Cover des Buches Die da oben (ISBN: 9783835359772)
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Rezension zu "Die da oben" von Anselm Oelze

Hyperikum
Komplizierte Liebesgeschichte

Tess und Moyra ziehen in ihre erste gemeinsame Wohnung. Um die kostenpflichtigen Parkverbotsschilder zu umgehen, haben sie Flatterbänder zwischen zwei Mülltonnen gebunden, abe die hatte jemand verschoben und nun stand dort ein himmelblauer Twingo. Tess parkte ihren Lieferwagen minutiös dahinter. Moyra drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. Eigentlich wollte Moyra erst ihr Studium beenden. Sie wusste nicht, wohin es sie danach ziehen würde. Tess hatte angenommen, dass Moyra das Vertrauen in sie fehlte und das hatte sich halb gar angefühlt. 

Im Erdgeschoss des schönen Leipziger Altbaus befindet sich ein leer stehender Laden, der hatte dem Mann in der dritten Etage als Getränkeshop gedient. Er wohnt seit dreißig Jahren mit seiner Frau da oben und war an der Konkurrenz und der Pachterhöhung gescheitert. Dank Moyras Eltern hatte Tess das Geschäft anmieten können. Sie würde eine kleine Schneiderei eröffnen und ihre ersten Stücke verkaufen, designt bei Tess. 

Als Moyra auf einer Tagung in Göteborg war, hatte Tess sich gelangweilt und Fabians Einladung zu seinem Geburtstag angenommen. Dort hatte sie Larissa kennengelernt. Sie verstanden sich blendend. Nach der Party hatten sie immer noch Gesprächsbedarf und so nahm Tess Larissa mit in ihre neue Wohnung. Moyra und Tess waren sich einig, dass es passieren konnte, dass man auch andere Frauen attraktiv fand und sich kaum jeder Verführung erwehren könne und sie wollten gnadenlos ehrlich zueinander sein. Als Moyra wieder zurück war, schien es Tess, als stünde sie am Anfang einer komplizierten Affäre. Und dann fehlte einfach jede Gelegenheit, das Thema anzusprechen.

Fazit: Anselm Oelze hat zwei Frauen in die Mitte der Handlung gesetzt. Moyra ist die Ernste, die ein Päckchen zu tragen hat. Nach dem Studium findet sie keinen rechten Sinn mehr in ihrer Berufswahl. Sie dümpelt unentschlossen vor sich hin und fühlt sich schlecht. Tess ist die Quirlige, die ihre Entscheidungen trifft, ohne über mögliche Konsequenzen nachzudenken. Durch den Vertrauensbruch zu Moyra fühlt sie sich ebenfalls schlecht und die beiden driften auseinander. Der Autor erzählt in der dritten Person mit angenehmer Stimmfarbe. Der Klappentext versprach einen Generationenkonflikt und das Thematisieren der gesellschaftlichen Spaltung. Ich habe die Geschichte als Liebesgeschichte gelesen und als solche funktioniert sie. Ja, es entsteht ein Konflikt, weil Tess dem älteren Paar helfen will und Moyra deren Verhalten wenig abgewinnen kann, aber das ist eher ein Nebenschauplatz, der zu weiteren Reibungen in ihrer Beziehung führt. Der Autor hat meines Erachtens größeres Augenmerk auf den Prozess der Selbstfindung gelegt. Deshalb mag ich diesen flockig lesbaren Roman eher allen empfehlen, die sich für eine komplizierte Liebesgeschichte zwischen Frauen interessieren. 

Cover des Buches Die da oben (ISBN: 9783835359772)
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Rezension zu "Die da oben" von Anselm Oelze

PoldisHoerspielseite
Die da oben (Anselm Oelze)

Tess zieht mit Freundin Moyra in eine Altbauwohnung im Leipziger Zentrum – ein gemeinsames Zuhause, ein Schneidereigewerbe im Erdgeschoss und scheinbar erfüllte Träume. Doch im selben Haus lebt seit über dreißig Jahren Heike mit ihrem Mann Rolf, denen nun die Wohnung gekündigt wird. Während Moyra zunehmend Abstand gewinnt, verharrt Tess in inneren Solidaritätskonflikten. Alle Beteiligten müssen sich fragen: Was ist wichtiger – die eigenen Überzeugungen oder die Beziehungen zu den Menschen, die man liebt?


Ich empfand die Erzählung als ruhig und analytisch, ohne platte Erklärungen oder aufreibende Dramaturgie. Die Handlung entfaltet sich eher distanziert und beobachtend, was sich überraschend passend anfühlt angesichts der Themen Macht, gesellschaftliche Spaltungen und feudale Dynamiken im Mietumfeld. Das Setting – ein Haus mit wenig sichtbarem Aktionismus – dient mehr als Mikrokosmos. Ich habe mich oft gefragt, wie viel mehr aus dem Ort Leipzig hätte herausgeholt werden können, aber der Fokus bleibt konsequent auf den Beziehungen und inneren Konflikten. Das alles liest sich nicht wie ein Thriller: Ich spürte keine klassischen Spannungsspitzen, sondern eher ein fortlaufendes Abwägen von Positionsverschiebungen. Dass sich am Ende keine dramatische Auseinandersetzung einstellt, sondern eine Entscheidung über Werte und Bindungen, fand ich erfrischend konsequent. Ich hätte mir allerdings bisweilen etwas emotionale Durchlässigkeit gewünscht, doch die nüchterne Erzählweise passt zum Sachverhalt: Es ist kein Roman zum Weglesen, sondern einer, den man bewusst lesen muss .


Ich fand die Figurenzeichnung vielschichtig und überzeugend: Tess zwischen Solidarität und Autonomie, Moyra distanziert sich, was ich nachvollziehbar fand angesichts der politischen Stimmung Heikes. Heike und Rolf als ältere Bewohner repräsentieren eine Generation, die in ihrem System verharrt. Ich empfand ihren Starrsinn als plausibel, ohne sie zu überzeichnen.  Die Dynamik zwischen den Generationen, zwischen Ideal und Realität, wirkte realitätsnah. Die Entwicklung ist subtil, kein dramatischer Plot‑Knockout, sondern ein allmähliches Rutschen in Konfliktlagen. Spannung entsteht psychologisch: Wer gibt nach? Wer bleibt standhaft? Die Auflösung erschien mir eher innerlich, kaum mit äußeren Wendepunkten – und trotzdem befriedigend. 


Ich sehe „Die da oben“ als leise Reflexion über Zusammenleben, Solidarität und gesellschaftliche Aufspaltung. Die Erzählweise ist anspruchsvoll, fast beobachtend, und verlangt Aufmerksamkeit, belohnt dafür aber mit Nachdenklichkeit. Die Figurenkonstellation fühlt sich nachvollziehbar und facettenreich an. Wer klassische Spannungsbögen sucht, wird hier eventuell vermissen – ich habe jedoch gefallen daran gefunden, wie Konflikte im Inneren ausgetragen werden. 

Gespräche aus der Community

Liebe LovelyBooks-Freunde,

auch in 2019 könnt Ihr Euch über Leserunden von Schöffling & Co. freuen: Wir laden Euch herzlich ein, an der ersten Leserunde 2019 zu Anselm Oelzes Debütroman Wallace teilzunehmen!

Frühjahr 1858: Ein Brief verlässt eine kleine Insel in den Molukken. Sein Ziel ist Südengland, sein Inhalt: ein Aufsatz über den Ursprung der Arten. Kaum ein Jahr später sorgt die Schrift für Aufsehen und wird bekannt als Theorie der Evolution. Doch nicht der Verfasser des Briefes, der Artensammler Alfred Russel Wallace, erntet den Ruhm dafür, sondern sein Empfänger, der Naturforscher Charles Darwin. Von Wallace bleibt lediglich eine nach ihm benannte Trennlinie der Arten im Malaiischen Archipel.
Einhundertfünfzig Jahre später stößt der Museumsnachtwächter Albrecht Bromberg auf das Schicksal des vergessenen Wallace. Er begibt sich auf seine Spuren und je länger er mit Wallace unterwegs ist, desto mehr zweifelt Bromberg an, ob alles so bleiben muss, wie es ist. Er fasst einen Plan, der endlich denjenigen ins Licht rücken soll, der bisher im Dunkeln war, und erkennt: Geschichte wird nicht gemacht, sondern geschrieben.

Eine Leseprobe findet Ihr hier. Wenn Ihr interessiert seid, dann bewerbt Euch bis zum 18.01.2019 und gewinnt mit etwas Glück eines von zwanzig Leseexemplaren!

Beantwortet dafür einfach folgende Frage: Welchen Debütroman habt Ihr zuletzt gelesen?

Liebe Grüße und viel Glück wünscht Euch

Schöffling & Co.
643 BeiträgeVerlosung beendet
anushkas avatar
Letzter Beitrag von  anushka
Vielen herzlichen Dank, dass ich dieses interessante Buch lesen durfte, das mir über weite Strecken sehr gut gefallen hat. Die Rezension findet ihr hier: https://www.lovelybooks.de/autor/Anselm-Oelze/Wallace-1872502453-w/rezension/2024584834/

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in 80 Bibliotheken

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von 1 Leser*innen aktuell gelesen

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