Zunächst einmal: Palm Beach, Finland lässt sich für mich in kein klassisches Genre stecken. Wer hier Nordic Noir erwartet, liegt falsch – aber das ist keineswegs negativ gemeint.
Schon die ersten Seiten haben mich überrascht, nicht zuletzt, weil die deutsche Übersetzung von Jan Costin Wagner stammt – einem Autor, den ich sonst mit stiller Melancholie verbinde. Palm Beach, Finland hingegen ist das genaue Gegenteil: bunt, ironisch, überzeichnet, dabei aber niemals albern. Die Stimmung erinnerte mich sofort an die Serie Fargo– schwarzer Humor, skurrile Figuren, eine gewisse Lakonie und das alles mit nordischem Flair.
Was das Buch für mich besonders gemacht hat, ist die Kombination aus düsterer Grundstimmung und einem konstanten Augenzwinkern. Die Charaktere sind schräg, ja – aber nie platt. Im Gegenteil: Tuomainen gelingt es, sie so fein zu zeichnen, dass ich mit jeder Figur mitfühlen konnte. Ich habe ihre Motivationen verstanden, ihre kleinen Dramen gespürt – und das hatte ich bei einem Buch mit diesem Tonfall nicht erwartet.
Die Kapitel sind angenehm kurz gehalten, was für Tempo sorgt. Die Handlung an sich ist nicht revolutionär, aber das scheint auch gar nicht das Ziel zu sein. Vielmehr steht das Figurenensemble im Mittelpunkt – und genau das funktioniert wunderbar. Die Geschichte ist durch ihre Überzeichnung fast schon comichaft, wird dadurch aber in ein neues Licht gerückt. Was auf dem Papier banal klingt, wird durch Stil und Ton extrem unterhaltsam.
Für mich war Palm Beach, Finland eine erfrischende Abwechslung zum klassischen Nordic Noir. Kein purer Krimi, keine Komödie – eher ein liebevoll skurriles Verwirrspiel mit viel Atmosphäre und Herz. Wer offen ist für ein wenig stilistischen Grenzgang, bekommt hier einen echten Geheimtipp serviert.