Cover des Buches Der letzte Regen (ISBN: 9783896396891)
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Rezension zu Der letzte Regen von Antonia Michaelis

Rezension zu "Der letzte Regen" von Antonia Michaelis

von Daniliesing vor 15 Jahren

Rezension

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Daniliesingvor 15 Jahren
"Fortan liebe ich Hühner und Regen" Regen ist definitiv das Hauptelement dieses Buches. Es liest sich wie ein milder Sommerregen, der dazu verleitet rauszugehen und ausgelassen darin rumzuspringen. Dann wieder ähnelt es eher feinem Niesel, der sich verschlagen im Gesicht festsetzt und ein Lächeln zaubert. Doch man darf sich nicht täuschen lassen, denn häufig ist ein prasselnder Gewitterregen nah, der so manches Unheil heraufbeschwören kann. Ganz eng mit dem Regen und der Stimmung im Buch ist Arend Maretani, der Protagonist, verbunden. Mit etwa vier Jahren gelingt es ihm zum ersten Mal den Regen zu beeinflussen. Je nach Stimmungslage und Situation kann er den passenden Regen entstehen lassen. Arend Maretani ist ein sogenannter Regenmacher. Viele Jahre später erhält er plötzlich verwirrende Botschaften und Zettel, die darauf hindeuten, dass er bald sterben muss. Anscheinend stirbt ein Regenmacher immer 30 Jahre nachdem er zum ersten Mal den Regen erschaffen hat. Arend steigert sich sehr in diesen Gedanken hinein, fühlt sich verfolgt und scheint nicht mehr zwischen Realität und Einbildung unterscheiden zu können. Was hat es mit all diesen Symbolen und Andeutungen auf sich? Fast schon poetisch bringt Antonia Michaelis dem Leser Arend und dessen Geschichte näher. Diese bleibt stets rätselhaft und man weiß als Leser selbst nicht, was real ist und was möglicherweise nur Arends abstrusen Gedanken entspringt. Dadurch wirkt das Buch ziemlich skurril und mal ehrlich: Sind ein Huhn, das sich verhält wie ein Schoßhündchen, und ein Mann, der Regen machen kann, nicht ziemlich absonderlich? Mir hat dieser Aspekt zugesagt, denn wer möchte schon immer das Gleiche lesen? Als Leser taucht man nun in diese verkehrte Welt ein und lässt seiner Verwunderung freien Lauf. Worauf läuft die Geschichte nur hinaus? Was will mir die Autorin sagen? Antonia Michaelis schreibt bildhaft und vergleichend, nutzt viele Wortspiele und versteht es hervorragend, Momente voller Situationskomik entstehen zu lassen. Somit liest sich das Buch sehr angenehm und beschwingt. Leider schafft sie es nicht durchgängig mit ihrer Geschichte zu verzaubern. Abschnittsweise kommt doch eine gewisse Langatmigkeit auf. Eine Ursache hierfür sind die recht häufigen Sprünge zwischen unterschiedlichen Handlungssträngen, wodurch der Spannungsbogen oft nicht gehalten werden kann. Der Geschichte hätten einige Streichungen mit Sicherheit gut getan. Auch die einzelnen Charaktere haben anfangs eher die blassgraue Farbe des Regens. Man fühlt kaum mit ihnen mit und es fällt schwer, sich auf sie einzulassen. Erfreulicherweise ändert sich das im weiteren Verlauf des Buches und der Vergleich mit einem strahlend blauen Sommerhimmel passt nun besser. "Der letzte Regen" ist trotz kleinerer Schwächen ein gelungenes Buch, das besonders durch die außergewöhnliche Geschichte und den ausdrucksstarken Schreibstil überzeugt.
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