Rezension zu "Immer lieber woandershin" von Antony Penrose
Lee Miller war eine wirklich außergewöhnliche Persönlichkeit: Model, Fotografin, Künstlerin, Reporterin, Ehefrau, Mutter, Kriegsberichterstatterin für die Vogue und Militärkorrespondentin der US Armee. Da hat sich mir schnell die Frage gestellt: Wie passen all diese Facetten in ein einziges Leben?
Antony Penrose hat auf Basis von Briefen, Tagebuchaufzeichnungen, eigenen Erinnerungen sowie denen von Familie und Freunden ein einfühlsames Porträt seiner Mutter geschaffen. Den Blick, den er auf das Leben seiner Mutter wirft, ist warmherzig, respektvoll doch auch durchaus kritisch.
Sie inspirierte viele Persönlichkeiten ihrer Zeit wie Man Ray oder Pablo Picasso, eckte an, denn sie nimmt sich die Freiheiten, welche sich sonst nur Männer gewähren, und war in vielen Momenten ihres Lebens rastlos. Gerade die Zeit als Kriegsberichterstatterin – nicht zuletzt das Erlebte bei der Befreiung der Konzentrationslager Dachau und Buchenwald hinterlassen - tiefe Spuren. Sie wird depressiv und der Alkohol (dem sie immer gerne zugesprochen hat) verbessert ihren Zustand nicht. Eher überraschend wird sie im Alter von 40 Jahren Mutter, hört auf zu fotografieren und findet nach all den dunklen Jahren im Kochen eine neue Leidenschaft, der sie mit Hingabe und dem für ihr bisheriges Leben charakteristischen hohen Anspruch an sich selbst und das Ergebnis erfolgreich nachgeht.
Lee Miller hat es verdient, dass ihr Werk eine viel größere Bekanntheit erfährt. Vielleicht helfen ja diese Biografie, Ausstellungen wie die Retrospektive im Bucerius-Forum Hamburg 2023 oder die Verfilmung ihres Lebens mit Kate Winslet in der Hauptrolle, dieser außergewöhnliche Persönlichkeit mehr Würdigung zuteilwerden zu lassen.
Die Biografie von Antony Penrose über seine Mutter ist in jedem Fall lesenswert.