Rezension zu Stadtgeschichten von Armistead Maupin
Rezension zu "Stadtgeschichten" von Armistead Maupin
von rd19779
Rezension
rd19779vor 13 Jahren
In Berlin leben 3½ Millionen Bekloppte und ich bin einer davon! Aus einer eher ländlich-geprägten Mittel- in die Hauptstadt gekommen, kann ich das Empfinden einer der Hauptperson dieses Werkes nur zu gut nachvollziehen: Mary Ann Singleton aus dem beschaulichen Cleveland verlängert ihren Urlaub in San Francisco bis auf Weiteres — mit neuer Arbeit und einer neuen Wohnung in der »berüchtigten« Barbary Lane 28 (»Du hast dir die Barbary Lane nicht ausgesucht. Sie hat dich ausgesucht.«), wo im Garten Hanf gezogen wird und die schrullige Vermieterin Anna Madrigal gerne mal einen Joint an die Wohnungstür »ihrer Kinder« pappt. Größer können die Gegensätze kaum sein: mit Ihren Freunden Mona, Michael und Brian pendelt Mary Ann zwischen Rausch und Realität, Homo- und Heterosexualität, Liebe und Arbeit, Sehnsucht und Alltag (»Niemand ist glücklich. Was ist schon Glück? Mit dem Glücklichsein ist es vorbei, sobald das Licht wieder angeht.«). Im atemberaubendem Tempo spielt die Handlung, die zwar teilweise so unsinnig, aber doch auch immer so lustig und spannend ist, dass man die Erzählung förmlich verschlingt. Das fällt einen aufgrund der Kürze der einzelnen Kapitel — so will und kann man sie eigentlich nicht mal nennen — nicht sonderlich schwer und gelingt — ganz typisch für eine schnelllebige Großstadt — auch mal bei den vielen kurzen Fahrten mit S-, U- oder Straßenbahn...