Cover des Buches Das Geheimnis des weißen Bandes (ISBN: 9783458359159)
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Rezension zu Das Geheimnis des weißen Bandes von Anthony Horowitz

Ein Holmes, wie er sein muss.

von Igelmanu66 vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Unterhaltsam, knifflig, spannend. Ein Holmes, wie er sein muss.

Rezension

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Igelmanu66vor 9 Jahren

»Die Ereignisse, die ich im Folgenden beschreiben will, waren einfach zu ungeheuerlich und schockierend, um gedruckt zu werden. Und das sind sie noch immer. Es ist keine Übertreibung, wenn ich behaupte, dass sie das ganze Gefüge unserer Gesellschaft zerreißen könnten, wenn sie veröffentlich würden, und das ist, besonders in Zeiten des Krieges, ein Risiko, das ich nicht eingehen darf. Wenn ich die Kraft dafür aufbringe, die Niederschrift abzuschließen, werde ich das Manuskript versiegeln und in einem Schließfach im Tresor von Cox & Co am Charing Cross deponieren lassen, wo auch gewisse andere private Papiere von mir aufbewahrt werden. Ich werde Anweisung geben, dass dieses Päckchen erst in hundert Jahren geöffnet werden darf. Man kann zwar nicht wissen, wie die Welt dann aussehen und welche Fortschritte die Menschheit bis dahin gemacht haben wird, aber vielleicht sind künftige Leser im Hinblick auf Skandale und Korruption doch etwas besser gewappnet, als es die heutigen sind. Ihnen hinterlasse ich ein letztes Porträt meines Freundes Sherlock Holmes – und eine Perspektive, die bisher noch ganz unbekannt war.«

Wer diesen Absatz des ungemein neugierig machenden Prologs liest, weiß sofort: Niemand anderes als Dr. Watson hat mal wieder zu Feder und Papier gegriffen, um die ermittlungstechnische Meisterleistung seines Freundes Sherlock Holmes niederzuschreiben. Und der Leser dieses Buchs kann sich wirklich glücklich schätzen, dass hundert Jahre seit der Niederschrift vergangen sind – welch tolles Abenteuer würde sonst immer noch in diesem Schließfach vor sich hin schmoren!

Alles beginnt ganz harmlos. An einem kalten Novembertag des Jahres 1890 betritt ein besorgter Mann die Räume in der Baker Street 221b – er fühlt sich verfolgt und bedroht und bittet den berühmtesten aller Privatdetektive um Hilfe. Tatsächlich geschieht schon bald ein furchtbares Verbrechen, dem weitere folgen werden. Im Laufe seiner Ermittlungen wird Holmes in eine Verschwörung geraten und auf Dinge stoßen, die selbst er sich zuvor nicht vorstellen konnte…

Toll! Großartig! Ich bin total begeistert! Dieser neue Sherlock Holmes Roman hatte alles, was ich mir gewünscht hatte: Viele „Kernsätze“, für die der Detektiv sicher genauso geliebt wird wie für seine phantastische Kombinationsgabe…

»Alles eine Frage der Beobachtung und der entsprechenden Schlussfolgerungen.«

Einen verzwickten Fall, der reichlich Spielraum zum Mitraten lässt. Wobei Spekulationen ja auch nicht für jeden etwas sind…

»Sie wissen, dass ich Spekulationen verabscheue. Es ist zwar manchmal nötig, verschiedene Indizien mit Hilfe der Vorstellungskraft zu verknüpfen, aber das ist etwas völlig anderes.«

Der Leser muss auf nichts verzichten. Weder auf die kleinen Wortgefechte mit Dr. Watson…

»Sie vergeben mir hoffentlich, wenn ich Ihnen sage, dass Sie wie ein offenes Buch für mich sind, lieber Watson, und dass Sie mit jeder Lebensregung eine weitere Seite aufschlagen.«

… noch auf das Mitwirken von Inspektor Lestrade…

»Wenn Lestrade mit der Sache befasst ist, kann ich Ihnen versichern, dass er sehr bald zu einem Ergebnis kommt, auch wenn es vollkommen falsch ist.«

Der Fall wird ungemein spannend und für Holmes zu einer richtigen Herausforderung!

»Höchst sonderbar. … Dieser Fall wird immer komplizierter und merkwürdiger.«

Und am Ende dieser 353 Seiten freut man sich natürlich, dass Holmes auch diesen Fall geknackt hat, ist aber trotzdem traurig, dass das Buch schon aus ist.

Der Autor ist seit seiner Jugend Sherlock-Holmes-Fan und erhielt für dieses Buch exklusiven Zugang zum Archiv von Arthur Conan Doyle. Das Ergebnis kann ich nur als absolut gelungen bezeichnen.

Fazit: Unterhaltsam, knifflig, spannend. Ein Holmes, wie er sein muss.

»Die Polizei ist schon da gewesen. Sie haben nichts gefunden.«

»Ich bin aber nicht die Polizei.«

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