Cover des Buches So, und jetzt kommst du (ISBN: 9783608503692)
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Rezension zu So, und jetzt kommst du von Arno Frank

Wenn Eltern vorm Leben davonlaufen und ihre Kinder mitschleifen

von gst vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Ein Buch, das auch bei mehrmaligem Lesen bestimmt nicht langweilig wird.

Rezension

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gstvor 7 Jahren
Arno Frank, dessen Vater ein Hochstapler war, musste schon als Kind mit den Eltern und zwei Geschwistern flüchten. Was für ihn teilweise Abenteuer war, lässt dem Leser die Haare zu Berge stehen. Zwar darf man zwischendurch in einer herrlichen Villa in Südfrankreich von Urlaub und viel Geld träumen, aber wenn man dann liest, wie das Geld „aus dem Fenster geworfen“ wird, ist voraussehbar, dass die Zeiten sich bald wieder ändern.

Die abenteuerliche Flucht vor der Polizei führt die fünfköpfige Familie von der pfälzischen Provinz nach Südfrankreich und Portugal … Sprachschwierigkeiten scheint es kaum zu geben und wenn, dann gehen die Kinder ja zur Schule und können aushelfen. Auf die Kinder wird wenig Rücksicht genommen, die Eltern sehen vor allem auf ihr eigenes Wohlergehen und meinen, ihrem Ältesten mit einem Flug eine Freude zu machen. Der verkriecht sich jedoch ängstlich zwischen den Beinen des Piloten, beschreibt aber trotzdem in poetischen Worten seine Umgebung: „Im Dunst sitzt streng und wie auf gleicher Höhe mit unserem Flieger der Saum der Alpen. Ein zerknüllte Kontinent. Nach Süden ist alles Meer, geteilt vom Fahrwasser eine Fähre. In der Ferne, irgendwo bei Korsika, lehnen adipöse Wolken über dem Horizont wie über eine Brüstung.“ (Seite 106)

Neben den farbenprächtigen Naturbeschreibungen gefiel mir die Zeit, in der die Geschichte spielt: Damals steckte die Technik teilweise noch in den Kinderschuhen und PCs wurden als teures Spielzeug bezeichnet: “Es gibt sie jetzt schon in Autos. Da kann man dann, wenn man irgendwo im Stau steht, nachschauen, wann man ankommen müsste, wenn man nicht gerade im Stau stehen würde.“ Gut erkannt!

Der Autor ist ein guter Beobachter und gestaltet seinen Roman sehr lebendig : >>„Jetzt kommt, Essen ist fertig“, sagt Mutter und setzt sich Fabian auf den Schoß, der sofort mit beiden Händen in das Rührei greift, die Hitze bemerkt, brüllt.<< So lustig sich vieles liest, herrscht doch auf langen Strecken auch die Depression vor, vor allem, wenn die Familie sich in ihre vier Wände zurückzieht und sich aus Angst vor der Polizei nicht mehr vor die Türe wagt.

Der Journalist Arno Frank, 1971 in Kaiserslautern geboren, schreibt für unterschiedliche Magazine und legt mit diesem Buch in Ich-Form seinen ersten, äußerst lesenswerten Roman vor.
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