Cover des Buches Mondwind (ISBN: 9783498045081)
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Rezension zu Mondwind von Antonio Muñoz Molina

Rezension zu "Mondwind" von Antonio Muñoz Molina

von Stadtbuecherei_Wuerzburg vor 14 Jahren

Rezension

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Stadtbuecherei_Wuerzburgvor 14 Jahren
Im Sommer des Jahres 1969 beginnt mit dem Aufbruch in eine fremde unbekannte Welt ein neues Zeitalter: Apollo 11 startet zum ersten bemannten Mondflug. Die ganze Welt verfolgt dieses technische Spektakel vor Radio und Fernseher. So auch ein dreizehnjähriger Junge, der in der Hitze des Sommers in dem spanischen Dorf Mágina von Technik und Fortschritt träumt, von seinen drei Helden, den Astronauten der Apollo 11. Sein Vater ist Gemüsebauer; die ländliche Eintönigkeit und die ärmlichen Verhältnisse, es gibt in dem Haus der Familie noch immer kein fließendes Wasser, lassen den Jungen von einer anderen Welt träumen. Während der vier Tage der Apollomission begibt sich der Junge in seiner Vorstellung gerne in die abgeschottete Raumkapsel der Astronautengruppe. Der Vater aber möchte, seinem Sohn die Liebe zur Landwirtschaft vermitteln und beobachtet die Veränderungen des Jungen mit Argwohn. Das Bestreben des Vaters und die weltanschauliche Enge der Dorfgemeinschaft stehen im krassen Widerspruch zu seinen Ansichten und seinen Bedürfnissen. In der Salesianer-Klosterschule, die der Junge besucht, wird ihm das Bild des strafenden Gottes vermittelt, sein lehrender Padre bezeichnet Galilei noch immer als Ketzer. Die Entfernung zu den Interessen des Jungen, der gerne Bücher über die Erdgeschichte, der Raumfahrt oder über die Reisen des Charles Darwin liest, könnte größer nicht sein. Vom Start der Raumfahrt- Mission auf dem Kennedy Space Center bis zum Landeanflug der Mondlandefähre auf dem Erdtrabanten, fiebert er vor dem neuerworbenen Fernseher mit – und dann sind da noch die durch die Pubertät hervorgerufenen unheimlichen Veränderungen… „Mondwind“ ist eine poetische Reise und eine märchenhafte Allegorie zugleich. Phantasievoll, facettenreich und mit literarischer Eleganz entführt Molina den Leser in verschiedene Welten. Der Autor verzichtet dabei auf eine geradlinige Erzählweise, stattdessen reiht er einzelne Szenen und unterschiedliche Perspektiven aneinander und suggeriert dadurch ausdrucksstarke Bilder. Seine fließende Sprache und seine polyperspektivische Erzählweise lassen ein vielschichtiges Bild von den Gedanken und Gefühlswelten seiner Figuren entstehen, vom Weltinnenraum und dem Weltraum. Der Start der Apollo 11 bezeichnet somit den Beginn der Reise des13-jährigen Jungen aus der ländlichen Enge und markiert zugleich das sexuelle Erwachen aus der Welt der Kindheit. Plastisch und poetisch beschreibt Molina die Leiden und Sehnsüchte eines Heranwachsenden und den Aufbruch in ein neues Zeitalter.
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