Antonio Muñoz Molina

 4 Sterne bei 74 Bewertungen
Autor*in von Die Augen eines Mörders, Tage ohne Cecilia und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Antonio Muñoz Molina, 1956 im andalusischen Úbeda geboren, zählt zu den wichtigsten Gegenwartsautoren Spaniens und hat mehr als ein Dutzend Romane veröffentlicht, darunter »Die Augen eines Mörders« (1997), »Die Nacht der Erinnerungen« (2011), »Schwindende Schatten« (2019) und »Gehen allein unter Menschen« (2021). Sein belletristisches Werk wurde vielfach ausgezeichnet, so gleich zwei Mal mit dem spanischen Staatspreis für Literatur. 1995 wurde er in die Königlich Spanische Akademie für Sprache und Dichtung aufgenommen, 2019 ins Präsidium des Museo del Prado. Muñoz Molina lebt in Madrid und Lissabon.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Antonio Muñoz Molina

Cover des Buches Die Augen eines Mörders (ISBN: 9783328104476)

Die Augen eines Mörders

 (19)
Erschienen am 24.05.2018
Cover des Buches Tage ohne Cecilia (ISBN: 9783328602002)

Tage ohne Cecilia

 (14)
Erschienen am 24.08.2022
Cover des Buches Die Nacht der Erinnerungen (ISBN: 9783328104469)

Die Nacht der Erinnerungen

 (7)
Erschienen am 24.05.2018
Cover des Buches Carlotas Liebhaber (ISBN: 9783499230967)

Carlotas Liebhaber

 (5)
Erschienen am 01.01.2002
Cover des Buches Schwindende Schatten (ISBN: 9783328600138)

Schwindende Schatten

 (6)
Erschienen am 25.02.2019
Cover des Buches Der polnische Reiter (ISBN: 9783328104483)

Der polnische Reiter

 (3)
Erschienen am 24.05.2018
Cover des Buches Siesta mit Blanca (ISBN: 9783499236860)

Siesta mit Blanca

 (3)
Erschienen am 02.08.2004
Cover des Buches Sepharad (ISBN: 9783499232312)

Sepharad

 (2)
Erschienen am 01.02.2006

Neue Rezensionen zu Antonio Muñoz Molina

Cover des Buches Tage ohne Cecilia (ISBN: 9783328602002)
Gwhynwhyfars avatar

Rezension zu "Tage ohne Cecilia" von Antonio Muñoz Molina

Eine literarische Perle, kraftvoll geschrieben
Gwhynwhyfarvor 6 Monaten

Der Anfang: «Ich habe mich in dieser Stadt niedergelassen, um dort auf das Ende der Welt zu warten. Die Bedingungen könnten nicht besser sein.»


Handwerker beaufsichtigen, die Wohnung einrichten, mit dem Hund die Stadt erkunden: Voller Vorfreude erwartet ein Mann die Ankunft seiner Frau in Lissabon. Während Cecilia, eine Neurowissenschaftlerin der Traumataforschung, die Verlegung ihres wissenschaftlichen Projekts in New York vorantreibt, organisiert er den Umzug. Das Paar, so erfahren wir aus seiner Schilderung, lässt ein Leben in New York hinter sich, das durch die Ereignisse des 11. September nachhaltig erschüttert wurde. Sie hatten sich in Lissabon verliebt, fern von der Hektik Big Apples. Dieser Mann, von einer New Yorker Bank von einem Tag auf den anderen während der Krise gefeuert, ist auch nicht gewillt, sich wieder von in der Tretmühle von Arbeitgebern zermalmen zu lassen, freut sich auf das entspannte Leben in diesem ruhigen Viertel von Lissabon. Doch je länger der verbitterte Mann wartet und aus der gemeinsamen Vergangenheit mit Celia erzählt, desto mehr drängt sich ein Verdacht auf, dass sein Warten vergeblich sein wird.


«Der Weltuntergang findet häufig statt. Überall kann in diesem Augenblick die Apokalypse ausbrechen. In den tropischen Wäldern Südamerikas sind in kurzer Zeit Millionen gelber Frösche einem tödlichen Pilz zum Opfer gefallen, einem Pilz, der sich so rasch ausbreitet wie die europäischen Pocken, die im 17. Jahrhundert die indigene Bevölkerung dezimiert haben.»


Der erste Satz läutet bereits ein Drama ein. Was zunächst nach einer Liebesgeschichte anmutet, ist der Versuch einer Reflexion mit etwas Vergangenem. Tief in eine Depression versunken, enttäuscht vom Leben, richtet er sich in seinem Museum ein. Als die Möbel ankommen, stellt er in der Wohnung exakt dem Vorbild in New York nach. Das Leben nah am Fluss, am Hudson, am Tejo … Celia war zu ihm gezogen, als sie nach 9/11 nicht mehr in ihrem Apartment leben konnte. Hier fragt man sich das erste Mal, ob es ein Wir oder ein Seins war; klar wird, wir haben es mit einem unzuverlässigen Erzähler zu tun. Aber natürlich geht es in der Geschichte nicht nur um das Scheitern einer Beziehung. Es ist eine vielschichtige Auseinandersetzung mit der Gesellschaft in viele Richtungen. Er schimpft auf den Finanzmarkt, der immer wieder die gleichen Fehler macht, das Spiel mit dem Geld, die Gier, Inflation und das Risiko, ie Möglichkeit der Geldentwertung. Das Zocken mit Papieren, in der Hoffnung, reich zu werden – die Klimakatastrophen machen ihm zu schaffen, Waldbrände, Überschwemmungen, Hurrikans. «Das Wasser der Meere steigt wie die Genesis.» Nachrichten über Kriege nehmen zu, immer mehr Menschen flüchten aus ihrer Heimat und reaktionäre politische Strömungen gewinnen an Macht. Die Nachrichten sind voller Katastrophen, so der Erzähler, und doch läuft die Welt einfach weiter, trotz der Shoa, trotz 9/11, trotz des Erdbebens, das das Zentrum von Lissabon zerstörte. Hier werden zeitgenössische und gesellschaftliche Schlüsselereignisse mit persönlichen Erfahrungen verwoben. 


«Weit von uns entfernt stieg am südlichen Ende der Insel noch immer die große schwarze Wolke mit dem Flammenrot in ihrem Innern genau an der Stelle des Horizonts auf, an der vor ein paar Tagen, und später dann vor Wochen, die beiden Türme gestanden hatten. In Cecilias Träumen näherten sich die Flugzeuge im Tiefflug und rasten in einen Turm und danach in den anderen inmitten eines Feuerballs, immer wieder, so wie man es im Fernsehen sah. Wir erlebten das Ende der Welt direkt am Bildschirm des Fernsehers.»


Celia wohnte in der Nähe der Twin -Towers und hat mit 9/11 ein traumatisches Ereignis erlebt, forscht heute an posttraumatischen Belastungsstörungen. Ständig hält sie weltweit Vorträge, während er auf sie wartet. Nun richtet der Erzähler die Wohnung ein, wartet. Den Tisch deckt er regelmäßig für zwei Personen. Und immer wieder die Sätze, die darauf hinweisen, dass er auf das Ende der Welt wartet. Will sie mit ihm warten? Der Erzähler schwelgt in seinen Erinnerungen, das Weltgeschehen, zieht ihn herunter und er wirkt oft orientierungslos, lässt sich hineingleiten in seine Depression. Celia kommt weder an, noch ruft sie ihren Mann an, nimmt niemals Kontakt mit ihm auf. Das scheint ihn nicht zu stören. Sein persönlicher Weltuntergang ist nahe. Ein Einpersonenstück – ein Selbstgespräch letztendlich, ein Gedankenspiel zum Zustand der Welt. Eine literarische Perle, kraftvoll geschrieben!


«Ich habe mich bemüht, alles in dieser Wohnung für unser Leben hier einzurichten, für Cecilias Rückkehr, für ein möglichst angenehmes Warten auf das Ende der Welt, das täglich näher rückt, vielleicht sogar für ein glückliches Überleben nach der Katastrophe.»


Cover des Buches Tage ohne Cecilia (ISBN: 9783328602002)
Buecherfreundinimnordens avatar

Rezension zu "Tage ohne Cecilia" von Antonio Muñoz Molina

Schemen und Spukgestalten…
Buecherfreundinimnordenvor einem Jahr

Der erste Teil des Buches hat mich begeistert: Bruno, aus New York frisch nach Lissabon übergesiedelt, richtet sich eine Wohnung ein - ein ganz neues Leben soll es sein, mit Cecilia, seiner Partnerin, einer erfolgreichen Neurologin. Bei ihm ist vorerst nur seine treue, alte Hündin. Bruno nimmt den Leser mit auf Erkundungsspaziergänge durch die neue Umgebung, er teilt seine Erinnerungen an New York und 9/11 mit uns- der furchtbare Terrorakt, den er dort erleben musste, lässt ihn nicht los. Er lässt Handwerker seine Wohnung renovieren und : Er wartet auf Cecilia, über die der Leser bis dahin nur Positives gehört hat. Allmählich bröckeln jedoch alte Gewissheiten, es tauchen Fragen auf: Warum meldet sich Cecilia nie bei Bruno? Warum meint er, in Lissabon in Ruhe das Ende der Welt erwarten zu können? Warum schottet er sich nach erfolgter Renovierung der Wohnung derart von anderen Menschen ab? Sicher, jemand, der 9/11 unmittelbar vor Augen hatte, muss tief erschüttert sein - doch je länger man mich mit Bruno alleine ließ, desto einsamer und orientierungsloser fühlte ich mich. Dass die Geschichte am Schluss auch keine schlüssige Auflösung der Fragen oben bietet, hat mir dann immerhin gezeigt, dass ich als Leserin Rätsel ohne Auflösung nicht zugetan bin. Man muss mir nicht jede Gewissheit auf einem Silbertablett präsentieren - aber hier habe ich mich ein schlüssiges Ende der Story sehr vermisst.

Cover des Buches Tage ohne Cecilia (ISBN: 9783328602002)
ulrikerabes avatar

Rezension zu "Tage ohne Cecilia" von Antonio Muñoz Molina

Warten auf Cecilia
ulrikerabevor 2 Jahren

Ein Mann freut sich auf das Wiedersehen mit seiner Frau Cecilia, während er Vorbereitungen für ihr gemeinsames neues Zuhause in Lissabon trifft. Vorbei ist ein Lebensabschnitt in New York, der von traumatischen Erinnerungen an den 11. September geprägt war. Er treibt den Umzug voran, während Cecilia die Verlegung ihres wissenschaftlichen Projekts in der Hirnforschung zu Gedächtnis und Angst organisiert. 

 

„Ich habe mich in dieser Stadt niedergelassen, um dort auf das Ende der Welt zu warten. Die Bedingungen könnten nicht besser sein.“

 

Tage ohne Cecilia heißt der neue Roman von Antonio Munoz Molina. Der lange namenlose Protagonist verbringt den Großteil des Tages mit Warten. Bis auf die Haushaltshilfe und den Handwerker, der sich um die Renovierung der Wohnung kümmert, hat der Mann kaum Kontakt mit der Außenwelt

 

Er will bis ins kleinste Detail auf die Ankunft seiner Frau vorbereitet sein Aber die idyllische Zuflucht und die penible Routine wirken zunehmend beunruhigend. Ein unbehaglicher Verdacht einer unbestimmten Bedrohung drängt sich auf. Immer mehr wagt man Zweifel an der Existenz Cecilias und am Verstand des Mannes anzumelden

 

Tage ohne Cecilia ist ein psychologisch eindringlicher Roman, in dem Erinnerung, Vernunft und Angst die Wirklichkeit durchsetzen. Sprachlich weiß der Autor zu bezaubern. Bis auf einen Durchhänger in der zweiten Hälfte des Buches liest sich dieses Buch eingängig und bleibt nachdrücklich bemerkenswert.

 

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