Es ist Sommer geworden. Zeit, auf ein Buch aufmerksam zu machen, dem bislang meines Erachtens viel zu wenig Beachtung geschenkt wurde. Höchste Eisenbahn also, das nachzuholen und über das Debüt „Sssommerssseit“ von Armin Kastleiner zu sprechen. Der ungewöhnliche Titel wirkt genauso wie das Cover auf den ersten Blick nur wenig spektakulär, ABER – und so viel darf ich verraten – das alles hat seinen Grund und der wird an entsprechender Stelle auch verraten.
Um was geht es in dem autobiografisch geprägten Erstlingswerk? Um eine Kindheit im Sommer 1957. Wie alle anderen Kinder verbringt der neunjährige Heinz die großen Ferien daheim, Urlaubsreisen waren damals noch etwas ganz Besonderes. Man traf sich, spielte auf der Straße, stellte Dummheiten an und manchmal mussten die Jungs untereinander auch was „klären“. Zuhause geblieben waren ja nicht nur die, die man mochte, sondern auch diejenigen, gegen die man sich behaupten musste.
Obwohl ich selbst so eine Kindheit nicht erlebt habe, konnte ich mich dank der anschaulichen Beschreibungen leicht in den Alltag der Jungen (und durch deren Augen auch in den der Erwachsenen) hineinversetzen. Im Vergleich zu heute mussten die Menschen auf vieles verzichten, andererseits war der Alltag geprägt von einer Einfachheit, nach der wir uns heute wieder sehnen. Sehr gut gefallen hat mir, wie es dem Autor gelungen ist, die Nachkriegsjahre lebendig werden zu lassen, ohne zu glorifizieren oder zu verurteilen.
Kastleiners Schreibstil ist wie ein Sommertag geprägt von Leichtigkeit und Unbeschwertheit. Mit diesem unterhaltsam zu lesenden Buch macht man bestimmt auch Eltern oder Großeltern eine Freude und schafft womöglich einen Aufhänger für eine Entdeckungsreise in die eigene Familiengeschichte. Ich persönlich wusste jedenfalls wenig über den Alltag in den 50er Jahren und habe Heinz sehr gerne in seine Sommerferien begleitet.
„Sssommerssseit“ ist eine dieser unentdeckten Selfpublisher-Perlen, die es wert ist, gelesen zu werden. Bei der Lektüre hatte ich jede Menge Sommerfreude und empfehle Euch daher dieses kleine Buch gerne in den Reisekoffer.