Am 27. Januar 2005, dem 60. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz, war Arno Lustiger als Holocaust-Überlebender in den Deutschen Bundestag eingeladen, um dort bei der zentralen Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus die Gedenkrede zu halten. Dort nutzte er die Gelegenheit, auch über die deutschen Judenretter zu sprechen und sagte:
„Der Begriff ‚Widerstand’ wird meist auf Aktionen beschränkt, die auf die Beseitigung des Naziregimes gerichtet waren, aber auch die Rettung der Juden war aktiver und erfolgreicher Widerstand. Deshalb ist es wichtig, über die fast unbekannten, und besungenen Helden des deutschen Rettungswiderstandes zu forschen und zu berichten.“
Nach jahrelanger Arbeit legt Arno Lustiger nun die Ergebnisse dieser Arbeit vor, bei der er von zahlreichen Mitarbeitern unterstützt wurde. Eine lesenswerte Untersuchung, die nicht nach dem Erfolg von Zivilcourage fragt, sondern an den Mut einzelner Menschen erinnert, die angesichts der Judenverfolgung über sich hinaus gewachsen sind. Er schildert solche Rettungsbemühungen von Menschen aus über dreißig Ländern, überall dort, wo Juden an Leib und Leben bedroht waren, nachdem die Nazis ihr Land entweder besetzt, oder ihre Regierung mit den Nazis paktiertem, was vor allem anderen zuerst die Beteiligung an der Auslöschung bedeutete. „Helden unserer Zeit“ nennt er diese Menschen, die ihr eigenes Leben für das ihrer jüdischen Mitbürger eingesetzt haben. Für ihn sind ihre Taten, ihr „Rettungswiderstand“ das „kostbarste moralische Kapital“, das Europas Gesellschaften besitzen. Weil diese Menschen die Ehre ihrer Mitbürger, ja der gesamten Menschheit bewahrt haben in einer Zeit, in der alle Werte, alle Moral, alle Menschlichkeit außer kraft gesetzt waren.
Über 100 000 solcher Helfer hat es gegeben, Helfer, die von ihrem Tun kaum ein Aufheben gemacht haben. Nur ihr Gewissen und ihr Gefühl für Gerechtigkeit hat sie so handeln lassen. Oft mit großer Gefahr für ihr eigenes Leben und ohne irgendeinen persönlichen Vorteil daraus zu ziehen. Nur wenige dieser Helfer waren bisher bekannt. Arno Lustiger hat ihnen nun mit seinem Buch ein Denkmal gesetzt.
Dieses Buch wird auch dazu beitragen, dass in Yad Vaschem bald mehr als nur die bisher 400 Namen von Judenrettern aus Deutschland genannt werden. Chasidai Umot Haolam ist ihr Ehrentitel: „Die Gerechten unter den Völkern der Welt haben einen Platz in der kommenden Welt.“