Antonia S. Byatt

 3,8 Sterne bei 118 Bewertungen
Autorin von Besessen, Geisterbeschwörung und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Die am 24.08.1936 in Yorkshire geborene Antonia Susan Byatt gelingt mit ihrem Roman "Besessen", für den sie 1990 den Booker-Preis erhält, der internationale Durchbruch und sie zählt seither zu den bedeutendsten britischen Schriftstellerinnen der Gegenwart. Ihr Werk umfasst mittlerweile neun Romane, zahlreiche Erzählungen und literaturkritische Texte. Für ihr Lebenswerk wird sie 1999 von der Queen zur "Dame Commander of the British erhoben. A. S. Byatt ist die Mutter dreier Töchter und lebt in London.

Alle Bücher von Antonia S. Byatt

Cover des Buches Besessen (ISBN: 9783458357582)

Besessen

 (67)
Erschienen am 24.10.2011
Cover des Buches Geisterbeschwörung (ISBN: 9783518392195)

Geisterbeschwörung

 (10)
Erschienen am 23.07.1997
Cover des Buches Morpho Eugenia (ISBN: 9783458165996)

Morpho Eugenia

 (8)
Erschienen am 08.03.1994
Cover des Buches Ragnarök: Das Schicksal der Götter (ISBN: 9783827005052)

Ragnarök: Das Schicksal der Götter

 (4)
Erschienen am 28.04.2012
Cover des Buches Das Geheimnis des Biographen (ISBN: 9783458170747)

Das Geheimnis des Biographen

 (4)
Erschienen am 26.09.2001
Cover des Buches Erzählungen um Matisse (ISBN: 9783518393741)

Erzählungen um Matisse

 (3)
Erschienen am 19.08.1998
Cover des Buches Stilleben (ISBN: 9783518399194)

Stilleben

 (3)
Erschienen am 18.09.2002
Cover des Buches Liebesgeschichten (ISBN: 9783518457559)

Liebesgeschichten

 (2)
Erschienen am 22.02.2006

Neue Rezensionen zu Antonia S. Byatt

Cover des Buches Besessen (ISBN: 9783458357582)

Rezension zu "Besessen" von Antonia S. Byatt

Ein an Sprachgewaltigkeit seines gleichen suchenden Werkes. Wer Sprache liebt, wird „Besessen“ lieben
Ein LovelyBooks-Nutzervor 6 Monaten

Es gibt Romane, da frage ich mich, warum die so viel Aufmerksamkeit bekommen, obwohl sie ganz offensichtlich schlecht sind. Und dann gibt es Meisterwerke, denen nicht ansatzweise die Beachtung zukommt, die sie verdient haben. Auf Antonia S. Byatts „Besessen“ wurde mein Augenmerk nur durch Hinweis einer lieben Kollegin gelenkt. Ansonsten hätte ich diesen wundervollen Roman nie entdeckt. Was für eine Schande. Allerdings sorgt der Insel Verlag durch die Titelblattwahl (eigentlich ja Buchdeckelwahl) auch nicht gerade dafür, dass dem Buch besondere Aufmerksamkeit zukommt. Sieht das Bild doch arg nach romantischem Groschenroman aus. Und damit könnte man nicht weiter fehlen. Denn kaum ein Superlativ wäre zu viel für diesen absoluten Ausnahmeroman. Byatt hat einen spannenden, anspruchsvollen, ironisch-humorvollen Kriminalroman geschrieben, der zugleich eine Liebesgeschichte ist, welche vollkommen ohne stereotype Schnulzen und Peinlichkeiten auskommt. Und da das Ganze im Umfeld von Literaturwissenschaftler*innen geschieht, ist es auch noch ein eine wundervolle Reise durch Lyrik und Prosa. Nicht zuletzt hat „Besessen“ auch noch einen nicht unerheblichen feministischen Impuls.

Im Großbritannien der Thatcher-Ära entdeckt der junge und antriebslose Literaturwissenschaftler Roland Michell zufällig Notizen und Briefe des berühmten Dichters Randolph Henry Ash. Unschlüssig über den Wert des Fundes stiehlt er kurzerhand die Papiere, um der potenziellen Sensation nachzugehen. Handelt es sich doch möglicherweise um den Teil einer Liebesbrief-Korrespondenz und galt Ash doch bislang als der treue Ehemann und eher langweilige Zeitgenosse des viktorianischen Zeitalters. Auf der Suche nach den Hintergründen und weiteren Beweisen für Ashs Geheimnis, stößt er auf die Kollegin Maud Bailey, die zur gleichen Zeit auf die weitaus weniger bekannte Lyrikerin Christabel LaMotte ihren Forschungsschwerpunkt gelegt hat. Zusammen begeben sie sich auf eine teils abenteuerliche, teils romantische Jagd nach Dokumenten, die Licht ins Dunkel um Ashs Beziehungen bringen können.

„Ich bin mir nur gewiß der Heiligkeit unserer Liebe und der Wahrheit der Phantasie“

Natürlich können umfangreiche Recherchen zum berühmten Ash nicht unentdeckt bleiben, weshalb sich ein Wettrennen unter den unterschiedlichst motivierten Ash-Forscher*innen anbahnt. Macht, Status und Prestige sind bedeutende Motoren, nicht nur im Wissenschaftsbetrieb. Und so spannt sich bald ein Netz aus Intrigen, Lügen und Eifersüchteleien zwischen allen Involvierten. „Besessen“ ist zwar im Kern ein literaturwissenschaftlicher Kriminalroman, aber zugleich auch ein Liebesroman auf mehreren Ebenen, ein Abenteuerroman, eine beißende Kritik am Wissenschaftssystem, eine humorvolle Abrechnung mit patriarchalen Strukturen und zugleich aber auch ein distanzierter Blick auf nicht immer progressive Auswüchse des Feminismus. Was Antonia S. Byatt hier konstruiert hat, ist nicht weniger als ein Meisterinnenwerk. Ein psychologisches Opus magnum. Zu jeder Zeit spannend, heiter, unterhaltend und verzückend. Ein intellektueller Liebesroman, wenn man den durchaus klassistisch konnotierten Begriff hier mal verwenden darf.

Nun wäre „Besessen“ aber nicht das herausragende Werk, wenn es nur um die Gegenwartsgeschichte gehen würde. Auf einer zweiten erzählerischen Ebene erleben wir den Briefwechsel in vivo. Der schon zu Lebzeiten bedeutende Ash und die weitestgehend unbekannte LaMotte lernen sich kennen und schreiben sich zunehmend intimere Briefe. Diese Vergangenheitseben wird vor allem durch die Briefe und Tagebucheinträge der Betroffenen wiedergegeben. Zugleich webt Byatt die literarischen Werke des ungleichen Paares in den Handlungsstrang ein. Gedichte und Auszüge aus Romanen verdichten so die Geschichte und die Emotionen. Und das Geniale am Ganzen ist: alles ist komplett erfunden. Sowohl Randolph Henry Ash also auch Christabel LaMotte sind fiktive Charaktere. Und dementsprechend sind natürlich auch alle Briefe, alle Tagebucheinträge, alle Gedichte und Romanauszüge frei erdacht. Insofern hat Byatt nicht nur einen Roman geschrieben, sondern zugleich auch mehrere Gedichte, Auszüge fiktiver Romane usw.

Es war ein herrlicher Tag, als sie aufbrachen, ein Tag mit dem blauen und goldenen guten Wetter, wie es zu jedermanns frühesten Kindheitserwartungen gehört, zu jenem Lebensabschnitt, wo das neue, kurze Gedächtnis glaubt, alles sei, was es ist und folglich war und folglich sein werde.

Moderne Weltliteratur

Und alles hat seinen eigenen individuellen Klang, als wären hier wirklich unterschiedliche Autor*innen am Werk gewesen. Es ist ein an Sprachgewaltigkeit seines gleichen suchenden Werkes. Wer Sprache liebt, wird „Besessen“ lieben. Dadurch wird die Struktur des Romans allerdings auch durchaus komplex und das ist vermutlich nicht für jede*n etwas. Mir hat es jedenfalls große Freude bereitet und selten habe ich einen Roman so verschlungen, obwohl, oder gerade, weil sich die Spannung eben nicht aus Surprise oder Mystery ergibt, sondern aus Suspense. Und der Gegenstand sind endlich mal nicht Mord und Totschlag, sondern schlichtweg Romanzen. Aber natürlich mangelt es bei Byatt auch nicht an Plot Twists und Turning Points. Literarisch bekommt man das volle Programm. Eben ein Meisterinnenwerk. Dieser Roman gehört in jede Bibliothek und auf jeden Nachttisch.

Wie kaum anders zu erwarten war, ist Hollywood auch auf „Besessen“ aufmerksam geworden und hat die Geschichte mit Gwyneth Paltrow und Aaron Eckhart verfilmt. Und ebenso zu erwarten war, dass das nicht funktioniert. Buchverfilmungen sind ja eh immer schwierig und mir fallen auch kaum gelungene ein. Aber gerade „Besessen“ ist dermaßen auf seine Schriftform angewiesen, geht es doch im Kern um die Verschriftsprachlichung von Gefühlen in zahlreichen Briefen, Tagebucheinträgen und Gedichten. Und so plätschert der Film als ziemlich beliebige Romanze dahin und kann fast keinen fantastischen Moment des Buches aufgreifen.

Cover des Buches Besessen (ISBN: 9783458357582)
Jitterys avatar

Rezension zu "Besessen" von Antonia S. Byatt

very British
Jitteryvor 4 Jahren

Wer dieses Buch lesen möchte, muss sich auf zwei Geschichten einlassen - ein Teil ist die romantische aber tragische Geschichte zweier Dichter im viktorianischen Zeitalter - der andere spielt in der 80er Jahren zwischen zwei Dozenten an englischen Univeritäten. Die Briefe, Tagebucheinträge und Gedichte können manchmal ermüden. Aber ich ziehe den Hut vor der Autorin, die das alles geschrieben hat und das authentisch und bezaubernd. 

Der britische Humor darf natürlich nicht fehlen! 

Wirklich zu empfehlen.

Cover des Buches Ragnarök: Das Schicksal der Götter (ISBN: 9783827005052)
Wolkenatlass avatar

Rezension zu "Ragnarök: Das Schicksal der Götter" von Antonia S. Byatt

Die Götter und der Krieg
Wolkenatlasvor 11 Jahren

Die Götter und der Krieg

Antonia S. Byatts Prosatext ist Teil der "Mythenserie" des britischen Verlags Canongate Books. Die Verlagsleitung hatte die Idee, wichtige Autoren um Beiträge zu bitten, und die meisten sind dieser Bitte gern nachgekommen. Unter Anderen David Grossmann, Margaret Atwood, Viktor Pelewin, Jeanette Winterson, Su Tong, Dubravka Ugrešić, Olga Tokarczuk, Ali Smith und Klas Östergren, der sich interessanterweise für denselben Mythos wie Antonia S. Byatt entschieden hat.

Aus der nordischen Mythologie, in der "Edda" enthalten, steht "Ragnarök" mehr oder weniger für den Weltuntergang und besteht aus einer Schicksalsschlacht, in der Riesen und Götter einander töten, die Erde im Meer versinken lassen und die Welt so in den Zustand des Ur-Chaos zurückstoßen.
Eine Sage, die bereits Richard Wagner zu seiner großartigen Oper "Götterdämmerung" inspiriert hat.

Um ihre Parabel über die Selbstzerstörung der Menschheit eigenständig umzusetzen, kombiniert die Autorin die mythologische Geschichte mit der Geschichte eines jungen Mädchens zur Zeit des Zweiten Weltkriegs, das parallel zur Kriegserfahrung besonderes Interesse am Lesen und Verstehen diverser Mythen zeigt.
Während sie die "Ragnarök"-Sage liest, zieht sie Parallelen zwischen dem aktuellen Geschehen und dem im Mythos.

Das kleine, etwas kränkliche Mädchen, das während des Kriegs mit seiner Mutter in den Norden Englands evakuiert wird, dessen Vater in Afrika bei der britischen Luftwaffe dient, ist natürlich eine höchstwahrscheinlich recht autobiografisch konzipierte Protagonistin.

Vermeintlich weit weg vom Krieg, im ländlichen England, stürzt sie sich in eine Nacherzählung der grausigen Geschichte "Ragnarök", die ihr in Anbetracht der Geschehnisse viel plausibler erscheinen, als die in der Sonntagsschule gehörten, frommen Bibelgeschichten, mit all den Schafen und Engeln. Sie beschäftigt sich mit der Frage, was denn die einen Germanen von denen unterscheidet, die daran schuld sind, dass sie mit ihrer Mutter evakuiert werden musste.

Während Odin, Fryr und Thor sich im Kampf mit den Riesen gegenseitig ausschalten und der Fenriswolf Sonne und Mond verschlingt, das Wasser die riesige Midgardschlange ausspuckt, wird die Erde vom vergifteten Meer überflutet, und das Leben auf der Erde erlischt. Doch das ist eine Art Tabula Rasa, die es der Erde erlaubt, einen Neuanfang zu schaffen.

Die 1936 geborene Antonia S. Byatt, Grande Dame der britischen Literatur, "Booker"-Preisträgerin 1990 ("Besessen") und 1999 von der Königin in den Adelstand erhoben, ist eine großartige Schriftstellerin, deren Werke von profunder Bildung, präzisen Recherchen und großartigem Stilgefühl gekennzeichnet sind: Qualitäten, die in Kombination mit einer ungeheuren Gabe der Handlungsentwicklung meist großartige Romane hervorbringen.

"Ragnarök" regt den Leser zum Nachdenken an, trägt den Keim vieler ausgezeichneter Ideen in sich, scheitert aber, trotz ausgezeichneter Prosa und einer stringenten Geschichte, irgendwie am Ende ein wenig eben genau an der vermeintlich ausgezeichneten Idee, die Mythologie mit einer autobiografischen Erzählung zu koppeln.

(Roland Freisitzer; 02/2013)

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Zusätzliche Informationen

Antonia S. Byatt wurde am 24. August 1936 in Sheffield (Großbritannien) geboren.

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