*Seit Jahrhunderten sind Lebensmittel und der Akt des Essens sowie damit zusammenhängende kulturelle und soziale Aspekte Gegenstand der bildenden Kunst.*
Die Ausstellung Amusebouche stellt den Geschmackssinn ins Zentrum. In welcher Form tritt er in der Kunst auf? Welche Verbindungen zeigen sich zu anderen Bereichen? Im Symposium zur Ausstellung werden Blitzlichter auf den Geschmack, das Essen und Lebensmittel geworfen und dabei Verbindungen zwischen den unterschiedlichsten Disziplinen geknüpft.
Der einleitende Text gibt eine kurze Führung durch die Ausstellung mit einigen exemplarischen Werken. Die Kunst, die man hier serviert bekommt, ist einerseits auf das visuelle - nach dem Motto „Das Auge isst mit» - beschränkt, besteht andererseits aus Performance und Werken zum Probieren.
Die gezeigten Werke reichen von Genuss bis Ekel, spielen aber auch auf Genuss als Begierde mit Lebensmitteln als Sinnbild für Anderes an.
Die zusammenfassenden Texte zum Symposium starten mit der sachlichen Betrachtung der Entstehung des Geschmackssinns. Den Zusammenhang mit anderen Sinnen verdeutlicht der Artikel über Farbassoziationen, die uns vorgaukeln wollen, wie bestimmte farbliche Lebensmittel schmecken müssen. Wie Künstler, Spitzenköche und Marketingexperten das für sich nutzen ist ein spannendes Thema. Ein Blick auf das experimentelle Menü „Nur Geschmack anstatt Essen“, das während des Symposiums gereicht wurde, zeigt, wie das in der Praxis umgesetzt wird.
Die Ausführungen zur Sprache bringen Beschreibungen von Geschmackseindrücken mit sich. Da diese primär nur fünf Begriffe zur Verfügung haben, sind zusätzliche Aromabeschreibungen nötig. Wie die Sprache im Alltag analysiert werden kann, wird über unterschiedliche Methoden vorgestellt.
Was hat der gute Geschmack mit dem Geschmackssinn zu tun? Diese Frage entführt in die Küche und zum Würzen und greift dabei viele Sprichwörter auf, die in Zusammenhang mit den Geschmacksrichtungen stehen. In einem Gespräch mit dem Koch und Kochbuchautor Stefan Wieser, der immer wieder ungewöhnliche Zutaten und Zubereitungsarten findet, erläutert er seine Kreationen für das Symposium zum Thema „Kochen mit Steinen“.
Als Ausgangspunkt dient der englische Maler Nathaniel Bacon um über Stillleben nachzudenken. Was alles hinter den Gemälden steckt und welche Anweisungen Maler bekamen, wird hier wiedergegeben, sodass jedes der gezeigten Stillleben einen Hintergrund bekommt. Auch der mythischen, machtpolitischen, religiösen, soziologischen und ästhetischen Dimension des Essens wird auf den Grund gegangen. Dabei tauchen Künstler ebenso auf, wie düstere Gelage.
Gegensätze und Parallelen bei Lebensmitteln in Kunst und Küche kommen zur Sprache und werfen dabei die Frage auf, wie Traditionen und Essgewohnheiten überwunden werden können. Zudem wird diskutiert, wann ein Gericht Kunst ist und welche Aussage dahinter steckt.
Wie lässt sich Kultur über Geschmack herausfiltern? Die Frage nach der Herangehensweise von Anthropologen an den Geschmackssinn wird hier nicht nur theoretisch erläutert, sondern auch über eigene Erfahrungen in Westafrika konkretisiert. Auch die Anden und peruanische Kochtraditionen bekommen ihren Auftritt. Am Beispiel der Nudeln werden sinnliche Esserfahrungen, kulturelle Aneignungsprozesse fremder Nahrungsmittel, deren Integration in die lokale Esskultur und damit den Wandel von Esskulturen analysiert. Essen und Kultur wird auch über das Thema Essgewohnheiten und Migration angeschaut.
Fazit: Sowohl die Einblicke in die Ausstellung als auch die Ergebnisse des Symposiums erzeugen einen sehr vielfältigen Blick auf Thema Geschmack und Essen. Das Zusammenziehen unterschiedlicher Disziplinen ist interessant, da es neue Betrachtungsweisen bietet und beim Leser dadurch das Gefühl aufkommt Teil der unterschiedlichen Herangehensweisen sein zu dürfen.