Arno Gruen

 4,6 Sterne bei 65 Bewertungen
Autor*in von Der Fremde in uns, Wider den Gehorsam und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Arno Gruen, 1923 in Berlin geboren, 1936 Emigration in die USA, 1961 Promotion als Psychoanalytiker bei Theodor Reik. Tätigkeit als Professor und Therapeut an verschiedenen Universitäten und Kliniken, daneben seit 1958 psychoanalytische Privatpraxis. Seit 1979 lebte und praktizierte Arno Gruen in der Schweiz. Zahlreiche Fachpublikationen und Buchveröffentlichungen. Arno Gruen starb im Oktober 2015 in Zürich.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Arno Gruen

Cover des Buches Wider den Gehorsam (ISBN: 9783608948912)

Wider den Gehorsam

 (12)
Erschienen am 14.08.2014
Cover des Buches Der Fremde in uns (ISBN: 9783608986815)

Der Fremde in uns

 (13)
Erschienen am 16.05.2022
Cover des Buches Dem Leben entfremdet (ISBN: 9783608986464)

Dem Leben entfremdet

 (6)
Erschienen am 02.06.2022
Cover des Buches Der Verrat am Selbst (ISBN: 9783423350006)

Der Verrat am Selbst

 (4)
Erschienen am 01.01.1992
Cover des Buches Der Verlust des Mitgefühls (ISBN: 9783423351409)

Der Verlust des Mitgefühls

 (4)
Erschienen am 01.10.1997
Cover des Buches Ich will eine Welt ohne Kriege (ISBN: 9783608942507)

Ich will eine Welt ohne Kriege

 (3)
Erschienen am 02.07.2010
Cover des Buches Wider die kalte Vernunft (ISBN: 9783608949032)

Wider die kalte Vernunft

 (3)
Erschienen am 18.01.2016
Cover des Buches Verratene Liebe - Falsche Götter (ISBN: 9783608949049)

Verratene Liebe - Falsche Götter

 (2)
Erschienen am 11.08.2015

Neue Rezensionen zu Arno Gruen

Cover des Buches Wider die kalte Vernunft (ISBN: 9783608949032)

Rezension zu "Wider die kalte Vernunft" von Arno Gruen

Die Grenzen der Gruenschen Psychoanalyse
Ein LovelyBooks-Nutzervor 6 Monaten

Das Essay Wider die kalte Vernunft basiert auf einem wissenschaftlichen Beitrag der 2005 im Jahrbuch für Psychodynamische Forschung erschienen ist. Diese wissenschaftliche Grundierung merkt man dem Büchlein, entgegen anderer Werke von Arno Gruen, auch schmerzlich an. Sind doch die meisten Bücher von Gruen explizit an alle Interessierten gerichtet und eben nicht an ein exklusives akademisches Publikum. Zwar wurde der Beitrag für den Band überarbeitet und erweitert, der Grundton bleibt aber dennoch bestehen.

Wissenschaftlich ist der Essay allerdings auch nicht besonders überzeugend. Den Aspekt, dass die Vernunft in der herrschenden Kultur völlig überhöht ist, und dass Gefühle eine weitaus wichtigere Rolle im Leben der Menschen spielen, haben andere Autoren wesentlich treffender und vor allem wissenschaftlich basierter beschrieben, allen voran sicherlich Antonio Damasio oder auch Gerhard Roth, sowie zahlreiche weitere Neurowissenschaftler oder Emotionssoziologen. Das Thema ist eben alles andere als neu. Auch Gruen hat in seinen zahlreichen Werken immer wieder auf diesen Zusammenhang hingewiesen.

Die Grenzen der Gruenschen Psychoanalyse

Die Gegenbeispiele des Neandertalers, die er anführt, sind auch eher populärwissenschaftlich, denn evidenzbasiert. „Wir können davon ausgehen, dass der Neandertaler aufgrund seines stärker ausgebildeten Sicherheitsgefühls mit Belastungen und Stress anders umging als der heutige Mensch.“ Das grenzt schon ans Absurde, denn auch der Mensch vor 10.000 Jahren ist sicherlich anders mit Belastungen umgegangen als der heutige Mensch, ganz abgesehen davon, dass der Satz nichts weiter als eine unwiderlegbare Behauptung ist. Die monokausale Rückführung auf die gestörte Mutter-Kind-Beziehung ist mindestens unterkomplex.

Auch sind Gruens neurowissenschaftliche Anmerkungen nicht gerade auf der Höhe der Zeit, ebenso wie seine sprachwissenschaftlichen Thesen, die auf Whorf rekurrieren. Die Grenzen Gruens Theorie werden besonders deutlich, wenn er auf die Grausamkeit der Spezialeinheit der Green Berets in Vietnam zu sprechen kommt. So sei herausgefunden worden, dass „die Soldaten dieser Einheit von ihren Vätern und Müttern keine Geborgenheit und Wärme erlebt hatten“. Was auch immer alles eine Rolle bei entgrenzter Gewalt in Kriegen spielt, dieser Ansatz erklärt gar nichts. Da empfiehlt es sich eher, bei Harald Welzers Täter nachzulesen.

Das Anliegen Gruens ist dabei aber dennoch vollkommen richtig. „Es geht im Grunde um die Verdrängung der empathischen Wahrnehmung durch die Überbewertung des kognitiven und abstrakten Denkens.“ Deshalb finden sich natürlich auch in diesem Essay einige wichtige und interessante Gedankengänge. Wer allerdings schon viel von Gruen kennt, wird hier nichts Neues finden. Wer noch gar nichts von Gruen kennt, greift besser zu „Wider den Gehorsam“ oder „Der Wahnsinn der Normalität“. Und wer seine Gruen-Bibliothek vervollständigen möchte oder alte Gedanken auffrischen, der ist hiermit natürlich auch gut beraten.

Cover des Buches Wider den Gehorsam (ISBN: 9783608948912)

Rezension zu "Wider den Gehorsam" von Arno Gruen

Einfacher Einstieg in Arno Gruens Weltbild
Ein LovelyBooks-Nutzervor 6 Monaten

Gehorsam „ist der Zement, der die Menschen an Autoritätssysteme bindet und ein tiefwurzelndes Verhalten erzeugt, das ethisches Empfinden und Mitgefühl zunichtemacht.“ Das neue, kleine Buch „Wider den Gehorsam“ des Psychoanalytikers Arno Gruen kann helfen, vieles von dem was aktuell geschieht, besser zu verstehen. Da das Buch aus einem Vortrag aus dem Jahr 2002 hervorgegangen ist, zeigt sich schon die, obwohl hochaktuell, zeitlose Diagnose von einem der letzten großen Theoretiker der menschlichen Psychen.

Der Vortrag „Über den Gehorsam“ ist in das Essay eingegangen, geht aber darüber hinaus und wartet mit scharfsinnigen und leicht verständlichen Analysen auf.

„Die Kehrseite jeder Treue ist Gehorsam. Umgekehrt impliziert jeder Gehorsam Treue. Menschen halten sich für treu, aber deswegen nicht für gehorsam, weil sie sich – aus freier Wahl – als treu empfinden und erleben. Aber indem man Treue als einen moralischen Wert empfindet, den man selbst wählt, verhüllt man jenen Gehorsam, der der Identifikation mit den Mächtigen dient. Beide, Treue und Gehorsam, wurzeln in der Autorität, wodurch freiwillige Knechtschaft zum moralischen Wert und zu einer bewundernswerten menschlichen Qualität erhoben wird.“

Wer unhinterfragbare Bündnistreue einfordert, wer Treue zum Nationalstaat oder auch nur blinde Verfassungstreue einfordert, verlangt nichts anderes als Gehorsam und Unterwürfigkeit. Ein demokratischer Rechtsstaat muss den Widerspruch geradezu provozieren, um daran wachsen zu können. Ziviler Ungehorsam und das Infragestellen alter Gewissheiten sollten selbstverständliche Bürgerpflicht sein.

Zu beobachten ist jedoch vielfach das Gegenteil. Es werden Untertanen eingefordert. Gesellschaftliche Diskurse werden nicht geführt. Es gibt lediglich den Anschein von Diskursen. Simulierte Diskurse. Leitartikler der großen Medien werfen sich die immer gleichen Argumente wie in einem Ping Pong Spiel zu. Es gibt keinen gedanklichen Ungehorsam. Kein Widerstreben. Keinen kritischen Diskurs. Alle sind sich einig. Und in dieser Parallelwelt glauben sich Meinungsführer besonders pluralistisch, wenn man statt Bomben Sanktionen fordert.

„Die Basis unserer ‚Hochkultur’ ist das Bestreben, die Welt im Griff zu haben, sie zu besitzen, zu beherrschen und gleichzeitig für Mechanismen zu sorgen, die eine Verleugnung und Verschleierung dieser Motivation bewirken. Diese Verschleierung basiert auf dem Motto: Wir verfügen über dich, weil es zu deinem Besten ist.“

Einige Menschen rebellieren jedoch gegen den Gehorsam und kämpfen gegen die dadurch bedingte Entfremdung an. „Das führt dazu, dass sie von anderen als Außenseiter, als Nestbeschmutzer, sogar als Verräter an der gemeinschaftlichen Sache bezeichnet werden.“

Wem das bekannt vorkommt, sollte unbedingt zu dem kleinen Buch “Wider den Gehorsam” von Arno Gruen greifen. Wem das alles zu psychologisierend ist, der darf auch drauf verzichten.

„Gehorsam ist destruktiv. Gehorsam grenzt das Denken ein und verneint die Realität.“

Cover des Buches Dem Leben entfremdet (ISBN: 9783608947465)
dominonas avatar

Rezension zu "Dem Leben entfremdet" von Arno Gruen

Eine Botschaft über die es nachzudenken lohnt
dominonavor 8 Jahren

Es ist schwer das System, in dem man lebt, zu hinterfragen, aber das sollten wir tun, denn vieles wird im Namen des Fortschritts, des Kapitalismus, der Ehre oder des Egoismus verdammt, dabei müsste es gar nicht so sein.
Manchmal war mir das Buch, von wegen weibliche und männliche Eigenschaften zu esoterisch, auch wenn es das gar nicht sein will. Man sollte es als Anregung auffassen und sich mit mehreren Blickwinkeln beschäftigen.

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