Cover des Buches Der Märchenerzähler (ISBN: 9783841502476)
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Rezension zu Der Märchenerzähler von Antonia Michaelis

Liebesgeschichte oder Thriller?

von Azalee vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Poetischer Schreibstil, mit einer Liebesgeschichte und schockierenden Wenudngen. Nur die Spannung blieb manchmal etwas zurück

Rezension

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Azaleevor 7 Jahren
SCHREIBSTIL:
Antonia Michaelis Stil in Der Märchenerzähler lässt sich wohl am ehesten als poetisch-beschreibend bezeichnen. Dadurch macht sie es dem Leser, sobald man in die Geschichte hineingefunden hat, leicht immer wieder hineinzufinden. Mir persönlich waren es aber teils etwas zu viele Beschreibungen, dadurch wurde die Geschichte recht langatmig und zu den Personen blieb eine gewisse Distanz.
Das Buch ist in der Er-Perspektive, meist mit Anna im Mittelpunkt geschrieben. Ab und an gibt es Einschübe aus der Er-Perspektive bekannter oder unbekannter Personen.
Deshalb gibt es von mir 4/5 Sterne.

HANDLUNG:

Anna steht kurz vor dem Abitur - genau wie ihr Mitschüler Abel Tannatek. Eigentlich haben die beiden nicht wirklich etwas gemeinsam, bis der Zufall sie zusammenführt. Anna lernt einen anderen Abel kennen, der seiner kleinen Schwester Geschichten erzählt. Einen Abel, in den sie sich verliebt. Aber kann sie ihm glauben? Schließlich geschieht ein erster Mord und Anna beginnt sich zu fragen, ob Abels Geschichten wirklich alle erfunden sind.
Die Liebesgeschichte ist das zentrale Thema des Buches. Dadurch bleibt die Spannung oft auf der Strecke.
Erst gegen Ende ändert sich das, dann aber Schlag auf Schlag und es wird teils recht brutal.
Das Ende selbst war irgendwie überraschend und irgendwie schockierend, ich hätte es nicht in der Art erwartet. Das Ende schließt im Grunde an die harte Realität, die Antonia Michaelis schon das ganze Buch über gezeichnet hat, an.
Weil es einige Zeit gedauert hat, bis die Handlung mich packen konnte, aber dann richtig, gibt es 4/5 Sterne.

FIGUREN:
Anna ist die Tochter aus guten Hause, die - wie sie selbst sagt - in einer Seifenblase lebt. Und genauso kommt sie mir auch vor. Im Grunde hat Anna keine Ahnung, was um sie herum vorgeht, sie passt nicht in die Gruppen der feiernden, lauten Mitschüler. Lange Zeit hatte ich Verständnis für sie, nach der Szene im Bootshaus hat sich das aber zu wandeln begonnen. Gerade am Schluss konnte ich sie überhaupt nicht mehr verstehen und hätte sie am liebsten geschüttelt, damit sie endlich aufwacht. Wie bedingungslos kann man einen Menschen denn lieben, dass man ihm wirklich ALLES durchgehen lässt (und dann in bestimmten Situationen auch noch sich selbst die Schuld gibt). Ab da war mir Anna nicht mehr sonderlich sympathisch, ich konnte sie ehrlich gesagt auch überhaupt nicht mehr verstehen.
Abel ist der Grund, warum Anna sich so sehr ändert. Er ist der Außenseiter, den die Leute kaum kennen, der Bad Boy mit dem weichen Kern, der Geschichtenerzähler, der sich mit seinen Worten in Annas Herz schleicht, der Bruder, der für seine kleine Schwester sorgt. Gewissermaßen konnte ich Abels Handlungen bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen, er war mir auch das ganze Buch über mehr oder weniger sympathisch.
Micha ist Abels kleine Schwester, um die er sich kümmert. Micha ist gerade mal sechs Jahre alt und bewegt sich zwischen erstaunlichem Wissen und kindlicher Naivität. Micha kann nicht begreifen, was in der Welt um sie vorgeht. Sie war mir sehr sympathisch und hat die Atmosphäre oft aufgelockert.
Die anderen Figuren blieben eher im Hintergrund. Sie alle hatten ihre Eigenschaften, die dann aber dafür auch mal öfter genannt wurden.
Für die Figuren gibt es insgesamt 3/5 Sterne.

FAZIT:
Der Märchenerzähler ist ein außergewöhnlich geschriebenes Buch, das aber stellenweise eben daran scheitert. Die Handlung zieht sich zu Beginn etwas, wird aber dann recht spannend. Der Märchenerzähler ist kein "alle-sind-glücklich"-Buch, es ist ein "ich-zeige-dir-die-harte-Realität"-Buch. Und so sind die Figuren aus ebenjener Realität entsprungen, haben keine großen Talente, sondern kämpfen sich durchs Leben. Die Nebenfiguren waren jedoch recht blass, die Hauptfiguren dagegen konnte ich nicht immer verstehen.
Für zu junge Leser ist das Buch wegen gewisser Szenen sicher eher nicht geeignet.
Insgesamt vergebe ich 4/5 Sterne, finde es aber auf jeden Fall empfehlenswert.
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