Rezension zu "Die Geschichte der Juden in Deutschland" von Arno Herzig
Juden lebten schon in Mitteleuropa, bevor es ein Gebilde wie "Deutschland" überhaupt gab. Dieser Sammelband schildert die wechselvolle Geschichte der Juden in Deutschland und der deutschen Juden beginnend mit der ersten schriftlichen Erwähnung einer jüdischen Gemeinde im Rheinland bis zur Gegenwart.
Jüdinnen und Juden erscheinen dabei oft als Opfer von Vorurteilen und Verfolgung, aber eben auch als Minderheit, die in der Mehrheitsgesellschaft durchaus ihren Platz hatte.
Interessant wird das besonders ab der Aufklärung, als Juden ganz allmählich versuchten, sich in die überwiegend christliche deutsche Gesellschaft zu integrieren und so zwischen Assimilation und Zionismus das deutsche Judentum entstand, eine sehr bürgerliche Schicht, die dazugehörte und doch immer wieder ausgegrenzt wurde.
Der Holocaust brachte das Ende dieser deutsch-jüdischen Integrationsbemühungen und das Ende der deutschen Juden. Über diesen Abgrund gibt es keine Kontinuität und die jüdischen Gemeinden in der Bundesrepublik sind heute eher von Einwanderern aus der Sowjetunion geprägt als von Traditionen aus der deutschen Geschichte. Und gleichzeitig ist das alles Teil der deutschen Gesellschaft.
Es handelt sich um einen Sammelband, in dem die Aufsätze natürlich unterschiedlich sind. Einige geben einen Überblick über eine Epoche, andere Stellen Personen vor oder berichten von Kuriositäten, wie der spanisch-jüdischen Gemeinde in Hamburg. Die Themen wurden aber gut verteilt, so dass man einen guten Überblick erhält.
Die vielen Bilder helfen beim Verständnis und ich bin überzeugt, wenn man nicht die Aufsätze liest sondern die Bilderklärungen, hat man auch schon viel erfahren.