Rezension zu "Deine bessere Hälfte" von Christiane Stenger
Ich habe mich sehr auf das Buch gefreut, da ich bereits andere Bücher von C. Strenger nur so verschlungen habe.
Quelle: Verlag / vlb
Ich habe mich sehr auf das Buch gefreut, da ich bereits andere Bücher von C. Strenger nur so verschlungen habe.
"Warum wir Rechts- oder Linkshänder sind und was das für unser Leben bedeutet."
So lautet der Untertitel des Buches und verspricht damit einiges, das es nicht halten kann. Denn auch nach der Lektüre weiß man nur unbedeutend mehr über die Bedeutung der Seitigkeit. Und das liegt nicht daran, dass das Buch unverständlich geschrieben wäre. Ganz im Gegenteil - die Sprache ist fast schon umgangssprachlich. Dafür aber langweilt es ungemein und man liest unaufmerksam.
Außerdem fehlt der Rote Faden in der Argumentation.
Oftmals liest es sich, als wären nahezu alle Rechtshänder (versehentlich oder aber absichtlich) umgeschulte Linkshänder. Und darunter würden sie leiden, auch wenn sie es nicht merken. Warum? Weiß ich nicht. Es wird hin und her argumentiert, aber so eine richtig gute, knackige Begründung konnte ich nicht greifen.
An anderer Stelle werden die "Argumente" dann wieder verwischt und so gedreht, dass die nächste freche Behauptung passt. Ein Beispiel: Angelique Kerber spielt mit links Tennis, weil sie die Bewegungen des Trainers in ihrer Kindheit gespiegelt hat. Sie schreibt aber mit rechts. (185) Ob sie nun Rechts- oder Linkshänder oder irgendwas dazwischen ist, wird nicht einmal weiter thematisiert. Ist denn nicht an anderer Stelle behauptet worden, dass es wichtig wäre, die genaue Händigkeit zu erkennen? Ist Angelique Kerber nicht so gesehen eine versehentlich umgeschulte Rechtshänderin?
So schwammig wird die ganzen 225 Seiten über schwadroniert.
Besonders nervig sind die Wiederholungen Wiederholungen Wiederholungen. Die sollen vermutlich dem Zweck dienen, dass sich das (vermeintlich) Neuerlernte des gerade gelesenen Kapitels auch wirklich einprägt. Leider sind die Aussagen dafür zu dünn und unscheinbar. Inhaltsleeres prägt sich auch durch die siebte Wiederholung innerhalb von zehn Leseminuten nicht ein.
Es gibt jedoch ein paar interessante Fun Facts* und Nice-to-Know** Geschichten. Und auch wirklich gut und wissenschaftlich recherchierte Sequenzen z.B. zum Thema Kindliche Entwicklung.
Im Großen und Ganzen liest sich das Buch aber leider wie eine schlecht recherchierte und mit leeren Worten aufgeblasene Bachelorarbeit, bei der der Dozent nicht so genau hingeschaut hat, weil sie von seiner Musterschülerin Christiane Stenger eingereicht wurde.
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*Die Namen Thea Alba und Heini Linkshänder lohnen sich zu googlen.
**Ebenfalls ganz nett zu wissen: Mein Handy hat das Wort "Linkshänder" im Wörterbuch, das Wort "Rechtshänder" nicht.
"Deine bessere Hälfte" ist ein Sachbuch über die Händigkeit, das ich jedem interessierten Leser nur ausnahmslos empfehlen kann. Ich habe die zusammengetragenen Fakten, Übungen und Ratschläge der Jungautorinnen Christiane Stenger und Antje Tiefenthal mit Verve gelesen und bin dabei tief in die Rechts- und Linkshändermaterie eingedrungen. Alles, was ich bisher über Rechts- und Linkshänder wusste, wurde darin weitestgehend relativiert. Auch die weit verbreitete Annahme, dass Linkshänder schlauer und kreativer als die analytisch veranlagten Rechtshänder seien, wurde widerlegt. Sicherlich gibt es bestimmte Eigenschaften und Talente, über die Linkshänder bzw. Rechtshänder verfügen, aber diese sind vor allem personenbezogen und nicht pauschal auf eine Gruppe übertragbar. Fest steht allerdings, dass die Mehrzahl der Bevölkerung Rechtshänder ist (ca. 80-90 %) und Linkshänder noch immer eine Minderheit bilden, was sich genauso im Tierreich belegen lässt. Doch wieso und weshalb es so wenige Menschen mit einer starken Linken gibt, wird evolutionsbiologisch bis heute erforscht. Vor allem Gene und Prägung spielen dabei eine Rolle. Auch die Umschulung von links auf rechts, gerade in der Vergangenheit, wird im Buch thematisiert und deren gravierende Folgen für den einzelnen dargestellt. Gott sei Dank, ist der Bildungssektor in diesem Punkt heute schlauer und lässt jeden Schüler mit seiner Lieblingshand schreiben.