Rezension zu "Letzter Mann im Turm (6 CDs)" von Aravind Adiga
Die Bewohner der zwei Türme der „Vishram Society“, einer Wohngenossenschaft in Bombay, lebten bisher über Jahrzehnte ein recht beschauliches Leben als sich gegenseitig wertschätzende Nachbarn. Als jedoch der Immobilienhai Shah ein sagenhaftes Angebot macht, blitzen die Dollarzeichen in den Augen der meisten von ihnen auf. Er möchte die Wohntürme abreißen, um an ihrer Stelle einen luxuriösen Komplex in die Höhe zu ziehen und dafür jeden einzelne fürstlich entlohnen. Zunächst gibt es vier Abweichler im Turm A, doch mit Bonuszusagen und einer nachdrücklichen 'Überredungskunst' bleibt letztendlich nur noch einer übrig: Master Ji, ein pensionierter und ursprünglich hoch ansehender Lehrer. Er möchte sich nicht nochmals aus seiner vertrauten Umgebung verpflanzen lassen, in der er mit seiner Frau, die im Jahr zuvor verstorben war und seiner Tochter, die schon früher tragisch ums Leben kam, so lange glücklich Zeiten verbracht hat. Doch mit seiner klaren Haltung steht er dem großen Geldsegen und den damit verbundenen Träumen der restlichen Bewohner des Turmes A im Wege. Denn nur, wenn alle geschlossen dem Angebot Shahs zustimmen, wird es wirksam. Die Frist läuft langsam ab und die Anfeindungen, denen Master Ji von unterschiedlichen Seiten ausgesetzt ist, nehmen zu. Kann er dem Druck standhalten und seinen Prinzipien treu bleiben? ..
Die Handlung bietet einen Einblick in das alltägliche Leben auf dem indischen Subkontinent in einer Großstadt. Obwohl auch das Leben in den Slums eine Nebenrolle spielt, ist der Fokus auf Menschen gelenkt, denen es finanzielle gar nicht so schlecht geht, die aber trotzdem zumeist das Gefühl haben, auf die eine oder andere Art im Leben zu kurz gekommen zu sein.
Die Geschichte erzählt von dem allmählichen Verfall einer guten Nachbarschaft aufgrund der Aussicht auf relativ üppigen Reichtum; wie sich Werte dadurch wandeln oder einfach ihre Bedeutung verlieren bis hin zu Mördergedanken.
Man kann sich gut vorstellen, dass dies sich nicht nur in Bombay so zutragen könnte, sondern auch an vielen anderen Orten auf der Welt, denn der Gier des Menschen sind selten humane Grenzen gesetzt.
Es liest Sebastian Kowski, ein Theaterschauspieler, momentan in Stuttgart engagiert.
Fazit: Ein nicht unspannender Handlungsverlauf, der sich aber mitunter ein wenig in die Länge zieht, trotz der gekürzten Lesung (auf 6 CDs.)